Patagonien

El Chaltén: Laguna de los Tres

Heute ist nun schon die erste Hälfte unseres Urlaubs vorbei und wir haben uns für unser Bergfest eine besonders schöne Wanderung zur Laguna de los Tres ausgesucht.

Der Wecker klingelt um 6:00 Uhr und Andreas geht eine kurze Runde laufen. Dann packen wir einen Sack Wäsche zusammen und geben diesen an der Rezeption ab — morgen früh können wir ihn gewaschen und getrocknet zurück bekommen. Ein toller Service thumbsup

Eine halbe Stunde später sitzen wir beim Frühstück. Dieses ist hier in der Hosteria richtig gut. Eigentlich fast das beste, was wir bisher während unserer Reise hatten. Es gibt warme, frisch gebackene Brötchen und Croissants, Müsli, Marmelade und Dulce de Leche, viel Obst, Aufschnitt und Eier.

Außerdem bekommen wir noch zwei Lunchpakete mit für unsere Wanderung. Wenn diese genauso gut sind wie das Frühstück, werden wir sicher gut über den Tag kommen.


Pünktlich um 7:30 Uhr kommt dann der bestellte Taxifahrer und holt uns ab. Wir haben ihn am Vorabend ganz unkompliziert von Eugenia in der Rezeption buchen lassen.

Ein junger Argentinier, mit dem wir uns die ganze Fahrt über nett unterhalten, bringt uns zur Hosteria El Pilar, die ein ganzes Stück außerhalb von El Chaltén liegt. Von dort beginnen wir unsere Wanderung. Man könnte zur Laguna de Los Tres auch direkt in El Chaltén starten, wir haben uns aber für diese Variante entschieden, damit wir nicht den gleichen Weg hin und zurück laufen müssen.

Nach einer halben Stunde Fahrt kommen wir an der Hosteria Pilar an. Die Berge liegen wunderbar frei und es ist kein einziges Wölkchen am tiefblauen Himmel zu sehen. Das wird mit Sicherheit ein toller Tag werden.

Trotzdem haben wir natürlich den Rucksack für alle Eventualitäten gepackt. Es sind also u.A. auch Regenjacken und Handschuhe dabei, obwohl das sicher nicht nötig sein wird — aber bei einem ganzen Tag in den Bergen kann man ja nie wissen was passiert.

Wir schmieren uns gut mit Sonnencreme ein und laufen um 8:00 Uhr los. Das erste Stück des Weges verläuft durch den Wald, immer am Rio Blanco entlang, und es ist noch recht frisch. Es ist sehr angenehm zu laufen, die wenigen Höhenmeter sind kaum zu spüren und der verknöcherte Wald ist echt urig.

Nach etwa 90 Minuten erreichen wir den Mirador Glaciar Piedra Blancas mit einem tollen Blick auf den gleichnamigen Gletscher und den Gletschersee.

Für uns immer wieder bemerkenswert, bis zu welcher Höhe die Gletscher hier in Patagonien herunterkommen. Wir befinden uns auf gerade einmal 700 Meter und sind damit quasi so hoch wie der Gletscher.

Kurz nach dem Verlassen des Viewpoints hören wir das typische donnernde Geräusch, dass verkündet, dass ein Stück vom Gletscher abgebrochen ist. Schade — wieder einmal das Schauspiel verpasst.

Auf dem ersten Teilstück durch den Wald sind wir fast alleine unterwegs und treffen kaum andere Wanderer. Das ändert sich schlagartig, als wir die Kreuzung mit dem Hauptweg und den Campingplatz Poincenot erreichen. Der Campingplatz ist extrem gut besucht, es steht ein Zelt am anderen und es sind sehr viele Wanderer unterwegs.

Ab hier haben wir dann beim Laufen auch einen permanenten Blick auf das wunderbare Bergpanorama und müssen uns regelrecht dazu zwingen, nebenbei auch noch andere Motive zu fotografieren, da uns das imposante Fitz Roy Massiv einfach magisch anzieht.

Gegen 10:30 Uhr erreichen wir den Punkt, an dem der schwierige Anstieg beginnt. Mehrere Schilder warnen davor, dass der Weg ab hier recht anstrengend sei und man ihn nicht benutzen soll, wenn es stark windig ist, wenn es regnet, Schnee oder Eis hat.

Aber heute trifft ja glücklicherweise nichts davon zu und so machen wir uns zielstrebig auf den Weg. Der Anstieg ist ziemlich steil — auf einen reichlichen Kilometer kommen etwa 450 Höhenmeter — und auch recht mühsam.

