Südafrika

Kap-Halbinsel

Wie üblich sitzen wir um 8:00 Uhr beim Frühstück — heute aber zur Abwechslung mal draußen bei dem tollen Wetter, was uns nun schon seit Tagen verwöhnt — und lassen uns von Barbara mit Tipps für die Kap-Halbinsel versorgen, denn die steht für heute bei uns auf dem Programm.

Eine Stunde später sitzen wir im Auto und nehmen erst einmal Kurs auf Muizenberg. Hier legen wir an der Surfers Corner einen Zwischenstopp ein, denn ich möchte gerne einmal die bunten Strandhäuschen sehen, die quasi in jedem Kapstadt-Reiseführer zu finden sind.

Sie haben sich zu einem echten Touristenmagneten entwickelt und es gibt wohl kaum einen Souvenirladen in Kapstadt der nicht mindestens eine Postkarte mit dem Motiv der fotogenen Strandkabinen anbietet. Und ja — auch in Natura schauen sie ganz hübsch aus und sie sind ein netter Farbklecks in den schneeweißen Dünen.

Am flach abfallenden Strand sind auch sehr viele Surfer unterwegs — naja, der Name Surfers Corner kommt ja sicher nicht von ungefähr… Es ist zwar sehr windig heute, aber eigentlich gibt es keine besonders großen Wellen — wahrscheinlich genau das richtige zum Üben.

Auch die schwarze Hai-Flagge verkündet, das man heute keine Bedenken haben muss, in’s Wasser zu gehen, was hier offenbar nicht immer der Fall ist: Hinweis-Schilder erklären detailliert Sicherheitsmaßnahmen und Verhaltensregeln für den Fall einer „Hai-Sichtung“.

Gleich daneben ein großes Hinweisschild, wie man gestrandeten Walen und Delphinen helfen kann. Auch das scheint hier also keine Seltenheit zu sein.

Wir laufen eine Weile am Strand entlang, lassen uns ein letztes Mal die Atlantikwellen um die Füße spülen und beobachten die vielen kleinen Schnecken, die im Sand herumkriechen und von den Wellen immer wieder weggeschwemmt werden.


Unseren nächsten Stopp machen wir in Kalk Bay. Zuerst schauen wir uns hier die hübsche kleine Kirche an — eine Angestellte schließt gerade auf, weil sie etwas zu erledigen hat und lässt uns mit hinein. Auf unsere Frage, ob die Kirche denn nicht immer offen stehen würde, erklärt sie uns, dass sie immer abschließen, weil schon zu oft Sachen gestohlen worden sind. Selbst die schönen bunten Glasfenster wurden schon zerbrochen beim Versuch hier einzudringen eek. Echt beschämend!

Ansonsten gibt es in Kalk Bay eine schöne Promenade mit äußerst schnuckeligen kleinen Geschäften und Restaurants und wir finden bei einem Stadtbummel noch ein paar hübsche Souvenirs.


Auch in Simon’s Town halten wir noch einmal für einen kurzen Bummel durch die Geschäfte an, allerdings lassen wir den Besuch der Pinguin-Kolonie am Boulders Beach aus. Nachdem wir ja in Betty’s Bay schon so viele der hübschen Frackträger gesehen haben und uns heute nicht zuviel vornehmen wollen, fahren wir direkt weiter zum Kap der guten Hoffnung.

Nachdem wir am Eingangstor den üblichen Eintritt gezahlt und eine dürftige Karte in die Hand gedrückt bekommen haben, sind wir nach wenigen Minuten am Cape of Good Hope. Früher hieß die Südspitze der Kap-Halbinsel wohl „Kap der Stürme“ — ihren heutigen Namen soll sie später vom portugiesischen König erhalten haben, da dieser (zu Recht) hoffte, dass nun der Seeweg nach Indien entdeckt sei.

Es stehen erstaunlich wenige Autos hier — wir hätten erwartet, dass der Touristenrummel größer ist. Und auch die Vermarktung hält sich in Grenzen. Aber wie wir wenig später merken werden, hat sich der Rummel nur verlagert — die meisten Touristenbusse halten nur am Cape Point an, wo es dann auch Restaurants und Souvenirläden gibt.

Hier am Kap der guten Hoffnung steht nur ein Schild mit den Koordinaten, was verkündet, dass es sich um den südwestlichsten Punkt Afrikas handelt und wir stellen uns natürlich wie alle anderen Besucher auf, um das obligatorische Foto zu schießen wink

Dann schnüren wir die Wanderschuhe und machen uns zu Fuß auf zum Cape Point. Ein Wanderweg, der auch einige Kraxeleinlagen erfordert, aber dafür tolle Ausblicke und mit etwas Glück ein paar Tierbegegnungen bietet, führt auf dem Kamm entlang zum Parkplatz am Cape Point.

