Patagonien
Torres del Paine: Base las Torres
Der Wecker klingelt um 6:00 Uhr und als wir aus dem Fenster schauen, lacht uns ein strahlend blauer Himmel an. Das kann doch gar nicht nicht wahr sein — womit haben wir nur soviel Glück verdient?
Wir springen schnell aus dem Bett, schmieren uns fix ein paar Brote für die lange Wanderung, die heute auf dem Programm steht, und sprinten dann zum Frühstück.
Hier plündern wir das gut bestückte Buffet.
Es gibt eine recht gute Auswahl an warmen und kalten, deftigen und süßen Speisen und wir schlagen uns die Bäuche ordentlich voll.
Gegen 7:15 Uhr marschieren wir dann los im schönsten Morgenlicht zu unserer heutigen Tageswanderung zum Mirador las Torres.
Wir starten bewusst früh, um dem Massenansturm ein wenig zuvor zu kommen: Da der Trail sehr beliebt ist, soll auf dem Weg immer recht viel Betrieb sein.
In der Nacht hat es offenbar auf dem Berg geschneit, wir sehen bis zur Hälfte herunter Neuschnee liegen. Ansonsten werden wir nach wie vor vom Wetterglück verfolgt. Am blauen Himmel gibt es zwar vereinzelte Schäfchenwolken, aber vom gestrigen Wind ist nicht mehr allzuviel zu spüren, so dass sich die wenigen Grad über Null gar nicht so wirklich kalt anfühlen.
Die Wanderung startet direkt am Hotel und ist auf den ersten Metern mit dem gestrigen Weg identisch. Nach der Hängebrücke biegen wir heute jedoch nach rechts ab und folgen dann mehr oder weniger dem wild rauschenden Río Ascendio.
Es geht recht gemächlich bergauf und wir erfreuen uns die ganze Zeit am herrlichen Ausblick in die Bergwelt am Ende des Tals.
Gegen 9:00 Uhr kommen wir am Refugio Chileno an. Es ist immer noch recht frisch und vieles liegt noch im Schatten, so dass der Platz nicht wirklich zum verweilen einlädt. Außerdem ist es für eine Bierpause jetzt noch zu früh und so lassen wir das Refugio Refugio sein und marschieren weiter den Berg hinauf.
Nachdem wir den Fluss passiert haben, geht es über Serpentinen durch knorrige patagonische Lenga-Wälder und der Pfad wird zunehmend steiler.
Das letzte Teilstück der Wanderung sind dann keine netten, freundlichen Serpentinen mehr, sondern ein Geröllfeld mit riesigen Steinbrocken. Dies ist der beschwerlichste Teil der Wanderung und es sind immer wieder kleinere Klettereinlagen erforderlich.
Nach weiteren zweieinhalb Stunden haben wir es dann aber endlich geschafft und die Mühe des Aufstiegs wird mehr als gebührend belohnt.
Der Anblick, der sich uns am Ende der Moräne bietet, ist einfach nur atemberaubend. Vor uns erheben sich majestätisch und imposant die drei gigantischen Granittürme der Torres über der malerischen Lagune.
Sie verstecken ihre letzten Spitzen zwar etwas verschämt in den Wolken, diese werden aber durch den hier oben vorherrschenden starken Wind immer wieder auseinander geblasen, so dass hin und wieder doch alle drei Granitspitzen vollständig zu sehen sind.
Und es ist saukalt hier oben in dem eisigen Wind. Ein paar einzelne Schneeflocken fliegen umher und wir ziehen uns rasch erstmal Fleece und Regenjacke drüber und die Handschuhe an. So lässt es sich wieder aushalten…
Wir machen Mittagspause, essen unsere Brote, und fotografieren was das Zeug hält.
Gegen 12:15 Uhr brechen wir dann wieder auf zum Rückweg. Was uns auf dem Abstieg erwartet, ist leider nicht wirklich überraschend: War es oben an der Lagune durch unseren frühen Start noch recht überschaubar, wird der Trail jetzt zur reinsten Völkerwanderung.
So schön diese Wanderung auch ist, so häufig ist sie leider auch begangen.
Uns kommen scharenweise Wanderer entgegen und insbesondere auf dem oberen Teil, wo der Pfad sehr eng ist, ist das schon ein wenig problematisch.
Ständig müssen wir stehen bleiben, um die entgegenkommenden Wanderer vorbei zu lassen.
Stop & Go in Reinform.
Gegen 14:00 Uhr kommen wir wieder am Refugio an. Jetzt haben wir uns die Bierpause redlich verdient und machen es uns drin im warmen Häuschen gemütlich.
Wir treffen eine Familie aus Virginia wieder, die wir schon von einer Wanderung bei El Chaltén kennen und kommen in’s Plaudern. Es ist total nett und so folgt auf das erste Bier ein zweites und auch noch ein drittes. Die Zeit vergeht im Nu und nach 90 Minuten stellen wir fest, dass wir ja noch ein gutes Stück vor uns haben und vielleicht mal weiter laufen sollten…
Als wir aufbrechen, nieselt es ein kleines bisschen und die Berge ziehen immer mehr zu. Das Nieseln ist zwar nach wenigen Minuten schon wieder vorbei, aber die Torres werden wohl für heute nicht noch einmal sichtbar werden. Also alles richtig gemacht mit unserem frühen Start
Zurück zum Hotel brauchen wir dann noch etwa 90 Minuten und sind gegen 17:00 Uhr wieder da. Wir telefonieren lange und ausgiebig mit Christian, dann geht Andreas eine Runde laufen, ich springe unter die Dusche und schreibe in der Zwischenzeit ein bisschen am Reisebericht.
Auf das Restaurant verzichten wir heute angesichts der gestrigen Erfahrungen und verbringen den restlichen Abend stattdessen chillenderweise mit ein paar Drinks und ein paar Snacks an der Hotelbar.