Entlang des stark erodierten Pfades geht es in Kehren über loses Geröll, groben Steinschutt und kleine Felsstufen den Moränenhang hinauf.

Nach knapp 90 Minuten haben wir das schwierige Stück dann aber endlich geschafft. Wir erreichen den höchsten Punkt und werden mit einem fantastischen Blick auf die Lagune belohnt — eingerahmt von den mächtigen Gletscherzungen und der gewaltigen Ostwand des Fitz Roy.

Wir suchen uns eine gemütliche Stelle, packen unsere Lunchpakete aus und machen Mittagspause.

Dann sitzen wir einfach nur da und genießen es, hier zu sein und diesen Postkartenblick tatsächlich vor Augen zu haben: der Granit des Fitz Roy, der über der malerischen Lagune thront.

Später steigen wir über die Moräne zur Lagune hinab …

… und erklimmen noch den zweiten Aussichtspunkt etwa 500 Meter weiter links, an dem man auf die einsame türkisblaue Laguna Sucia mit ihren beiden Hängegletschern Glaciar Piedras Blancas und Glaciar Rio Blanco sehen kann.


Gegen 13:15 Uhr machen wir uns dann langsam wieder auf den Rückweg. Dabei erleben wir hautnah eine Bergungsaktion mit:

Im vergangenen Herbst sind wohl einige Bergsteiger hier am Fitz Roy geklettert und wurden unterwegs von einem schlimmen Sturm überrascht, der fünf Tage anhielt. Sie konnten dadurch nicht absteigen und sind leider um’s Leben gekommen.

Die normale Bergrettung des Nationalparks hatte damals die Bergung abgelehnt, weil es zu gefährlich war und so wurde jetzt eine private Bergungsaktion organisiert, die von den Angehörigen mit viel Geld bezahlt wird.

Es ist echt bewundernswert, wie der etwa 10-köpfige Trupp den geborgenen Körper über die engen Kehren in dem schweren Gelände nach unten transportiert. Zwei Träger, mehrere Bremser mit Seilen, einer der koordiniert und alle 150 Meter wird durchgewechselt. Eine sehr beeindruckende Team Leistung.


Wir brauchen etwas 75 Minuten, um das steile Stück wieder hinter uns zu bringen.

Da die Knie danach etwas streiken, machen wir am Rio Blanco nochmals eine halbe Stunde Pause. Wir füllen unsere Wasserflaschen im Bach auf und meine Füße bekommen eine kleine Abkühlung.

Gegen 15:00 Uhr brechen wir dann schließlich auf für den restlichen Rückweg. Unterwegs können wir einfach nicht anders als uns immer wieder umzudrehen und beim Blick nach hinten den Kamera-Auslöser zu betätigen — auch wenn wir schon unzählige Bilder gemacht haben, dieser Anblick lässt uns einfach nicht los…

Wir kommen an der lieblichen Laguna Capri vorbei. Hier herrscht ganz schön viel Betrieb - von El Chaltén aus ist das eine der kürzeren Wanderungen, die auch von vielen Familien mit Kindern wahrgenommen wird. Außerdem laden hier mehrere kleine Kiesstrände zum Baden und Verweilen ein.

Und wir entdecken einen hübschen gelben Vogel in den Bäumen, der sich lautstark bemerkbar macht. Ein Ranger identifiziert ihn für uns: es ist ein Kordillerenämmerling.

Die letzte kurze Pause auf dem Rückweg:


Gegen 17:30 Uhr erreichen wir schließlich das Ende des Wanderweges in El Chaltén. Insgesamt waren wir 9.5 Stunden unterwegs — eine anstrengende aber wunderschöne Wanderung.

In der Wafleria belohnen wir uns im Anschluss mit einer süßen Sünde:

zwei Waffeln mit Dulce de Leche, Kokosnuss, und zwei Riesenkugeln Eis.

Das haben wir uns nach der Wanderung heute aber auch wirklich verdient wink

Danach bummeln wir noch an der Hauptstraße durch den Ort und nutzen die Happy Hour für zwei Bier und einen Pisco Sour.

Auf das Abendessen verzichten wir später allerdings, da wir mit den Waffeln unseren Kalorienbedarf mehr als reichlich gedeckt haben.

Stattdessen machen wir es uns noch etwas in unserer Cabaña gemütlich und knipsen nicht allzu spät das Licht aus.