USA - Mittlerer Westen

Crazy Woman Canyon, Castle Gardens, Gooseberry Badlands, Cody

Die Klimaanlage hat mich in der Nacht mal wieder schier um den Verstand gebracht. Wir haben die Wahl: mit diesem dröhnenden Teil — was man wahrscheinlich noch unten an der Straße hört — kein Auge zuzutun oder aber schweißgebadet im Bett zu liegen. Die Entscheidung fällt leicht: wir stehen einfach um 5:00 Uhr auf und flüchten.

Das Frühstück im Hotel ist eher mau — ich halte mich lieber an meine restlichen Pasta von gestern Abend, was eigentlich schon alles sagt…


Um 6:20 Uhr sitzen wir im Auto und nehmen Kurs auf Cody. Zunächst geht es über die Crazy Woman Canyon Road noch einmal durch den Bighorn National Forest.

Die Gravel Road führt anfangs durch eine liebliche Landschaft mit vielen Ranches, sanften grünen Hügeln und den Bergen im Hintergrund — das sieht toll aus!

Ab und zu springen Pronghorns an der Straße herum. Die tun sich ganz schön schwer den Ausgang zu finden, wenn sie zwischen die Zäune geraten sind.

Sie kommen dann vom Straßenrand nicht mehr so einfach weg und scheinen in Panik zu geraten, wenn ein Auto vorbeifährt.

Nicht nur einmal liefern wir uns so fast ein Wettrennen mit einer Antilope, die vor uns davonläuft und das aber dummerweise auf der Straße tut.

Die Straße ist gut ausgebaut und auch als wir später durch den Canyon fahren, ist sie völlig unproblematisch zu fahren. Andere Erfahrungsberichte, die ich dazu gelesen hatte, kann ich gar nicht so ganz nachvollziehen. Die Hinweisschilder an den schmalen Brücken deuten sogar an, dass hier richtig schwere Fahrzeuge langfahren können. Sollten auch — wir sind immerhin auf dem Highway giggle

Das schmale Stück durch den Canyon ist schon beeindruckend — da liegen echt gewaltige Gesteinsbrocken herum.

Später wird die Strecke dann wieder unspektakulärer, ist aber trotzdem sehr scenic.

Die höchste Stelle überqueren wir am Powder River Pass, wo es ziemlich frisch ist — das Thermometer zeigt nur etwa 10 Grad. Genau hier haben wir auch schon 2010 angehalten und ein Foto gemacht — der Vergleich:

Fast identisch, nur dass auf dem zweiten weniger Haare sind biggrin

Über diverse Serpentinen fahren wir vom Hochplateau wieder hinunter und genießen dabei die schönen Ausblicke.


Nach Ten Sleep biegen wir ab zu unserem zweiten Ziel für heute: der Castle Gardens Scenic Area, wo wir gegen 9:00 Uhr ankommen. Wir sind von dem kleinen aber feinen Gebiet mit seinen Hoodoos und anderen bizarren Gesteinsformationen sofort total begeistert.

Der Platz ist sehr gut ausgestattet mit Feuerstellen und überdachten Picknickplätzen — sogar das Feuerholz liegt schon in Unmengen bereit. Also auch zum Übernachten, wenn man mit dem Wohnmobil unterwegs ist, eine tolle Location.

Wir stellen unser Auto ab, schnüren die Wanderschuhe und marschieren los.

Es gibt keinen richtigen Trail — wir stromern einfach querfeldein durch die Gegend, klettern und kraxeln zwischen den Felsen herum, fotografieren, was das Zeug hält und die Zeit verrinnt uns dabei nur so zwischen den Fingern — wir könnten hier locker einen halben Tag zubringen.

Dabei sind wir auch noch die ganze Zeit mutterseelenallein unterwegs.

Nur ein Häschen springt uns einmal über den Weg und wir entdecken in den Bäumen zwei Uhus — für uns eine absolute Premiere in freier Wildbahn.

Nach 90 Minuten haben wir eine große Erkundungsrunde gedreht und brechen wieder auf. Dieser Abstecher hat sich definitiv gelohnt thumbsup


Zurück zum Highway fahren wir noch einen kleinen Umweg und schauen bei den Honeycombs vorbei. Die reißen uns jetzt nicht wirklich vom Hocker aber die Strecke dahin ist immerhin toll mit recht schönen Aussichten und wir sehen unterwegs einen Falken — auch wenn er uns zum Fotografieren nur den Rücken zudreht.


