Patagonien

Futaleufú: Wildwasser-Rafting

Als wir heute früh aufwachen, lacht uns ein strahlend blauer Himmel entgegen — nicht eine einzige Wolke ist zu sehen. Das sieht nach einem perfekten Tag für unsere Rating-Tour aus.

Andreas geht wie üblich noch ein wenig seinen Körper stählen und um 8:00 Uhr finden wir uns zum Frühstück ein.

Ein großer Tisch ist für alle Gäste gemeinsam gedeckt, aber wir müssen heute früher und somit leider alleine essen, um nicht zu spät zum Rafting zu kommen.

Die Auswahl beim Frühstück ist nicht so riesig — es gibt Brötchen, Marmelade, Joghurt und ein paar einzelne Scheiben Käse. Aber als wir schon fast fertig sind mit dem Essen, kommt die Hausherrin dazu und brät uns zumindest noch ein paar Eier.


Wir packen unsere Sachen für’s Rafting zusammen, schmieren uns gut mit Sonnencreme ein und stehen pünktlich zur Abfahrt bei Patagonia Elements auf der Matte.

Mit einem Kleinbus rumpeln wir zunächst 45 Minuten bis zur Einstiegsstelle und bekommen dabei noch eine Massage und eine Staubpackung gratis wink

Unterwegs gibt es die wichtigsten Erklärungen zum Ablauf. Die Guides sind dabei wie meistens bei solchen Events ziemlich locker drauf. So folgt auf die Sicherheitsfrage, ob jemand Alkohol oder Drogen genommen hätte, noch der Hinweis, falls wir denn Drogen hätten, so sollten wir sie doch bitte mit ihnen teilen biggrin

Am Einstieg angekommen, werden wir jeweils mit Neoprenanzug, Neoprenschuhen, dünner Jacke, Sicherheitsweste und Helm ausgestattet. Außerdem gibt es Drypacks für die Wertsachen und Klamotten, die im Safety Car transportiert werden.

Dann erfolgt die Einteilung in Sechser-Gruppen. Wer sich schon zusammengefunden hat, kann natürlich auch zusammen paddeln. Ansonsten schauen die Guides danach, dass alle an Bord eines Bootes die gleiche Sprache — entweder Englisch oder Spanisch — verstehen.

Nach dem Einstieg folgt zunächst eine kurze Übungsphase im ruhigen Wasser, in der die Kommandos und die Paddeltechnik erklärt und einige Aktionen kurz geübt werden. Außerdem wird das Verhalten beim Über-Bord-Gehen ausgiebig erklärt. Wir haben für jedes Rafting-Boot ein zusätzliches Sicherheitsboot dabei, was uns ständig begleitet — das vermittelt schon ein beruhigendes Gefühl.

Und dann geht es auch schon los. Wir klemmen unsere Neoprenfüße unter die Luftkissen, setzten uns nahe an die tosende Bordkante und schmettern die Paddel in die Brecher des Rio Futaleufú.

Zusammen mit unserem Guide Mauricio und zwei Pärchen aus San Francisco und Alaska steuern wir Stromschnellen mit Angstschweiß-treibenden Namen wie Tiburon, Puma oder Terminator an — alles Rapids der Klassen 3, 4 und 5. Mehrmals müssen wir dabei in’s Innere des Bootes abtauchen, um nicht über Bord gespült und vom wilden Fluss mitgerissen zu werden.

Dass wir bei dieser 90-Minuten-Adrenalin-Dusche Spaß ohne Ende haben, versteht sich von selbst.

An der Futaleufú Bridge ist das Vergnügen dann leider schon zu Ende und wir steigen aus dem Wasser. Es gibt Snacks und warme Getränke und wir können Bilder von der Fahrt kaufen, die ein Fotograf unterwegs gemacht hat. Dabei sind die Preise echt human — in Anbetracht dessen, was einem sonst typischerweise für solche Fotos abverlangt wird.

Dann geht es im Bus wieder auf die rumpelnde Rückfahrt entlang des Rio Futaleufú. Die Fahrt ist gefühlt noch staubiger als heute Morgen, was aber vielleicht auch daran liegt, dass wir jetzt frisch gebadet sind wink

Nette Ausblicke gibt es unterwegs trotzdem:


Gegen 14:00 sind wir zurück in Futaleufú. Da wir ja ursprünglich die längere Tour gebucht und auch bezahlt haben, müssen wir jetzt im Office noch auf unseren Refund warten. Das dauert aufgrund komplizierter Buchungstechnik und einem Drucker aus dem Mittelalter fast eine halbe Stunde. Dann halten wir endlich die Bestätigung in den Händen, dass das restliche Geld auf unsere Kreditkarte zurück gebucht wird.

