Südafrika

Westcoast National Park

Auch heute starten wir wieder relativ früh und sitzen pünktlich um 8:00 Uhr beim Frühstück. Dann packen wir mal wieder unsere Siebensachen und begleichen unsere Rechnung — ein kleiner Wermutstropfen bei dem sonst eigentlich recht angenehmen Aufenthalt hier:

Alles wird peinlichst genau aufsummiert, deutlich erhöhte Kosten durch die Benutzung des Hot Tub und selbst das Begrüßungsbier, mit dem wir vorgestern freundlich empfangen wurden, wird uns mit auf die Rechnung gesetzt. Keine große Sache mit 15 Rand — also einem Euro — aber gerade deswegen doch wirklich unnötig. Das haben wir in den bisherigen B&B’s hier in Südafrika ganz anders erlebt und es stört den Gesamteindruck doch ein wenig.

Aber wir ärgern uns nicht länger darüber, sondern freuen uns nun auf Kapstadt — die letzte Station unserer Reise. Die Fahrt dahin ist mit etwa 200 Kilometern nicht sehr lang, so dass wir auch heute wieder genügend Zeit für ausgiebige Zwischenstopps haben.


Den ersten legen wir schon nach einer knappen Stunde Fahrt im West Coast Nationalpark ein. In diesem über 20.000 Hektar großen Park leben bis zu 250 verschiedene Vogelarten — der Park bietet ideale Bedingungen für Wat- und Seevögel. Er wurde 1985 eingerichtet, um die Langebaan-Lagune zu schützen und ist eines der wichtigsten Feuchtbiotope Afrikas.

Nach der Zahlung des Parkeintritts lassen wir unser Auto erstmal direkt hinter dem Gate stehen und laufen auf dem Bakoor Trail zum Seeberg Viewpoint — eine kleine Wanderung von etwa sechs Kilometer.

Unterwegs entdecken wir sehr viele Schildkröten in allen möglichen Größen — leider auch zwei ganz kleine, von denen außer den Panzern rein gar nichts mehr übrig ist. Aber auch das ist eben der Lauf der Dinge in der Natur…

Nur wenig später sehen wir eine große Eland Herde und beobachten sie eine ganze Weile. Es ist total spannend, wie vier große Bullen die Herde gegen uns abschirmen und schließlich zum Rückzug blasen, als wir ihr zu nahe kommen. Dabei achten sie genauestens darauf, dass keines der Tiere zurückbleibt.

Da die Elands hier offenbar einen guten Frühstücksplatz haben, ziehen sie sich immer nur soweit zurück wie unbedingt nötig und so wiederholt sich das „Spiel“ mehrere Male, denn der Wanderweg führt geradewegs über ihren „gedeckten Tisch“.

Nach zwei Stunden sind wir wieder am Ausgangspunkt zurück und fahren nun noch die Scenic Road im Park ab. Wir halten an vielen View Points und genießen die schönen Aussichten. Am Abrahamskraal Wasserloch befindet sich auch ein toller Bird Hide, wo wir eine ganze Weile die Vögel an ihren Nist- und Brutplätzen beobachten können.

Schließlich waten wir bei Kraalbaai noch im lauwarmen türkisfarbenen Wasser der Lagune herum. Das Wasser ist glasklar — Ursache dafür sind wohl Muschelkolonien, deren Bewohner das Wasser filtern und die mikroskopisch kleinen Partikel zurückhalten.


Die Postberg Sektion des Parkes, die bei Kraalbaai beginnt, ist leider im November nicht zugänglich und so verlassen wir den Park wieder und fahren nun geradewegs nach Süden in Richtung Kapstadt.

Eigentlich sollten wir ja mal wieder tanken, aber wir haben schon seit einer gefühlten Ewigkeit keine Tankstelle mehr gesehen und die Tanknadel bewegt sich immer schneller gegen Null. Wir sind schon leicht beunruhigt, denn hier ist nicht unbedingt der ideale Platz, um mit dem Auto liegen zu bleiben.

Aber mit dem letzter Tropfen Benzin erreichen wir Melkbosstrand, wo wir dann endlich eine Tankstelle finden — das war ganz schön knapp…

Auf den Schreck hin machen wir erstmal eine weitere Pause am schönen Strand und genehmigen uns in einem der netten Straßenrestaurants — im Damhuis — einen Lunch.

Hier im Restaurant sehen wir auch erstmalig viele Schwarze unter den Gästen — etwas was wir bisher in Südafrika so gut wie nie erlebt haben. Offenbar handelt es sich um einen kleinen Betriebsausflug und der Chef hat seine Angestellten zum Essen eingeladen, die das alle sichtlich genießen.

Unser Lunch fällt aufgrund eines sehr mächtigen Nachtisches dann doch recht üppig aus — wir können leider mal wieder nicht widerstehen — so dass wir das Dinner für heute Abend schon mal streichen.

Ich denke ja schon mit Schrecken daran, was uns wohl die Waage verkünden wird, wenn wir wieder zu Hause sind eek

Am Parkplatz hat in der Zwischenzeit wieder einer der selbsternannten „Car Guys“ ein Auge auf unser Auto gehabt — ein Job, den es so wohl auch nur hier in Südafrika gibt. Sonst haben wir meistens ein paar Rand dafür gegeben, aber uns fällt ein, dass wir ja noch unseren Grill nebst Kohle im Auto haben — die beide leider völlig ungenutzt geblieben sind und in Kapstadt wird dafür sicher auch keine Verwendung mehr sein — und so bieten wir dem „Parkwächter“ unseren Grill an. Er freut sich riesig darüber und winkt uns dann mit strahlenden Augen aus unserer Parkbucht heraus.


In Bloubergstrand halten wir dann noch mehrere Male an, weil sich uns so ein toller Blick auf Kapstadt und den Tafelberg bietet, der heute sein Tischtuch völlig abgelegt hat. Hoffen wir mal, dass wir das während unserer nächsten vier Tage noch öfters erleben.


Gegen 18:00 Uhr kommen wir schließlich in Kapstadt in unserer Unterkunft für die letzten Urlaubstage an — der Cactusberry Lodge. Die deutschen Innkeeper sind für heute nicht mehr im Haus, werden aber von einem Praktikanten vertreten, der uns empfängt, alles erklärt und unser Zimmer zeigt.

Die meiste Zeit bei der Erklärung der Gegebenheiten in der Lodge nimmt dabei die Erläuterung des riesigen Schlüsselbundes in Anspruch. Wir bekommen sage und schreibe sechs Schlüssel, jeder für eine andere Tür und alle müssen immer verschlossen werden. Bisher haben wir uns ja in Südafrika nie wirklich unsicher gefühlt, aber angesichts dieses Schlüsselbundes regt sich nun schon ein etwas komisches Gefühl in der Magengegend.

Naja, wir werden sehen. Das Zimmer ist jedenfalls nett eingerichtet, nicht übermäßig groß — ebenso wie das Bad — aber man kann hier vier Tage aushalten. Wir haben außerdem einen schönen Balkon (natürlich mit extra Schlüssel wink) mit einem tollen Blick auf den Devil’s Peak.

Wir packen unsere Sachen etwas um, so dass wir nur noch einen Koffer benötigen und bringen mal den ganzen Papierkram in Ordnung. Dann setzen wir uns auf den Balkon, genießen die Aussicht und vespern mit Käse und Wein, den wir aus dem Anura Weingut mitgenommen hatten. Auf’s Ausgehen wird heute Abend verzichtet.

Später gesellen sich noch andere Gäste dazu und wir verbringen plaudernderweise einen netten Abend zusammen.