Patagonien

Von El Calafate zum Torres del Paine NP

Nach vielen schönen Tagen am Stück werden wir heute Morgen mal wieder vom Regen geweckt, der aufs Dach trommelt.

Es ist noch nicht einmal 6:00 Uhr, aber irgendwie ist die Nacht damit vorbei. Andreas verzichtet aus unerfindlichen Gründen auf seine Laufrunde — vielleicht ist er ja ein bisschen wasserscheu wink — stattdessen machen wir uns bereit, Argentinien heute wieder zu verlassen.

Wir verbrutzeln sämtliche Rester aus dem Kühlschrank zu einem Omelett, denn nach Chile dürfen keinerlei Lebensmittel eingeführt werden. Dann packen wir unseren Krempel zusammen, räumen das Auto ein und machen uns gegen 7:30 Uhr auf den Weg.

Der Regen hat mittlerweile aufgehört und am Horizont blinzelt schon wieder die Sonne. Allerdings ist es extrem stürmisch: der patagonische Wind pfeift mit unbändiger Kraft von den Bergen und wir sind gespannt, was uns wettertechnisch jetzt in Chile erwarten wird, denn die Prognosen für den Torres del Paine Park in den nächsten Tagen sind nicht sehr erbaulich…

Als wir vor der Abfahrt noch einmal volltanken, gibt es einen leisen Klick und der Riss in unserer Frontscheibe ist wieder mal zehn Zentimeter länger. Ohje — hoffentlich hält das noch für die letzte Urlaubswoche…


Auf der Fahrt zum Torres del Paine Park bekommen wir letzte Eindrücke von der recht eintönigen argentinischen Pampa.

Allerdings stürmt es dermaßen, dass wir an den wenigen Aussichtspunkten schier die Autotür nicht aufbekommen…

Der Wind ist unfassbar heftig. Wir kontrollieren immer wieder, ob tatsächlich alle Fenster und Türen richtig geschlossen sind, da es sich während der Fahrt anfühlt und anhört, als blase es irgendwo herein.

Andreas muss teilweise massiv gegenlenken und passenderweise kommen wir an diesem Straßenschild vorbei:

Selbst die Gauchos, die wir unterwegs treffen, können ihre Zügel nur mit einer Hand halten, da sie mit der anderen ihre Mützen sichern müssen wink


Um kurz vor 12:00 Uhr kommen wir am Grenzübergang an. Auf argentinischer Seite stehen drei große Reisebusse vor uns und wir stellen uns schon auf eine längere Wartezeit ein. Im Kontrollhäuschen geht es dann aber ziemlich fix, da es getrennte Schlangen für Einzelreisende und Busreisende gibt. So sind wir in nicht einmal fünf Minuten durch und schaffen es, alle drei Busse zu überholen.

Auf der chilenischen Seite dauert es dann etwas länger, aber eigentlich auch nur deswegen, weil wir uns zuerst falsch anstellen. Als wir geschnallt haben, dass die lange Schlange nur für Busreisende ist, die ihr Gepäck hier durch den Xray Scanner schicken müssen und dass es auch hier für Einzelpersonen separate Schlangen gibt, ist die Sache im Handumdrehen erledigt. Andreas bleibt kaum genug Zeit, die Wurst noch aufzuessen, die wir nicht mit über die Grenze nehmen dürfen…

An drei verschiedenen Schaltern werden nacheinander die Pässe, die Fahrzeugpapiere und schließlich die eingeführten Waren kontrolliert. Eine Zollbeamtin kommt noch kurz mit zu unserem Auto und prüft, ob wir irgendwelche illegalen Lebensmittel dabei haben. Wir dürfen aber alles behalten, was original verpackt ist, wie zum Beispiel unsere Müsliriegel und unser mittlerweile heiß geliebtes Dulce de Leche.

Nach einer halben Stunde sind wir schließlich durch und wieder zurück in Chile. Wir kaufen in dem kleinen Supermarkt direkt an der Grenze noch fix ein bisschen Brot und frische Lebensmittel und machen uns dann auf in den Torres del Paine Park.


Am Mirador Lago Sarmiento haben wir einen tollen Blick auf die Torres, die sich noch ein kleines bisschen hinter einer Wolke verstecken:

Ab hier ist die Fahrt dann irgendwie ein Déjàvu zu unserer Ankunft in El Chaltén.

Auch da sind wir auf das wundervolle Bergpanorama zugefahren, immer mit dem Fitz Roy im Blick, der sich noch etwas schüchtern gegeben hatte.

Heute empfinden wir das ganz genauso und können dabei unser Glück überhaupt nicht fassen, angesichts der schlechten Wettervorhersage, die wir in den letzten Tagen für den Torres del Paine Park immer wieder besorgt beobachtet hatten.


Gegen 14:00 Uhr kommen wir am Parkeingang ein. Hier müssen wir uns registrieren und den Eintrittspreis zahlen, der mit 94 USD ganz schön happig ist. Aber das sind die Hotelpreise im Park ja auch — die kommenden fünf Tage kosten uns annähernd soviel, wie die restlichen 25 Tage zusammen und haben unsere Urlaubskasse ordentlich geschröpft — also haben wir eigentlich nichts anderes erwartet.

Eine Stunde später checken wir für zwei Nächte im Hotel las Torres ein. Dieses ist absolut traumhaft gelegen und wir sind begeistert.

Wir werden sehr freundlich und zuvorkommend empfangen und ein Angestellter trägt uns die Koffer ins Zimmer.

Das Zimmer ist ganz nett, wir haben drei einzelne Betten, ausreichend Platz und superschnelles Internet. Aber angesichts des stolzen Übernachtungspreises, den wir hier zahlen, doch deutlich weniger Komfort als man überall sonst in der Welt für soviel Geld bekommen würde…


Wir melden uns kurz zum Abendessen an und nutzen dann direkt das schöne Wetter noch für eine kleine Wanderung — wer weiß, wie das Wetter morgen sein wird.

Auf dem Sendero los Cuernos laufen wir bis zur Laguna Inge, dann einmal um den See herum und wieder zum Hotel zurück. Es ist nur ein recht kurzes Stück des legendären W-Treks, aber wir haben unterwegs ganz nette Aussichten:

Der Weg führt ohne größere Steigungen durch eine wunderschöne Graslandschaft mit Blick auf die Berge. Der patagonische Wind peitscht während der ganzen Wanderung, dass es uns fast aus den Latschen haut. Aber es ist nicht wirklich kalt, die Sonne scheint und wir haben unseren Spaß dabei.


Nach etwa 2.5 Stunden sind wir wieder zurück. Andreas geht noch eine Runde laufen und ich erkunde in der Zeit etwas unser Hotel.

Dann genehmigten wir uns an der Bar noch einen Aperitif bevor wir zum Essen gehen.

Das Essen selbst ist dann gar nicht schlecht — ich probiere ein Guanako Steak und Andreas nimmt Pilzrisotto — aber trotzdem fühlen wir uns im Hotelrestaurant überhaupt nicht wohl. Es ist unheimlich laut und die Kellner verbreiten durch ihr hektisches Herumspringen irgendwie eine nervöse Atmosphäre.

So belassen wir es beim Hauptgang und verzichten aufs Dessert. Wir gehen nur noch für eine kurze Runde durch den Souvenir-Shop und dann nicht allzu spät schlafen.