Patagonien

Von El Chaltén nach El Calafate

Heute früh liegen die Berge wieder völlig frei und ein neuer fantastischer Tag im Paradies bricht an. Wir aber müssen nach fünf wunderbaren Tagen schweren Herzens unsere Sachen packen.

Wir wollen nicht weg von hier sad

Aber es nützt ja alles nichts und immerhin warten auch noch andere spannende Ziele auf uns. Also genießen wir ein letztes tolles Frühstück in der Hosteria, checken aus und räumen das Auto ein.

Die ursprünglich noch angedachte kurze Wanderung zum Wasserfall Chorrillo del Salto lassen wir ausfallen — wir haben gestern bei der Rückfahrt vom Huemul Gebiet gesehen, dass diese zu 80 Prozent an der Straße entlang verläuft und auch andere Wanderer hatten uns berichtet, dass der Weg nicht sonderlich attraktiv sei.

Stattdessen brechen wir gegen 8:30 Uhr mit einer Träne im Knopfloch in Richtung El Calafate auf.

Auf den ersten Kilometern muss sich Andreas arg konzentrieren, nach vorn zu schauen, denn der Blick in den Rückspiegel ist einfach zu verführerisch.

Schnell fallen jedoch die Südbuchenwälder rund um El Chaltén hinter uns zurück und schon bald fahren wir wieder durch die karge Halbwüste. Es geht immer knapp am Ufer des Lago Viedma entlang und wir halten noch an dem ein oder anderen Aussichtspunkt, um letzte Blicke über den See auf die immer kleiner werdende liebgewonne Bergkette zu werfen.

An einem der Aussichtspunkte läuft uns ein kleiner Fuchs über den Weg, der völlig unscheu vor uns posiert:

Später erreichen wir den Lago Argentino — ein türkisfarbenes Juwel in der sonst recht farblosen Pampa — und fahren an seinem Südufer entlang bis nach El Calafate, dem Tor zum südlichen Teil des Parque Nacional los Glaciares.


Nach knapp drei Stunden Fahrt kommen wir gegen 11:30 Uhr in unserer Unterkunft für die nächsten drei Tage an. Erstmalig haben wir hier in El Calafate über AirBnb gebucht und sind gespannt, ob auch alles klappt wie erwartet.

Daniela — unsere Gastgeberin im El Tilli. — ist gerade noch mit Putzen beschäftigt, da die vorherigen Gäste recht spät abgereist sind.

Sie ist total nett und umarmt und küsst uns gleich zur Begrüßung und entschuldigt sich tausend mal, dass die Wohnung noch nicht fertig sei.

Wir hatten aber eh nicht erwartet, dass wir so früh schon in die Wohnung rein können und sind froh, dass wir wenigstens unsere Koffer schon mal hierlassen können.

Wir wollen inzwischen noch etwas für die nächsten Tage zum Frühstück einkaufen, da wir hier Selbstversorger sind, und in irgendeiner Werkstatt nach unserem klappernden Auspuff schauen lassen, der seit ein paar Tagen nervt.

Daniela telefoniert sogleich herum und nennt uns dann eine Straße, in die wir fahren sollen — ein Mechaniker dort ist offenbar ein Bekannter von ihr.

Die Adresse ist schnell gefunden und entpuppt sich tatsächlich als Autowerkstatt.

Wir müssen kurz warten, weil noch zwei andere Autos vor uns dran sind. Dann kommt unsere Susi auf die Hebebühne.

Das Problem ist schnell identifiziert und noch viel schneller behoben: die Aufhängung des Auspuffs ist aus der Halterung gesprungen und mit wenigen Handgriffen wieder befestigt.

Der Meister erledigt das Ganze in nicht mal zehn Minuten und beantwortet die anschließende Frage nach den Kosten nur mit einem Schulterzucken, eigentlich will er gar nichts dafür haben.

Wir geben ihm trotzdem einen 10-Dollar-Schein, worüber er sich augenscheinlich total freut und uns überschwänglich viel Glück in unserem restlichen Leben wünscht wink

Einmal mit dem Auto unterwegs, wollen wir auch gleich noch in den nächstbesten Supermarkt.

Die Suche gestaltet sich etwas schwierig, da das Straßensystem hier mit fast ausschließlich Einbahnstraßen etwas gewöhnungsbedürftig ist. Wir werden aber schließlich doch fündig und decken uns für die nächsten drei Tage ein.

Dann fahren wir zurück zu unserer Unterkunft, räumen unsere Sachen in’s Zimmer und vertilgen die süßen Teilchen aus dem Supermarkt als Mittagessen.


Gegen 14:15 Uhr machen wir uns dann noch einmal auf, um den Ort ein bisschen zu erkunden.

El Calafate ist mit ca. 18000 Einwohnern um einiges größer als El Chaltén und entsprechend viel ist hier auch los. Die Stadt ist stark touristisch geprägt — im Zentrum reihen sich Souvenir Shops, Outdoor Läden, Restaurants und Touranbieter aneinander.

Außerdem liegen und streunen in der ganzen Stadt herrenlose, aber durchaus liebenswerte und gepflegte Hunde herum. Dass ist etwas, was uns hier irgendwie ganz besonders auffällt.

Wir schauen noch einmal kurz bei den Anbietern vorbei, bei denen wir für die nächsten beiden Tage Touren gebucht haben, um die Online-Reservierung zu bestätigen.

Dann schlagen wir uns zum Reserva Laguna Nimez durch — einem Natur- und Vogelschutzreservat am Lago Argentino.

Wir zahlen ganz schön happige 1000 ARS Eintritt und dürfen dann auf dem etwa fünf Kilometer langen Rundweg durch das Gebiet laufen.

Normalerweise gibt es hier wohl jede Menge Wasservögel zu sehen, die man entlang des Weges oder aus diversen Unterständen heraus beobachten kann.

Heute ist es allerdings extrem stürmisch und wir bekommen nicht wirklich viele Vögel zu Gesicht. Und die wenigen, die wir sehen, sind echt schwierig zu fotografieren, weil ich bei dem heftigen Wind die Kamera schier nicht stillhalten kann. wink

Ein paar wenige Schnappschüsse:


Zurück im Zentrum schlendern wir noch eine Runde über den Künstlermarkt, wo es ganz nette und interessante Sachen zu entdecken gibt und landen gegen 18:00 Uhr zum Abendessen schließlich im La Zaina.

Ich hatte dieses Restaurant schon im Vorfeld ausgesucht, weil es im Netz ausgesprochen gute Kritiken hat und seine Öffnungszeiten mit unseren Essensgewohnheiten kompatibel sind.

Wir bestellen als Vorspeise Prawns und gebackenen Käse und als Hauptgang Lamm-Risotto und Lamm-Eintopf.

Alles ist so extrem lecker und das Ambiente hier gefällt uns so gut, dass wir direkt noch einmal einen Tisch für übermorgen reservieren. Satt und zufrieden spazieren wir dann durch die Stadt zurück in Richtung Unterkunft, wo wir recht bald horchen, was die Matratzen so zu erzählen haben.