Patagonien

Ankunft in Puerto Varas

Das mit dem Schlafen im Flieger hat erstaunlicherweise gar nicht mal so schlecht funktioniert. Mit einigen wenigen Unterbrechungen und kurzen Wachphasen zwischendurch dösen wir fast bis zum Frühstück und sind dann tatsächlich recht gut ausgeruht.

Zum Frühstück können wir zwischen Sandwich und Omelett wählen und danach sind es nur noch knapp drei Stunden Flug, die mit dem Bordprogramm leidlich zu ertragen sind.

In der Zwischenzeit hat der Pilot ordentlich auf’s Gaspedal getreten, sodass wir bereits gegen 9:00 Uhr Ortszeit in Santiago landen — 40 Minuten früher als ursprünglich geplant. Das kommt uns sehr gelegen, da unsere Umsteigezeit durch eine nachträgliche Flugänderung äußerst knapp bemessen ist.

Da Santiago für uns der Zollflughafen ist, müssen wir nach der Passkontrolle unser Gepäck vom Baggage Claim abholen und frisch aufgeben. Am Kofferband geht es zum Glück recht fix, da uns die Dame von Iberia in Stuttgart netterweise einen „Short Connection“ Aufkleber an die Koffer gepinnt hat, so dass unser Gepäck als eines der ersten ausgespuckt wird.

Mit den Koffern geht es dann zur Gepäckaufgabe im nationalen Teil des Flughafens — vorbei an den Drogenhunden, die uns ordentlich beschnüffeln, aber natürlich nichts finden wink

Bei den Domestic Flights ist ziemlich viel los und die Schlangen sind überall recht lang. Aber wir haben mittlerweile genügend Zeitpuffer, so dass wir nicht nervös werden.

Die Mitarbeiter von LATAM sind im Übrigen sehr bemüht, Passagiere mit knappen Verbindungen bevorzugt abzufertigen und rufen immer wieder diejenigen Flüge auf, für die man die Schlangen umgehen kann.

Bei der Gepäckabgabe benötigen wir diesen Service nicht, da es doch recht zügig voran geht, aber bei der anschließenden Sicherheitskontrolle greifen wir dann doch gerne darauf zurück und können uns so das lange Anstehen ersparen.

Am Gate haben wir noch ein bisschen Zeit und versuchen schon mal, dem Automaten etwas Bargeld zu entlocken — leider erfolglos mit allen uns zur Verfügung stehenden Karten. Hmmm… das müssen wir wohl noch ein bisschen üben…

Mit einer halben Stunde Verspätung heben wir schließlich zum vorerst letzten Mal ab, genießen unterwegs schon mal tolle Ausblicke auf die wunderschöne Seenlandschaft mit den schneebedeckten Vulkanen…

… und landen schließlich gegen 13.30 Uhr in Puerto Montt. Mit der Zeitverschiebung von vier Stunden war das jetzt eine verdammt lange Anreise und wir sind froh, dass wir es endlich geschafft haben.


Als wir eine halbe Stunde später mit unserem Gepäck am Informationsschalter eintreffen — dem vereinbarten Treffpunkt zur Mietwagenübergabe — ist leider niemand da, der uns erwartet. Wir rufen bei der Firma Seelmann an und bekommen die Info, dass es noch ein paar Minuten dauern würde, der Fahrer sei bereits unterwegs.

Also warten wir. Nach einer weiteren halben Stunde kommen dann die zwei Mitarbeiter endlich und wir können unser Auto für die nächsten 30 Tage in Empfang nehmen.

Wir bekommen einen Suzuki Grand Vitara mit reichlich 17.000 Kilometern auf dem Tacho, der leider schon deutliche Gebrauchsspuren zeigt:

Etliche heftige Kratzer und einen deutlichen Riss in der Frontscheibe finden wir eher nicht so prickelnd.

Aber wir haben ja keine Wahl und die beiden Jungs von Seelmann sind echt nett und dokumentieren alles ordnungsgemäß.

Hoffen wir einfach mal, dass der Riss nicht größer wird und auch der Rest vom Auto die geplanten 3.500 Kilometer gut durchhält.

Und das ist sie — unsere „Susi“:


Gegen 15:00 Uhr verlassen wir schließlich das Flughafengelände und fahren das kurze Stück nach Puerto Varas, wo wir heute übernachten werden.

Im Lider Express erledigen wir die ersten Einkäufe und schaffen es hier glücklicherweise auch, uns mit Bargeld einzudecken — da haben wir uns in Santiago wohl einfach nur dumm angestellt…

Dann fahren wir direkt zu unserer vorgebuchten Unterkunft: dem Patagonia Route B&B.

Wir werden von José Miguel sehr freundlich empfangen und in einem lustigen Englisch-Spanisch-Mix zeigt und erklärt er uns die Gegebenheiten.

Unser Zimmer ist zwar recht klein, aber nett eingerichtet und alles ist sehr sauber und gepflegt. Für eine Nacht ist es durchaus in Ordnung.

Wir springen einmal schnell unter die Dusche, um uns nach der langen Reise ein bisschen frisch zu machen. Dann schlüpfen wir in kurze Hosen, denn draußen herrschen angenehme sommerliche Temperaturen, und machen uns noch einmal auf zu einem Spaziergang durch den Ort.


Puerto Varas gefällt uns mit seiner tollen Lage, der gemütlichen Kleinstadt-Atmosphäre und dem adretten Stadtbild richtig gut. Wir laufen an der Küstenpromenade entlang und erfreuen uns an dem tollen Panorama — dem tiefblauen Llanquihué See und den Bilderbuch-Vulkanen Calbuco, Osorno und Tronador, die sich heute wunderschön vor einem strahlend blauen Himmel für uns präsentieren.

Wir laufen bis zum Nordende der Uferpromenade, wo eine große Metallskulptur steht. Diese soll die Prinzessin Licarayén darstellen, die wohl einer Legende zufolge dem Geist des Vulkans Osorno geopfert wurde.

Später werden wir im Stadtzentrum von der Schaufensterauslage eines Cafés angezogen und können nicht widerstehen: Es gibt für jeden ein Stück Kuchen und einen Cappuccino. Unsere erste Erfahrung mit Dulce de Leche - seeeehr süß und seeeehr lecker thumbsup

Auf dem Rückweg begegnen wir noch diesem putzigen Gesellen: Ein junger Chimangokarakara, der sich lautstark Gehör verschafft:


Im B&B treffen wir dann auch auf die Eigentümerin Susana. Eine ganz liebe Person, mit der wir noch eine Weile plaudern und die mir netterweise hilft, meinen auf dem Flug kaputt gegangenen Rucksack zu reparieren.

Zum Abendessen gehen wir später auf Empfehlung von Susana in’s Casavaldés — ein Fischrestaurant mit tollem Blick auf den See. Andreas nimmt Octopus und für mich gibt es eine mit Krabben gefüllte Forelle. Als Vorspeise teilen wir uns noch eine Portion Garnelen. Alles ist sehr lecker, aber auf den Nachtisch verzichten wir — den hatten wir ja heute schon in Kuchenform vorgezogen wink

Auf dem Rückweg sehen wir den Vulkan Osorno immer mehr in den aufziehenden Wolken verschwinden — für morgen ist leider nicht so gutes Wetter gemeldet. Aber wir freuen uns, dass wir ihn heute in seiner ganzen Pracht erleben durften.

Gegen 21:00 sind wir wieder im B&B und eine halbe Stunde später knipsen wir das Licht aus.