Patagonien

Von Las Horquetas nach El Chaltén

Andreas erkundet im Morgengrauen die Farm im Laufschritt und um 7:30 Uhr gibt es Frühstück.

Der Tisch ist reich gedeckt und und es gibt einen super leckeren frisch gepressten Orangensaft.

Beim Essen unterhalten wir uns noch sehr nett mit Maria und ihrem Mann, die uns viel vom Leben auf ihrer Farm erzählen.

Sehr liebenswürdige Menschen — entgegen einigen anders lautenden Berichten finden wir bisher, dass die Argentinier den Chilenen in Sachen Freundlichkeit und Gastfreundschaft in keinster Weise nachstehen.

Wir kaufen auf der Farm zur Sicherheit noch 10 Liter Benzin und brechen eine halbe Stunde später auf in Richtung El Chaltén.


Ein letzter netter Anblick der lieblichen Flussauen-Landschaft…

… bevor es wieder durch die öde Pampa geht, wo ein paar Nandus, Guanakos und hin und wieder geplatzte Autoreifen die Highlights der Fahrt sind wink

Wir fahren bewusst langsam und vorsichtig über den Schotter, um unsere Scheibe zu schonen. Als wir nach unserem Abstecher zur Estancia wieder auf die Ruta 40 stoßen, atmen wir erleichtert auf, dass wir nun endlich wieder Asphalt unter den Reifen haben. Allerdings nur, um nach ein paar hundert Metern auf ein Schild „Fin de pavimiento“ zu stoßen ohno

Also ist weiteres Gezuckel, Staub schlucken und Bangen um unsere Scheibe angesagt…

Nach 120 Kilometern Schotter ist dann aber tatsächlich Land in Sicht: Asphalt schimmert uns von weitem entgegen. Zuerst glauben wir an eine Fata Morgana, aber es ist wahrhaftig Realität: eine Straße glatt und geschmeidig wie ein Baby Popo ohne ein einziges Schlagloch — unsere Susi ist dankbar.

In Tres Lagos werden wir kurz von der Polizei angehalten: Fahrzeugkontrolle. Der Beamte will Führerschein und Fahrzeugpapiere sehen. Als wir ihm aber erklären, dass sich diese irgendwo in unseren Koffern befinden, notiert er sich nur unser Kennzeichen und verzichtet auf das Ausräumen thumbsup

An der Tankstelle im Ort dann das gleiche Spiel wie beim letzten Mal: der angebotene Wechselkurs des Tankwartes ist einfach nur unverschämt schlecht, also lehnen wir dankend ab und verzichten auf’s Volltanken, füllen nur für unsere letzten 500 ARS noch ein bisschen was auf.

In El Chaltén werden wir uns wohl doch dringend mal ein bisschen mehr Bargeld besorgen müssen…


Weiter geht es nun entlang des Lago Viedma, der durch das Gletscherwasser wunderschön türkis-blau schimmert, bis nach El Chaltén am Fuße des berühmten Fitz Roy Bergmassivs.

Auf den letzten Kilometern fahren wir direkt auf das beeindruckende Panorama zu.

Die beiden markanten Berge Fitz Roy und Cerro Torre mit ihren spitzen Granitgipfeln scheinen zum Greifen nah: die schlanke Felszinne des 3128 Meter hohen Cerro Torre — einer der schönsten und zugleich am schwierigsten zu besteigenden Berge der Welt — und rechts daneben der etwas an den Zuckerhut erinnernde 3406 Meter hohe Fitz Roy.

Er ist dafür bekannt, dass er oft in den Wolken hängt, aber heute liegt er fast vollständig frei, nur eine kleine zarte Schleierwolke verdeckt die letzte Spitze. Aber für die nächsten Tage ist so gutes Wetter gemeldet — das werden wir mit Sicherheit auch noch völlig wolkenfrei erleben.


Gegen 13:30 Uhr kommen wir schließlich in El Chaltén an.

Wir fahren direkt zu unserer Unterkunft Kaulem Hosteria und checken bei Eugenia an der Rezeption für die nächsten fünf Tage ein.

Sie ist total nett und zuvorkommend und zeigt und erklärt uns alles ausgiebigst.

Außerdem gibt sie uns noch viele Tipps für die Wanderungen hier im Nationalpark und für die Restaurants in der Stadt.

Wir ziehen in die Cabaña neben dem Haupthaus ein, in der wir noch eine kleine Küche und reichlich Platz haben — hier werden wir es in den nächsten Tagen gut aushalten.


Nachdem wir unser Zimmer bezogen haben, wollen wir bei dem aktuell herrlichen Wetter gleich noch die kurze Wanderung zum Mirador Los Cóndores und zum Mirador Aguilas machen.

Wir laufen direkt an der Unterkunft los — unsere Susi hat für die nächsten Tage Schonzeit.

Im Besucherzentrum des Nationalparks holen wir uns noch eben eine Karte und laufen dann zunächst zum Mirador Los Condores, den wir nach einer halben Stunde erreichen.

Von hier hat man einen tollen Panoramablick auf die Stadt und die beeindruckenden Granitgipfel und Gletscher. Der Aussichtspunkt ist auch günstig gelegen, um Kondore bei ihrem häufigen Flug zwischen den Flusstälern zu beobachten. Wir sehen einige von ihnen, aber leider nur in zu großer Entfernung, um sie halbwegs vernünftig fotografieren zu können.

Wir bleiben eine ganze Weile hier sitzen und genießen das fantastische Panorama. Dann machen wir uns auf zum zweiten Aussichtspunkt Mirador Aguilas.

Von diesem aus hat man einen schönen Blick über die Steppe, den Viedma-See im Süden und den Cerro Huemul im Westen.

Für den Rückweg wählen wir eine andere Variante, die nochmals über den Mirador Los Condores führt. Dadurch wird es zu einem kleinen Rundweg und wir müssen nicht die gleiche Strecke zurück laufen. Die ganze Zeit über haben wir dabei das fantastische Panorama des Fitz Roy vor Augen und hin und wieder schafft es sogar die Spitze, sich für kurze Zeit aus der letzten kleinen Wolke zu befreien.


Nach insgesamt drei sehr gechillten und genießerischen Stunden sind wir wieder unten an der Touristen Information.

Wir bummeln noch eine Runde durch das hübsche Städtchen, dessen Atmosphäre uns auf Anhieb gefällt:

Ein kleines Dorf mit nur knapp 2.000 Einwohnern, die ausschließlich vom Tourismus leben und überall wimmelt es von bergverliebten Kletterern, Wanderern und Aussteigern.

Wir finden eine Geldwechselstube mit einem äußerst attraktiven Kurs und sind somit jetzt wieder flüssig und flexibel.

Dann trinken wir in einer Straßenbar einen Cocktail in der Sonne und erfahren im Gespräch mit einer anderen Deutschen, dass das Wetter hier in der Region schon seit über einer Woche ungewöhnlich toll und stabil ist. Hoffen wir, dass das noch ein paar Tage anhält thumbsup

Zum Essen gehen wir in’s Maffia — eine Pasta Factory, die uns die Schweizer gestern an‘s Herz gelegt haben. Eigentlich ist kein Tisch mehr frei und reserviert haben wir auch nicht. Aber wir bekommen einen Notsitz draußen, der eigentlich ganz cool ist.

Wir bestellen beide Cannelloni — ich gefüllt mit Ossobuco und Andreas mit Hase. Sehr lecker.

Satt und zufrieden bummeln wir später wieder zu unserer Unterkunft zurück, legen uns die Sachen für unseren morgigen langen Wandertag zurecht und begeben uns dann ins Land der Träume.