USA - Südwesten

Ancient Bristlecones, Fossil Falls

Auch heute können wir uns nicht zu einem frühen Aufstehen bewegen — wir gehen den letzten vollen Urlaubstag recht relaxt an. Er beginnt mit einem super leckeren Frühstück im Joseph House, bei dem es zunächst Myriam’s selbstgebackenen Kuchen und eine große Auswahl an Obst gibt und später noch ein sehr reichhaltiges Omelett. Wir essen draußen im großen Garten in einem sehr angenehmen Ambiente.

Nebenbei gibt uns die Omi des Hauses noch eine Menge Tipps, was wir uns auf dem Weg nach Los Angeles alles anschauen können.

Bei einem kurzen Blick ins WWW ergattern wir über Hotwire noch eben ein nettes Hotel in Santa Monica. Der Listenpreis auf der Hotelwebseite beträgt 350 USD pro Nacht — normalerweise völlig indiskutabel und absolut außerhalb unserer Preisklasse. Wir bekommen es über Hotwire aber für 150 USD — da schlagen wir zu und sind mal gespannt, was uns dort an unserem letzten Abend erwartet…

Gegen 9:30 Uhr brechen wir dann zur letzten und wahrscheinlich auch längsten Tagesetappe auf — ca. 300 Meilen müssen wir heute noch zurücklegen. Unser erstes Tagesziel ist der Ancient Bristlecone Pine Forest und wir versuchen zunächst, über die Silver Canyon Road dahin zu kommen, da diese Strecke 25 Meilen kürzer ist und etwas interessanter zu sein verspricht.

Allerdings ist sie dann doch etwas zu interessant: gegen Gravel und Dirt hätten wir ja prinzipiell nichts einzuwenden, aber die Straße hat außerdem noch jede Menge sehr tiefe Wassermulden, die sich über die ganze Straßenbreite erstrecken und die man nicht umfahren kann. Durch zwei fahren wir noch hindurch, aber dann beschließen wir, unser Glück nicht am letzten Tag noch herauszufordern und nehmen stattdessen lieber den Umweg über die 385 in Kauf.

So kommen wir erst gegen 10:45 Uhr am Schulman Grove an. Hier ist es richtig frisch: das Thermometer zeigt nur noch 65ºF und wir überlegen schon ernsthaft, ob wir uns eine Jacke drüber ziehen sollen. Aber beim Laufen wird uns eh warm werden, also marschieren wir auf dem Discovery Trail Loop so los, wie wir sind.

Auf dem Weg kommen wir an vielen wunderschönen Exemplaren der Bristlecone Pines vorbei — einer höchst ungewöhnliche Baumart, die sich an extreme Wachstumsbedingungen angepasst hat und ein geradezu biblisches Alter erreichen kann. Viele dieser Bäume sind bereits über 4.000 Jahre alt und zählen damit zu den ältesten Lebewesen der Erde. Der älteste Baum mit dem passenden Name Methusaleh ist sogar schon stolze 4.843 Jahre alt.

Wir bewundern die wunderschön verdrehten und knorrigen Urzeitriesen mit den fotogenen Stämmen: teilweise wirken sie bereits abgestorben und manchmal ist nur noch ein einzelner kleiner Ast am Leben, doch dazwischen gibt es immer wieder junge Triebe — so behaupten sich diese Bäume in der extremen Lage über 3200 Meter.

Dazu genießen wir die angenehm kühlen Temperaturen und sehen immer wieder Chipmunks und Murmeltiere über den Weg springen. Ein richtig schöner Trail, der mit etwa einer Stunde auch wirklich nicht lang ist.


Für mehr reicht die Zeit heute leider nicht mehr — der Urlaub neigt sich dem Ende zu und wir müssen zurück nach Los Angeles. Gegen 12:30 Uhr brechen wir auf und fressen jetzt erstmal zwei Stunden lang Meilen.

Dann legen wir am Fossil Falls Scenic Area einen Zwischenstopp ein. Ein kurzer Weg von max. 400 Metern — gesäumt von schwarzen Lavabrocken und bunten Blümchen — führt in eine Art Lava-Canyon hinein: faszinierende Gebilde, geformt und poliert nach der letzten Eiszeit durch Unmengen abfließenden Wassers.

Wir klettern eine Weile auf in dem Lavagestein herum und versuchen uns an ein paar Fotos — es ist gar nicht einfach, die bizarren Strukturen auf’s Bild zu bekommen.


In Mojave gehen wir dann noch ein bisschen was tanken. Das ist ja immer so ein Lotterie-Spiel wieviel man noch reinschüttet, wenn man das Auto dann leer zurück geben kann. Aber wir sind nicht knausrig und gönnen unserem Explorer sogar nochmal eine schnelle Wäsche, denn ganz so verschlammt wollen wir ihn morgen lieber nicht bei Alamo abgeben.

Kurz nach 18:00 Uhr kommen wir nach langer Fahrt endlich in Santa Monica an und suchen unser Überraschungs-Hotel auf. Das Auto wird uns für’s Valet-Parking abgenommen, also müssen wir es erstmal komplett entrümpeln, denn wir wollen ja die Koffer heute final packen. In knapp vier Wochen hat sich da so einiges angesammelt und der Portier bekommt ganz große Augen eek

Ein Koffer-Boy bringt uns sämtliches Gepäck auf’s Zimmer, während wir bei einem Gläschen Empfangs-Sekt auf den Checkin warten. Als wir fragen, ob wir morgen das Auto und unsere Koffer noch hier im Hotel lassen können, da unser Flug erst abends geht, bekommen wir einen kostenlosen Late Checkout angeboten — das passt thumbsup

Eigentlich ist also alles super — so richtig wohl fühlen wir uns hier aber trotzdem nicht. Die ganze Atmosphäre ist irgendwie steif, jeder erwartet für ein freundliches Guten Tag ein Trinkgeld und wenn man genauer hinschaut, summieren sich die Nebenkosten auch sonst beträchtlich. Eine Flasche Wasser, die zur Begrüßung auf jedem Nachtschränkchen steht, kostet 5 USD, ein Sofa am Pool kann man für schlappe 150 USD vier Stunden lang mieten, usw. Nicht dass wir irgendetwas davon in Anspruch nehmen würden nix Wir fühlen uns hier irgendwie fehl am Platz…


Nach einer Grobsortierung unserer Sachen wird der erste Koffer gepackt. Etwas schieben, drücken, wiegen und nochmal nachlegen, dann hat er 22.5 Kilo — das passt und für morgen ist im zweiten Koffer noch genug Luft zum Shoppen gehen wink

Wir springen noch geschwind unter die Dusche und gehen dann zum Beach, wo wir eine Weile mehr oder weniger ziellos am Strand entlang bummeln, die Angler am Pier beobachten und schließlich noch einmal bei Bubba Gump zum Essen einkehren.

Gegen 22:30 Uhr sind wir im Hotel zurück und legen uns zum letzten Mal in diesem Urlaub in ein großes gemütliches Kingbett.