Patagonien
Von Futaleufú nach Puyuhuapi
Heute lassen wir es mal ein wenig gemütlicher angehen.
Nach Andreas’ sportlicher Morgenrunde, die natürlich von der Gemütlichkeit ausgeschlossen ist , frühstücken wir im B&B und plaudern dabei noch recht lange und ausgiebig mit Adriana.
Dann packen wir unsere Siebensachen, checken aus und fahren gegen 9:00 Uhr los. Zunächst erstmal ein kurzes Stück in die „falsche“ Richtung, da wir im Reserva Nacional Futaleufú noch eine kurze Wanderung machen wollen.
Diese führt entlang des Rio Futaleufú durch wunderschön blühende Wiesen und ist sehr flach und leicht zu laufen. Ganz am Schluss gibt es noch einen kurzer Aufstieg zu einem Aussichtspunkt mit schönem Blick über das Tal.
Zurück laufen wir wieder gleiche Strecke. Es gäbe auch die Möglichkeit, einen Abstecher zu zwei noch höher gelegenen Aussichtspunkten zu machen. Den sparen wir uns aber, da es am Himmel immer mehr zuzieht und somit kein besserer Blick zu erwarten ist. Außerdem müssen wir heute noch ein ordentliches Stück fahren und wollen deshalb nicht allzu spät aufbrechen.
Nach 90 Minuten sind wir wieder am Auto und fahren zurück nach Futaleufú.
Hier steht noch ein schneller Schuhkauf auf dem Programm. Bei den Trails der letzten Tage habe ich gemerkt, dass das Profil meiner Wanderschuhe nicht mehr allzu viel taugt: mangels Grip bin ich unterwegs immer wieder in’s Rutschen gekommen.
Und da es hier im Ort ein paar Läden mit ganz guten Marken gibt, schauen wir einfach mal, ob wir etwas passendes finden.
Wir werden recht schnell fündig und so wechseln ein paar neue Wanderschuhe den Besitzer, die ich in den nächsten Tage aber erstmal ein bisschen einlaufen muss, bevor in der zweiten Urlaubshälfte die richtigen Hikes anstehen.
Gegen 11:30 Uhr brechen wir schließlich auf in Richtung Puyuhuapi.
Bis nach Santa Lucia müssen wir die gleiche Strecke wieder zurückfahren, die wir bereits kennen und die wir zu einem Teil auch mit dem Bus beim Rafting gefahren sind. Deshalb haben wir unterwegs überhaupt nichts fotografiert
In Santa Lucia machen wir eine kurze Mittagspause, denn das Fahren auf der Schotterstraße ist doch recht ermüdend. Wir holen uns zwei Empanadas im örtlichen Supermarkt und dann geht es weiter in Richtung Süden.
Ab hier folgen wir wieder der Ruta 7 — der Carretera Austral — und genießen eine Weile den Asphalt unter den Reifen. Die Straße windet sich durch dichte Wälder, vorbei an glitzernden Flüssen und Seen und den mayestätischen Anden.
Bei La Juntas kommt dann die erste Gelegenheit, die neuen Wanderschuhe auszuprobieren: Wir laufen ein Stück auf dem Sendero Reserva Nacional Rosselo und erhoffen uns nach dem Erklimmen des Anstiegs an den beiden Aussichtspunkten einen schönen Panoramablick.
Der Weg führt durch einen Bambuswald und ist leider nicht besonders gut in Schuss. Der Bambus wuchert von beiden Seiten weit in den Weg hinein und wir müssen immer wieder den teilweise recht spitzen Stangen ausweichen.
Am ersten Aussichtspunkt verkündet dann auch ein Schild, dass der restliche Trail aktuell wegen Maintenance gesperrt sei. Wir fragen ein älteres Ehepaar und die beiden, die gerade von oben kommen, erzählen uns, der Weg werde immer schlechter und zugewachsener, so das irgendwann kein Durchkommen mehr sei.
Wir versuchen es natürlich trotzdem — vielleicht schaffen wir es ja zumindest bis zum zweiten Viewpoint.
Aber irgendwann müssen wir einsehen, dass die beiden recht hatten. Bald können wir uns quasi nur noch kriechend fortbewegen und die spitzen Bambusstäbe pieksen uns permanent in die Seiten.
Wir geben auf und kehren wieder um. Nach insgesamt ca. 80 Minuten sind wir wieder unten und fahren gegen 15:45 Uhr los zur letzten Etappe für heute.
Eine Dreiviertelstunde später erreichen wir Puyuhuapi. Wir wollen vor dem Einchecken in der Unterkunft noch einmal volltanken und machen dabei die erste Bekanntschaft mit den im Vorfeld der Reise recherchierten potentiellen Problemen: es gibt zwar Benzin, aber anscheinend nicht mehr viel, denn es ist strikt rationiert: pro Auto und Tag gibt es nur Sprit für max. 10.000 CLP.
Wir pfeifen zum Glück noch nicht auf dem letzten Loch, aber wir werden morgen sicherheitshalber trotzdem nochmal wiederkommen, um die zweite 10.000 CLP Füllung abzugreifen.
Wir checken im Los Mañios del Queulat für die nächsten zwei Nächte ein und beziehen unser gemütliches, nett eingerichtetes Zimmer, was uns gut gefällt. Hier halten wir es zwei Tage aus
Die Hausherrin möchte dann den Zimmerpreis in Cash haben, um uns die IVA zu erlassen. Das reißt zwar ein größeres Loch in unsere Bargeldkasse, aber die 19 Prozent wollen wir natürlich nicht verschenken. Mal schauen, wann wir wieder an einen Geldautomaten kommen — in Puyuhuapi gibt es schon mal keinen.
Allerdings haben wir in unserer ersten Urlaubswoche auch die Erfahrung gemacht, dass man hier in Chile fast überall selbst die winzigsten Beträge mit Kreditkarte zahlen kann und somit nur sehr wenig Bargeld benötigt.
Wir telefonieren noch eine Runde mit Christi, der übermorgen in’s Silicon Valley fliegt und schon mega aufgeregt ist und bummeln dann eine Runde durch den Ort.
Viel zu sehen gibt es da allerdings nicht — Puyuhuapi besteht aus höchstens 200 Häusern Es scheint aber eine gern genutzte Zwischenstation für Radfahrer und Backpacker zu sein, der Ort ist voll von ihnen…
Wir schauen uns nach einem Restaurant für’s Abendessen um, was gar nicht so einfach ist. Irgendwie scheinen unsere Hungergefühle nicht mit den Öffnungszeiten hier kompatibel zu sein. Schließlich landen wir im Misur — dem einzigen schon offenen Restaurant.
Aber obwohl wir es quasi nur aus der Not heraus gewählt haben, gefällt es uns dann total gut. Eine gemütliche Atmosphäre, dezente Musik und das Essen — chilenische Hausmannskost — ist echt lecker. Wir nehmen beide Chupe de mariscos — eine Art Auflauf mit Meeresfrüchten — und teilen uns hinterher noch einen Nachtisch. Getränkemäßig habe ich Geschmack am Pisco Sour gefunden, Andreas bleibt jedoch beim Bier.
Zurück in der Unterkunft kruschteln wir noch eine Weile vor uns hin und knipsen gegen 22:00 Uhr das Licht aus.