Unseren nächster Stopp legen wir an den Gooseberry Badlands ein, wo es einen kleinen gut ausgebauten Rundweg von knapp zwei Kilometern gibt. Hier gefällt es uns wieder richtig gut: viele interessante Formen und Farben und dazwischen — erstaunlich in diesem trockenen Gebiet — richtig viel Grün und bunte Blümchen.

Sogar ein Häs’chen entdecken wir, das sich im kühlen Schatten versteckt hat — denn mittlerweile ist es auch wieder gut warm geworden: 30 grad vermeldet das Thermometer.


Nach einer Dreiviertelstunde fahren wir weiter — jetzt sind es nur noch knappe 60 Meilen bis nach Cody, die rasch zurück gelegt sind und so sind wir bereits gegen 14:00 Uhr da.

Im B&B können wir noch nicht einchecken, aber das ist kein Problem. Wir gehen einfach ein Eis essen, bummeln durch die sehr touristische aber nette Sheridan Avenue und gehen dann zum berühmten Buffalo Bill Center of the West.

Dieser Museumskomplex widmet sich gleich fünf verschiedenen Themengebieten:

Dem Leben und Wirken Buffalo Bills, den Prärie-Indianern, dem Yellowstone Nationalpark, einer Gemäldesammlung und einer Sammlung historischer Feuerwaffen.

Wir zahlen 18 USD Eintritt pro Person — ein stolzer Preis, aber immerhin gilt das Ticket für zwei Tage.

Zuerst schauen wir uns im Plains Indian Museum um. Hier wird mit viel Liebe zum Detail die Geschichte der Ureinwohner Amerikas dokumentiert.

Als wir alles gesehen haben, haben wir noch eine halbe Stunde Zeit, können uns aber nicht so richtig einigen: Andreas möchte unbedingt in’s Cody Firearms Museum, was mich jetzt aber so überhaupt nicht interessiert. Also trennen wir uns und er kann sich die Waffen anschauen, während ich in’s Draper National History Museum gehe und mir anschaue, was es zu Fauna und Flora im Yellowstone alles so zu entdecken gibt.

Die Ausstellung ist total spannend und interessant. Nach der halben Stunde habe ich noch nicht mal die Hälfte gesehen, da müssen wir morgen früh auf jeden Fall noch mal rein.


Jetzt heißt es aber erst mal im B&B einchecken, denn wir haben heute Abend noch ein Date…

Wir fahren also zu Robin’ Nest und werden dort von Robin und Hanna, dem Haushund, sehr herzlich begrüßt. Hanna schleckt uns auch gleich mal von oben bis unten ab, um ihre Sympathie zu bekunden.

Wir fühlen uns hier sofort wohl, beziehen unser Zimmer — den King Cedar Room — und machen uns frisch und ausgehbereit.

Wir haben bei der Cody Cattle Company das Gesamtpaket „Dinner & Country Show & Rodeo“ gebucht. Robin gibt uns noch ein paar Tipps zum Parken und für gute Sitze beim Rodeo und ruft auch gleich noch an, um uns Plätze im Restaurant zu reservieren. So müssen wir nicht super pünktlich da sein und können auf der Terrasse vorher noch ein Bierchen trinken.

Gegen 17:30 Uhr brechen wir dann auf zur Cody Cattle Company, wo wir einen lustigen Abend mit Country Music und anschließendem Nite Rodeo verbringen.

Beim Rodeo zeigt sich mal wieder der Patriotismus der Amerikaner: Die Veranstaltung beginnt mit einem gemeinsamen Gebet und anschließend wird die Nationalhymne gespielt, bei der jeder Einzelne voller Inbrunst mitsingt.

Erst dann geht das eigentliche Rodeo los — natürlich eingeleitet von Fähnchen schwenkenden Cheerleadern zu Pferde. Es werden verschiedene Wettbewerbe durchgeführt, z.B. Bullenreiten und Kälbchen einfangen und zwischendurch gibt immer mal wieder ein Clown etwas zum Besten. Dazu gibt es Popcorn und Fastfood — so eine richtig typisch amerikanische Veranstaltung für die ganze Familie.

Wir finden es ganz interessant, sowas mal mitzumachen und haben viel Spaß dabei.

Zurück im B&B brechen wir den Rekord im Aufbleiben für diesen Urlaub: erst um 23:00 Uhr wird das Licht ausgeknipst.