Patagonien
El Chaltén: Los Huemules
Nach drei langen und doch etwas anstrengenderen Wandertagen in Folge lassen wir es heute Morgen ein wenig ruhiger angehen. Andreas lässt sich zwar seinen morgendlichen Lauf nicht nehmen, aber wir sind erst relativ spät um 8:00 Uhr beim Frühstück. Wie üblich lassen wir uns dabei mit frisch gebackenen Brötchen und Croissants mit Dulce de Leche verwöhnen und brechen eine halbe Stunde später auf.
Die Wanderungen, die direkt von El Chaltén ausgehen, haben wir schon alle abgearbeitet, deshalb fahren wir heute erst ein kleines Stück mit dem Auto zur Estancia Los Huemules, wo es noch ein weiteres Gebiet zu erforschen gibt.
Da heute ohne Gepäck im Auto die Notsitze wieder zur Verfügung stehen, nehmen wir unterwegs einen Tramper mit — einen Belgier, der aktuell in Argentinien beruflich unterwegs ist und viel zu erzählen hat. Dadurch wird die Fahrt entlang des Río de Las Vuelta recht kurzweilig.
Nach einer Dreiviertelstunde Fahrt erreichen wir die Estancia und seine Mitfahrgelegenheit ist damit erstmal beendet.
Wir registrieren uns an der Informationsstelle und müssen dort auch einen Obolus zahlen, da sich das Huemul Gebiet in Privatbesitz befindet. Der Preis ist mit 25 USD für uns beide recht ordentlich — zumal wir für die ganzen Wanderungen im Nationalpark in El Chaltén überhaupt nichts zahlen mussten. Theoretisch würde der erworbene Pass hier für drei Tage gelten, wir können ihn halt nur heute nutzen…
Gegen 9:30 Uhr laufen wir dann nach Erledigung aller Formalitäten endlich los.
Wir haben uns nach eingehender Beratung durch den Ranger für die Tour zur Laguna del Diablo entschieden.
Der Weg verläuft anfangs relativ weit oberhalb des Flusses, immer durch den Wald hindurch.
Es hat sich mittlerweile ziemlich stark zugezogen, die Berge verstecken sich in den Wolken und ab und zu nieselt es ein wenig.
Später nähert sich der Wanderweg dem Fluss mit seinen vielen hübschen Kaskaden…
… und wir beobachten in dem wilden Wasser wieder ein paar Sturzbachenten.
Am Anfang des Weges stand diesmal extra ein Schild, dass man Sichtungen dieser Spezies bei den Rangern melden solle. Offenbar sind diese wohl wirklich recht selten. Wir sehen gleich drei auf einmal, zwei Männchen und ein Weibchen, wobei eines der Männchen mit dem Weibchen zusammen eine Art Hochzeits-Balztanz vollführt.
Das Wetter ist ziemlich durchwachsen und ändert sich im 5-Minuten-Takt. Mal scheint die Sonne, dann nieselt es wieder, aber es ist durchgängig relativ warm und die Regenjacken brauchen wir fast gar nicht.
Wir treffen unterwegs auf eine geführte Wandergruppe, aber ansonsten ist der Weg relativ schwach besucht. Die meisten Besucher der Region sind halt doch auf den beliebten Wanderwegen im Fitz Roy Gebiet unterwegs.
Um kurz vor zwölf kommen wir an der Teufelslagune an. Hier ist es gerade nicht wirklich gemütlich — es ist sehr windig und es nieselt — und wir finden auch keinen ansprechenden Platz zum hinsetzen. Deshalb machen wir an der Lagune keine größere Mittagspause, sondern treten direkt wieder den Rückweg an.
Stattdessen essen wir unseren Lunch ein wenig später an einem trockenen gemütlichen Platz. Es gibt Pfirsich, Banane und ein paar Kekse.
Auf dem Rückweg sehen wir „unsere“ drei Sturzbachenten noch einmal und haben wieder viel Spaß dabei, sie eine Weile zu beobachten.
Später machen wir dann noch einen Abstecher zu den kleinen versteckt und friedlich im Wald liegenden Seen Laguna Verde und Laguna Azul. Diese bieten ein beeindruckendes Farbenspiel, schöne Blicke auf die Bergwelt rund um den Cerro Eléctrico…
… und viele hübsche kleine Wasserfälle.
Gegen 15:15 Uhr sind wir wieder zurück am Parkplatz. Wir gehen noch einmal in das Administrationsgebäude, um uns abzumelden und unsere Enten-Sichtung zu melden. Da aber gerade niemand da ist, tragen wir uns selbst in der Trail-Liste aus und fahren direkt zurück nach El Chaltén.
Zum Abendessen ist es noch zu früh, aber wir sind etwas hungrig. Da wir mit Empanadas bisher immer nur gute Erfahrungen gemacht haben, holen wir uns geschwind zwei dieser Teile im Ché Empanadas. Uns ist zwar bewusst, dass das ein Fast Food Laden ist, trotzdem sind wir sowohl vom Essen als auch vom Service maßlos enttäuscht und es gibt zum ersten Mal tatsächlich überhaupt kein Trinkgeld.
Zurück im B&B packen wir dann schon mal ein wenig unsere Sachen zusammen, zahlen die Rechnung und unterhalten uns noch lange nett mit Eugenia an der Rezeption.
Mittlerweile hat sich das Wetter stabilisiert. Es ist zwar nach wie vor extrem windig und die Berge sind vollständig in den Wolken versteckt, aber es ist trocken und warm.
So bummeln wir noch eine ganze Weile durch die Stadt auf der Suche nach einem Restaurant für’s Abendessen.
Wir wären ja sehr gerne noch einmal in die Pasta Factory gegangen, aber heute ist da ohne Reservierung leider nichts zu machen.
Auf Fleisch haben wir irgendwie nicht schon wieder Lust und so landen wir schließlich im Patagonicus.
Mit Pizza kann man nichts verkehrt machen und so nehmen wir jeder zwei halbe, um mehrere verschiedene Sorten probieren zu können. Sie sind ganz in Ordnung, allerdings so riesig, dass wir nicht annähernd alles schaffen.
Da wir am Fenster sitzen wollen, nehmen wir einen Vierertisch mit der Option, dass dieser später noch geshared wird. Das Restaurant füllt sich recht schnell und so dauert es auch gar nicht lange, bis zwei junge Frauen zu uns an den Tisch kommen und sich vorstellen mit „We are your new friends“
Die zwei sind total nett und obwohl wir eigentlich schon lange fertig sind mit essen, bleiben wir noch eine ganze Weile sitzen und plaudern mit den beiden.
Gegen 21:30 Uhr sind wir schließlich wieder in unserem Häuschen zurück und lassen den Abend dort gemütlich ausklingen.