Patagonien
El Chaltén: Senda Laguna Cerro Torre
Als Andreas heute von seiner sportlichen Morgenrunde zurückkommt, bringt er tolle Fotos vom Monte Fitz Roy im schönsten Morgenlicht mit. So ein bisschen Frühsport hat also durchaus seine Vorteile - vielleicht werde ich morgen früh mal mitgehen…
Außerdem berichtet er von gefühlt hundert stark betrunkenen Menschen, die am frühen Sonntagmorgen lallend durch die Straßen getorkelt seien. Als wir später die Hosts danach fragen — vielleicht gab es ja gestern irgendein besonders Fest — kommt nur die lapidare Erklärung „That’s Saturday Night here“
Um 7:30 Uhr sitzen wir beim Frühstück, was genau so lecker ist wie gestern, und eine Dreiviertelstunde später brechen wir direkt von unserer Unterkunft aus auf zur heutigen Wanderung zur Laguna Cerro Torre.
Der Wetterbericht vermeldet für heute zwar nicht die gleichen perfekten Bedingungen wie gestern, aber als wir loslaufen, sind nur vereinzelte zarte Schleierwolken am blauen Himmel zu sehen.
Gleich zu Beginn der Wanderung sehen wir einen hübschen roten Vogel, der sich nett in Szene setzt — ein Langschwanz-Soldatenstärling, wie wir später recherchieren.
Auf den ersten Kilometern müssen wir einen recht moderaten Anstieg zurücklegen, der Weg verläuft auf einfachem Untergrund und lässt sich angenehm gehen.
Nur vereinzelt säumen Bäume oder Büsche den Weg, der Blick auf die Umgebung ist größtenteils frei.
Nach etwa 75 Minuten erreichen wir den ersten Viewpoint Mirador de Cerro Torre. Von hier aus hat man einen wunderschönen Blick auf die ausgedehnte Ebene des Rio Fitz Roy und auf den kompletten Talkessel oberhalb der Laguna Torre.
Am Viewpoint gibt es sogar einige Bänke und so genießen wir die Berglandschaft um uns herum eine Weile im Sitzen.
Ab hier verläuft der Weg nun durch einen Südbuchenwald und schlängelt sich um ein Schwemmgebiet herum. Der wesentliche Anstieg ist geschafft und es geht zwischen hüfthohen Büschen mit jeder Menge „Lametta“ daran immer wieder leicht auf und ab.
In der Zwischenzeit hat sich der Himmel ein bisschen eingetrübt und die Spitzen des Cerro Torre verschwinden nach und nach in den Wolken. Trotzdem ist es nach wie vor ein wunderschöner Tag und wir genießen die Wanderung.
Im Gletscherfluss beobachten wir eine Weile lang zwei Sturzbachenten, die gegen die heftige Strömung ankämpfen. Später erfahren wir in der Hosteria, dass diese wohl recht selten sind und Sichtungen an die Ranger im Nationalpark gemeldet werden sollen.
Gegen 11:45 Uhr erreichen wir die Lagune und machen Mittagspause. Es liegen ziemlich viele große Eisbrocken im Wasser. Leider fehlt aber gerade etwas Sonne, damit würde das ganze noch viel schöner aussehen.
Nichtsdestotrotz ist der Glaciar Grande, den man von hier aus sieht, schon mächtig beeindruckend.
Wir laufen noch ein gutes Stück weiter zu einem zweiten Viewpoint, dem Mirador Maestri, an dem man noch einen etwas anderen Blick auf den Gletscher hat.
Gegen 13:00 Uhr brechen wir von dort schließlich wieder auf und machen uns auf den Rückweg. Mittlerweile hat sich am Himmel eine gewisse Dynamik eingestellt.
Es ist ziemlich windig und frisch geworden, aber immer wenn wir denken, dass das schöne Wetter für heute vorbei ist und am Himmel nur noch Wolken zu sehen sind, kommt die Sonne doch wieder heraus.
Wir ziehen uns sogar einen ordentlichen Sonnenbrand zu.
Nur die Spitzen des Cerro Torre haben sich endgültig in die Wolken verabschiedet — die bekommen wir heute nicht mehr zu sehen.
Um 16:30 Uhr sind wir wieder in El Chaltén in unserer Unterkunft zurück.
Wir springen fix unter die Dusche, bringen uns bzgl. des aktuellen Weltgeschehens auf den neuesten Stand und telefonieren kurz mit Christian.
Anschließend gehen wir ins El Muro zum Abendessen. Jetzt sind wir schon den fünften Tag in Argentinien und haben immer noch kein richtiges Steak gegessen — daran müssen wir dringend etwas ändern
Wir bekommen beide eine Monsterportion, die uns im ersten Moment schier erschlägt.
Aber es ist super lecker und wir schaffen es tatsächlich, alles aufzuessen.
Pappsatt und unfähig, über ein Dessert auch nur nachzudenken, machen wir uns auf den Heimweg.
Im Outdoor Geschäft nebenan schauen wir noch eben wegen Wanderstöcken. Kaufen ist keine Option, da diese hier mehr als doppelt so teuer wie in Deutschland sind. Eigentlich völlig unverständlich angesichts der anderen Preise hier. Aber man kann die Stöcke recht preiswert ausleihen für etwa zwei Euro pro Tag und so nehmen wir uns mal zwei mit für den nächsten Tag.
Dann geht es auf direktem Weg zurück in unserer Cabaña und ins Bett.