USA - Südwesten

Peek-a-Boo Canyon, Spooky Canyon

Das lange Schlafen scheint zur Gewohnheit zu werden — auch heute sind wir wieder spät dran und Andreas’ Laufschuhe kommen nicht zum Einsatz. Wir schaffen es gerade noch, pünktlich um 7:30 Uhr beim Frühstück zu erscheinen, wo Catherine leckere French Toasts und Rührei mit Schinken und Gemüse gezaubert hat.

Das Rainbow Country B&B hat zur Zeit ausschließlich deutsche Gäste und wir tauschen in netter Runde Tipps und Erfahrungen aus. Einer der anderen Gäste zeigt uns Fotos vom Einstieg in den Peek-A-Boo Canyon, die mir das Herz in die Hose rutschen lassen. Wie soll ich da jemals hochkommen?

Aber jetzt wird nicht gekniffen! Wir tanken noch kurz und kaufen Eis für die Kühlbox und um 8:40 Uhr geht es auf die Hole in the Rock Road.

Sie ist eigentlich ganz gut befahrbar, hat große Teile Waschbrett und nur an einer Stelle tiefen Sand. Hier hat sich offenbar ein Auto festgefahren — der Fahrer hat das Auto einfach an der Straße stehen lassen, die damit zur Hälfte blockiert ist und von ihm ist weit und breit nicht zu sehen. Seltsam…

Na egal — wir genießen das Panorama und erfreuen uns an den wunderschön blühenden gelben Wiesen links und rechts der Straße. Einzig das vor uns herfahrende Auto, das eine dicke Staubwolke hinter sich herzieht, ist ein kleines bisschen nervig.

Nach dem Abbiegen in die Try Fork Road wird die Straße etwas haariger — tiefe Spurrillen, Schlaglöcher und Felsstufen haben offenbar einige Fahrer veranlasst, ihre Autos auf dem ersten Parkplatz stehen zu lassen und einen zusätzlichen Fußmarsch in Kauf zu nehmen. Unser Explorer meistert die Straße jedoch super und so können wir bis zum zweiten Parkplatz fahren und uns die drei Extra-Kilometer sparen.

Gegen 9:30 Uhr sind wir am Trail Head, wo bisher gerade mal drei Jeeps stehen. Wir packen genug Wasser ein, versorgen uns mit Sonnencreme und tragen uns in’s Trailregister ein. Außer uns steht für heute noch niemand drin — dann haben wir wohl den Canyon für uns alleine?

Über Felsen und durch tiefen Sand müssen wir zunächst erst einmal in’s Tal hinab. Wie bei vielen unserer letzten Wanderungen erleichtern auch hier viele Steinmännchen die Orientierung und kurze Zeit später stehen wir vor dem Eingang zum Peek-A-Boo Canyon.

Das Foto von heute Morgen hatte mich ja schon in etwa darauf vorbereitet, was uns am Einstieg erwartet, aber in Realität sieht es gleich nochmal eine Stufe schwieriger aus: eine senkrechte, etwa vier Meter hohe Wand will von uns bezwungen werden. Zwar sind zur Erleichterung kleine Tritte in den Felsen gehauen, aber da wir vorher durch einen morastigen Tümpel hindurch müssen, sind sowohl Schuhe als auch Trittstufen sehr schlammig und glitschig und wir finden kaum Halt.

Andreas schafft es aber doch irgendwie, sich hoch zu kämpfen und oben wartet dann eine recht angenehme Überraschung auf uns: hat doch ein netter Mensch hier für die anderen Wanderer ein Seil liegen lassen thumbsup Das hilft uns natürlich unheimlich weiter. Andreas lässt mir das eine Ende herunter, ich binde es mir um den Bauch und dann ist das Hochklettern mit Unterstützung von oben fast ein Kinderspiel.

Oben angekommen, stoße ich erstmal einen lauten Jubelschrei aus, da ich nun denke, die schwierigste Stelle überwunden zu haben. Aber es sollten noch einige knifflige Situationen auf uns zukommen…

Zunächst aber kommen unmittelbar nach uns eine dreiköpfige Familie und zwei Indonesier am Einstieg an und wir helfen auch ihnen mit dem Seil nach oben. Sie sind sehr froh den Anfang gemeistert zu haben und wir laufen von da an die komplette Tour mit ihnen zusammen. Das ist für alle von Vorteil, da wir uns immer wieder super gegenseitig unterstützen können.

