Patagonien

Von Puerto Varas nach Ensenada

Aufgrund des doch etwas anstrengenden gestrigen Tages schlafen wir super bis 5:30 Uhr und vom Jetlag ist nicht allzu viel zu spüren. Wenn das so bleibt, sind wir voll zufrieden!

Andreas geht noch eine Runde laufen, ich tippe etwas am Reisebericht und um 7:15 Uhr finden wir uns zum Frühstück ein, wo uns ein nett gedeckter Tisch erwartet.

Es gibt Müsli, selbst gebackenen Kuchen, Toast, Aufschnitt, Joghurt und Obst und äußerst leckeres Rührei.

Wir sind die ersten Gäste und bleiben leider auch während des gesamten Frühstücks die einzigen — alle anderen schlafen wohl anscheinend etwas länger. Dafür plaudern wir noch ein bisschen mit Susana und blasen schließlich gegen 8:00 Uhr zum Aufbruch.


Wir fahren entlang des Lago Llanquihué in Richtung Petrohué zu unserem ersten Ziel für heute: dem Nationalpark Vicente Pérez Rosales.

Leider hängt der Himmel heute Morgen voller dicker Wolken und vom Bilderbuch-Panorama mit Blick auf die Vulkane Osorno und Calbuco ist nichts zu sehen.

So lassen wir die vielen Viewpoints entlang des Ufers einfach Viewpoints sein und legen stattdessen einen kurzen Stopp an der hübschen kleinen Kirche in Tinas Calientes ein.

Sie ist zwar geschlossen, aber auch von außen sehr nett anzuschauen und der kleine Friedhof nebenan besticht durch farbenfroh geschmückte Gräber.


Im Nationalpark angekommen, stoppen wir bei den Saltos de Petrohué.

Wir hatten im Vorfeld gehört, dass dieser Touristen-Hotspot recht überlaufen sei, aber der Parkplatz ist noch völlig leer und der Andrang hält sich doch sehr in Grenzen.

Wir zahlen 1.000 CLP für’s Parken und 12.000 CLP Eintritt für uns beide, dann dürfen wir hinein, um auf einer kurzen Wanderung die malerischen Kaskaden des Rio Petrohué zu bewundern.

Die Wasserfälle und Stromschnellen im Park entstanden, als vor etlichen Jahren bei einem Ausbruch des Osorno der ausgeworfene Lavastrom den Rio Petrohué aufstaute und sich das Wasser dann einen Weg durch die erkaltete Lava bahnte.

Der Kontrast der schwarzen Lava mit dem türkisblauen Wasser und der weiß schäumenden Gischt ist einfach toll — zur Perfektion fehlt nur ein bisschen blauer Himmel und der Vulkanblick. Aber wir wollen uns mal nicht beklagen: zumindest ist es trocken wink

Die Szenerie ist umgeben von dichtem immergrünen Regenwald, durch den insgesamt drei kurze Wanderwege führen. Wir laufen sie alle ab und sind dabei quasi alleine unterwegs, da die meisten Bus-Touristen offenbar nur bis zu den Wasserfällen und dem Souvenir-Shop kommen.

Auf dem Sendero Carilemu (Green Forest Trail):

Auf dem Sendero los Enamorados (Lovers Trail):


Gegen 11:00 Uhr sind wir nach insgesamt 1.5 Stunden gemütlicher Wanderung wieder am Parkplatz zurück. Mittlerweile ist es doch recht voll geworden und es stehen einige Reisebusse am Eingang — frühes Kommen ist also hier in jedem Fall zu empfehlen.

Wir fahren wieder zurück in Richtung Ensenada und von dort noch ein Stück nach Norden für einen Abstecher zu den La Cascada Wasserfällen.

Die Anfahrt durch den Wald ist ein bisschen holprig, aber mit unserer Susi kein Problem. Wir zahlen 2.000 CLP für’s Parken und machen uns dann auf zu der kurzen Wanderung.

Die Wasserfälle sind offenbar ein beliebtes Ausflugsziel für Familien, denn es sind doch einige Leute unterwegs. Aber es gefällt uns trotzdem sehr gut:

Der Weg führt durch einen urigen Regenwald in eine immer schmaler werdende Schlucht hinein.

Deren Wände sind bedeckt mit Bäumen und Farnen, von denen das Wasser tropft und wir müssen unterwegs immer wieder über wackelige Baumbrücken und Treppen den Bach überqueren.

Von den hier um diese Jahreszeit befürchteten Pferdebremsen ist dabei zum Glück nichts zu bemerken.

Nach einer halben Stunde erreichen wir dann das Objekt der Begierde: ein etwa 15 Meter hoher Wasserfall, über den donnernd jede Menge Wasser in die Tiefe stürzt.


Als wir nach etwa einer Stunde wieder am Auto zurück sind, meldet sich der kleine Hunger und wir halten im Ort Las Cascadas, wo es jede Menge Stände mit Streetfood gibt.