Wir brauchen etwa eine Stunde bis dahin und schauen uns den neuen Leuchtturm an. Hier herrscht schon deutlich mehr Betrieb und wir halten uns nicht besonders lange auf. Auf das Aussichtsrestaurant Two Oceans haben wir keine Lust, da man uns den Eintritt verwehrt, wenn wir nur etwas trinken wollen. Dann sollen sie halt alleine beobachten, wie hier die „beiden Ozeane“ aufeinander treffen — was sowieso nichts an der Tatsache ändert, dass sich Atlantischer und Indischer Ozean 300 Kilometer von hier entfernt vereinen: nämlich am Cape Agulhas wink

Auf dem Rückweg zum Kap der guten Hoffnung treffen wir noch einige Strauße und einen Pavian direkt am Weg, der sich aber recht friedlich verhält.

Als wir wieder am Parkplatz ankommen, hat sich der bisher strahlend blaue Himmel auf einmal ziemlich zugezogen und verheißt nun zusammen mit dem aufbrausenden Wind nichts Gutes — so schnell kann das hier am Kap gehen, da waren wir gerade noch rechtzeitig zurück, denn wir hatten leichtsinnigerweise weder Regenjacken noch wärmere Sachen mit.


Kurz nach dem Verlassen des Nationalparks kommen wir an einer Schar von Verkaufsständen mit afrikanischer Kunst vorbei. Wir halten an und wollen eigentlich nur einmal quer durchlaufen und uns umschauen. Die fliegenden Händler legen jedoch eine solche Überredungskunst an den Tag und bieten auch wirklich hübsche Sachen an, so dass wir mal wieder schwach werden. Nach dem vierten Stand verlassen wir fluchtartig das Gelände, weil wir sonst noch einen Koffer kaufen müssten, um alles nach Hause transportieren zu können wink

Der Rückweg nach Kapstadt führt uns dann über den Chapman’s Peak Drive — eine der schönsten Panoramastraßen der Welt, wie der Reiseführer verspricht. Vom Highway No. 1 in Kalifornien, der dieses Attribut auch für sich beansprucht, sind wir ja in der Vergangenheit schon mehr als begeistert gewesen — schauen wir mal, ob der Chapman’s Peak da mithalten kann…

Die knapp 11 Kilometer lange Panoramastraße entlang der Steilküste wurde in sieben Jahren Bauzeit hauptsächlich durch Sträflinge unter schwersten Bedingungen erschaffen. Sie war damals eine wichtige Verbindung zwischen Kapstadt und den westlichen Ortschaften der Kaphalbinsel. Heute ist sie in erster Linie eine Touristenattraktion und besonders beliebt am Spätnachmittag für einen Sundowner, wenn das Abendlicht alles in einen warmen Glanz taucht.

So optimale Bedingungen haben wir heute leider nicht, denn der Himmel schaut mittlerweile richtig bedrohlich aus. Trotzdem halten wir an fast jeder Parkbucht und kommen so zu ein paar tollen Aussichten entlang der Küste, steil abwärts auf’s Meer wo die Wellen an die Klippen donnern und auf die zwölf Apostel am Tafelberg.


Gegen 17:30 Uhr sind wir zurück in unserem Guesthouse und machen uns frisch für unser letztes Dinner in Südafrika. Das La Mouette hatte die besten Empfehlungen und ich habe es schon vor Wochen reserviert — wir sind gespannt, ob sich unsere Erwartungen erfüllen.

Mit dem Taxi sind wir recht schnell in Sea Point und nach einem kurzen Blick auf die Speisekarte sind wir uns auch schon einig: wir nehmen beide das 7-Gänge-Tasting Menü mit jeweils korrespondierenden Weinen. Was soll ich sagen — das Essen ist ein Gedicht und wir verbringen einen wunderbaren letzten Abend hier.

Eine überraschende Begegnung haben wir dann im Restaurant auch noch: wir treffen das britische Pärchen wieder, das mit uns in Franschhoek zusammen im Garden House gewohnt hat.

Auch für sie ist heute der letzte Abend und nach einem großen Hallo haben wir uns noch viel zu erzählen.


Dann geht es mit dem Taxi wieder zurück und das unvermeidliche Packen steht an. Wir haben noch keine Idee, wie all die gekauften Weine und Souvenirs neben unseren Sachen Platz finden sollen, ohne dass die Koffer aus allen Nähten platzen. Wir müssen ganz schön schieben und drücken, wieder umsortieren und in’s Handgepäck verlagern, aber irgendwann passt es halbwegs: Die Kofferwaage zeigt 19,9 kg und 20,0 kg an.

Das wäre geschafft. Noch eine Plauderrunde in der Lounge mit den anderen Gästen und dann gehen wir das letzte Mal in Südafrika schlafen.