Wir gehen nur kurz zurück in’s B&B, um Fotoapparat und Handys zu holen und brechen zehn Minuten später noch einmal für eine kleine Wanderung auf. Es soll zum Piedra del Aguila gehen, von wo man einen tollen Ausblick auf die Futaleufú umgebenden Berge haben soll.

Man könnte die Wanderung direkt im Ort starten, müsste dann aber pro Richtung über zwei Kilometer unattraktive Schotterstraße laufen. Deshalb fahren wir mit dem Auto ein Stück aus der Stadt hinaus, um diesen Teil der Wanderung abzukürzen.

Dabei treffen wir auf eine Gruppe Jugendlicher, die recht energisch den Daumen in die Luft recken. Wir haben zwar nicht wirklich viel Platz in unserer Susi, aber da die Koffer gerade im B&B geparkt sind, haben wir zumindest einen Notsitz und halten an.

Die jungen Leute wollen die gleiche Wanderung machen wie wir und eines der Mädchen fackelt nicht lange und springt sofort in unseren Kofferraum. Wir nehmen sie bis zum Trailhead mit und unterhalten uns dabei ganz angeregt mit ihr. Mein Spanisch wird arg strapaziert, da sie außer Hello kein einziges Wort Englisch kann, aber irgendwie schaffen wir es, ein bisschen Smalltalk zu halten.

Sie schließt sich uns dann auch direkt bei der Wanderung an, da unklar ist, wie lange es dauern wird, bis auch ihre Freunde eine Mitfahrgelegenheit gefunden haben. Allerdings wird unterwegs schnell klar, dass sie mit ihren 22 Lenzen den doch recht steilen Anstieg viel schneller und lockerer überwindet als ich das kann und irgendwann ist sie dann auch unseren Blicken entschwunden.

Wir dagegen gehen in unserem gemütlichen Tempo weiter und erreichen den tollen Aussichtspunkt nach etlichen Fotostopps und einigen kurzen Verschnaufpausen deutlich später.

Kurz vor dem Gipfel sind an einem Eintrittshäuschen noch 1.000 CLP pro Nase zu zahlen, dann können wir die fantastische Aussicht auf das Panorama bei nach wie vor strahlendem Sonnenschein genießen.

Oben treffen wir zwei Wanderer aus Bayern, die wir sofort aufgrund ihres Equipment als Deutsche identifizieren und mit denen wir uns ganz nett unterhalten. Sie holen uns dann später auf dem Weg nach unten wieder ein und wir können noch ein wenig weiter plaudern, während wir den restlichen Abstieg gemeinsam zurücklegen.

Nach insgesamt 2:45 Stunden einschließlich einer längeren Gipfelpause sind wir wieder am Auto zurück.

Klaus und Katja sind die lange Variante von der Stadt aus gekommen, aber da wir eh einmal den Notsitz im Auto aktiviert haben, könnte sich auch noch eine zweite Person hinten hinein quetschen — und so nehmen wir die beiden in unserer Susi mit. Es ist zwar sicher etwas unbequem für die zwei, aber besser, als noch einmal das lange Stück Schotterstraße zu laufen.

Unterwegs schwärmen wir ihnen von unserem gestrigen Abendessen vor und treffen dabei offenbar einen Nerv: Als wir uns im Ort voneinander verabschieden, wird das nicht unsere letzte Begegnung gewesen sein…


Gegen 17:45 Uhr sind wir wieder in unserem B&B zurück. Wir springen schnell unter die Dusche, sichern die Fotos, checken die Kreditkartenabrechnungen und Emails und chillen noch eine Runde im Garten.

Dann gehen wir noch einmal in’s Martin Pescador, weil es uns gestern dort so gut gefallen hat.

Schon von weitem sehen wir zwei Leute mit je einem Cocktail in der Hand vor dem Restaurant in der Sonne sitzen. Und die Gesichter kommen uns doch irgendwie bekannt vor…

Es sind tatsächlich Katja und Klaus, die unserem Tipp gefolgt sind und auch hier essen wollen.

Wir beschließen spontan, das zusammen zu tun und verbringen beim heute leicht abgewandelten Tasting Menu einen sehr unterhaltsamen Abend zusammen.

Dass alle sieben Gänge wieder extrem lecker sind, brauche ich fast nicht zu erwähnen:

Die Zeit verfliegt im Nu und so wird es heute ziemlich spät — fast Mitternacht — bis wir uns in unsere warmen Betten kuscheln können.