Wir haben zwar keine Ahnung was das alles so ist was da verkauft wird, aber wir beschließen, es am meist besuchten Stand einfach mal zu probieren.

Wir bestellen uns zwei Empanadas fritas — einmal mit Fleisch und einmal mit Käse und Shrimps.

Der Preis macht uns zwar zuerst skeptisch: zusammen 2.500 CLP, was gerade mal drei Euro sind, aber die gefüllten Teigtaschen sind richtig lecker und wir werden gut satt davon.

Wir laufen noch einmal kurz zum Seeufer, um die Aussicht zu testen. Viel hat sich dort aber in der Zwischenzeit nicht geändert — es ist nach wie vor sehr trüb — also geht es zurück in Richtung Ensenada.


An der Abbiegung zum Vulkan Osorno entscheiden wir spontan, diesen links liegen zu lassen, da er immer noch vollständig in den Wolken liegt und wir uns von der Aussicht oben nicht wirklich viel versprechen.

Stattdessen halten wir am Trailhead zur Laguna Verde und nehmen noch diese kurze Runde in Angriff. Der Weg ist ganz hübsch und führt — wie der Name schon vermuten lässt — rund um einen kleinen tiefgrünen See herum. Nicht mega aufregend, aber ganz nett und in einer Dreiviertelstunde gut machbar.


Auf dem Weg zu unserer Unterkunft schauen wir noch an der Tanke vorbei, da man uns im Vorfeld der Reise immer wieder eingebleut hat, unbedingt bei jeder sich bietenden Gelegenheit vollzutanken. Die Tankstelle hat jedoch geschlossen — anscheinend wird sie gerade mit Nachschub bedacht. Auch gut, dann sollten wir morgen früh, bevor wir abfahren, ja hier sicher Benzin bekommen thumbsup

Wir fahren zum Hamilton’s Place B&B, wo wir für heute unsere Übernachtung gebucht haben. Als wir ankommen, öffnet auf unser Klopfen hin zunächst niemand. So gehen wir einfach mal rein und finden im oberen Stockwerk schließlich Caio, der noch mit dem Richten der Zimmer beschäftigt ist und uns um etwas Geduld bittet.

Es ist zwar bereits nach 15:00 Uhr, der offiziellen Check-In Zeit, aber wir haben es nicht eilig und setzen uns einfach inzwischen mit einem Bierchen in den Garten und genießen die Sonne, die mittlerweile wieder ihr Bestes gibt.

Eine Viertelstunde später beziehen wir dann unser Zimmer. Es ist sehr einfach, sehr klein und sehr spartanisch eingerichtet. Aber alles ist sauber und es wird für eine Nacht ausreichen.

Während Caio uns alles erklärt, vibriert auf einmal die Zimmerdecke und Andreas fragt, ob das ein kleines Erdbeben gewesen sein könnte. Caio meint, nur wenn die Lampe an der Decke wackeln würde, wäre es eines — und wie sie wackelt eek

Der naheliegende Vulkan Calbuco hat wohl öfters mal kleinere Eruptionen und ein Dejàvu erinnert uns an unsere Hawaii-Reise vor zwei Jahren…


Wir chillen eine Stunde auf dem Balkon, genießen die Nachmittagssonne und plaudern ein bisschen mit Cajo. Dabei schwärmt er uns von den Kochkünsten seiner Chefin Eloa vor, die jeden Abend auf Wunsch für ihre Gäste Abendessen anbietet.

Da es dieses allerdings erst um 20:30 Uhr gibt und wir jetzt schon recht hungrig sind, gehen wir nochmal auf ein Bierchen und einen kleinen Snack in’s El Sitio, was uns wärmstens empfohlen wurde.

Das Restaurant ist sehr schön am See gelegen mit einem total netten Ambiente und wir genehmigen uns beide einen Drink und einen Starter.

Das Essen ist außerordentlich lecker und wir lechzen nach mehr davon. Aber da wir ja später dann noch im B&B essen werden, belassen wir es dabei.

Wir bummeln noch ein Stück am Strand entlang und lassen dann im B&B etwas die Seele baumeln. Andreas spielt mit dem Haushund eine Runde Fußball und wir beobachten von der Terrasse aus, wie das Haus durch neu ankommende Gäste so nach und nach voll wird.

Das dreigängige Abendessen ist dann später in der Tat sehr lecker - Caio hat nicht zuviel versprochen.

Außer uns sind allerdings nur noch drei österreichische Lehrer mit von der Partie, alle anderen Hausgäste essen offenbar auswärts.

Wir unterhalten uns sehr angeregt, haben jede Menge zu erzählen und auszutauschen und die Zeit verfliegt dabei im Nu.

Ein total netter Abend!

Gegen 22:30 Uhr verabschieden wir uns schließlich in’s Bett - Jetlag überwunden thumbsup