Viele der Podholes im Peek-A-Boo sind voller Schlamm. Andreas als Vorreiter bekommt natürlich die dreckigsten Schuhe — aber auch meine sind nicht mehr wirklich sauber wink

Trotzdem macht es total viel Spaß: Wir klettern durch riesige Löcher, schieben uns durch enge Spalten und bewundern dabei die filigranen Formen und die schönen orange-roten Farben im Canyon. Ein richtiges Abenteuer!


Nach dem Peek-A-Boo Canyon legen wir eine kurze Verschnaufpause im Schatten ein und essen und trinken erstmal etwas.

Dann geht es ein Stück querfeldein weiter zum Spooky Canyon. Der Weg ist wieder gut mit Steinmännchen markiert und man kann ihn kaum verfehlen.

Der Spooky sollte ja noch mal ein ganzes Stück schmaler sein als der Peek-A-Boo und ich hatte aufgrund der gelesenen Reiseberichte im Vorfeld einen Heiden-Respekt davor.

Und er ist wirklich eng. Verdammt eng. Manchmal ist es hart an der Grenze. Wir müssen die Rucksäcke in die Hand nehmen, teilweise über dem Kopf tragen und uns seitwärts bewegen, da sonst kein Durchkommen ist. Und selbst so kommen wir nicht völlig um Schrammen und Scharten herum. Aber wir haben echt Spaß dabei, uns durch den Canyon zu quetschen und vor lauter Schieben, Kraxeln, Abstützen und Rucksack weitergeben bin ich so beschäftigt, dass ich gar nicht zum Nachdenken komme und meine Klaustrophobie nicht zu Wort kommt.

Am Chokestone ist dann echte Teamarbeit gefordert. Hier habe ich das einzige Mal wirklich Schiss und wenn ich mit Andreas alleine gewesen wäre, hätten wir an dieser Stelle wahrscheinlich kapituliert. So aber meistern wir auch dies mit gegenseitiger Unterstützung und Andreas befördert sich selbst zu meinem persönlichem Fahrstuhl, ohne den ich hier nie herunter gekommen wäre wink

Irgendwann kommt dann sogar nochmal Gegenverkehr — einige Leute laufen den Loop in der anderen Richtung — aber wir sind im Bauch einziehen mittlerweile so geübt, dass wir auch das irgendwie hinbekommen…

Um 12:30 Uhr bekommen wir dann endlich wieder Luft wink und sind total glücklich und stolz, dass wir es geschafft haben.

Bis zum Parkplatz zurück brauchen wir dann allerdings noch fast eine Stunde — der Weg bergauf zieht sich gewaltig und ist durch den tiefen Sand recht schwer zu laufen.

Da es mittlerweile auch wieder richtig warm ist, schlaucht das gewaltig und wir beschließen, dass wir damit für heute genug gelaufen sind und der Nachmittag zum Relaxen genutzt wird.


Am Auto angekommen, machen wir noch eine kurze Picknickpause, tragen uns wieder aus dem Trailregister aus und fahren dann zurück nach Escalante. Das festgefahrene Auto steht unterwegs immer noch mitten auf der Straße und nach wie vor ist vom Fahrer keine Spur zu sehen. So richtig können wir uns das nicht erklären dontknow

Als wir am Devils Garden vorbei kommen, machen wir nochmal einen kurzen Zwischenstopp und schießen ein paar Fotos von den ulkigen Stein-Gnomen — die sehen doch immer wieder so drollig aus… Lange bleiben wir allerdings nicht hier, da eine Herde laut herumschreiender Franzosen uns wieder das Weite suchen lässt.


Wir kehren nur kurz in’s B&B zurück, um uns ein paar große Handtücher zu holen und fahren dann zum Wide Hollow Reservoir direkt neben dem Escalante Petrified Forest SP. Hier packen wir unsere Campingstühle aus, schwimmen ein, zwei Runden, trinken ein kaltes Bierchen und genießen einfach das tolle Panorama und die Sonne am See.


Später gehen wir noch auf eine Pizza in den Escalante Outfitters Cafe. Wir teilen uns eine „Silver Falls“ und Bruschetta als Starter — beides ist extrem lecker und sehr sättigend. Wir sind froh, dass wir nicht jeder eine Pizza bestellt haben — das hätten wir wahrscheinlich nicht geschafft.

Zurück im B&B sichern wir noch die Fotos, beobachten auf der Terrasse eine Weile die Kolibris und halten ein nettes Schwätzchen mit den anderen Gästen.