Patagonien

Von Puerto Rio Tranquilo nach Cochrane

Auf das Aufwachen folgt erleichtertes Aufatmen: heute trommelt kein Regen auf’s Dach — im Gegenteil: beim Blick aus dem Fenster werden wir von der Sonne regelrecht geblendet.

So starten wir den Tag recht motiviert und springen schnell aus den Federn. Gut munter werden wir danach im Bad, denn es gibt hier nur eiskaltes Wasser — selbst nachdem wir es zehn Minuten laufen lassen, wird es nicht wärmer. Somit fällt Haare waschen schonmal aus, möglicherweise werden wir ja später beim Kajak fahren eh automatisch geduscht wink

Da es in der Unterkunft kein Frühstück gibt, essen wir etwas aus unseren Vorräten. Das wird zwar kein besonders üppiges Mahl, aber es reicht und geht fix.


Pünktlich um 8:00 Uhr stehen wir dann beim Kajak-Tour-Veranstalter auf der Matte. Wir warten noch kurz auf die anderen vier Teilnehmer, beladen das Auto und los geht es.

Wir fahren 10 Minuten bis zur Einsetzstelle und bekommen dort unsere Ausrüstung: Neopren-Schuhe, Sicherheitsweste, Jacke und Spritzschutz und natürlich jeder ein Paddel.

Nach einer kurzen Einweisung geht es dann in das fantastisch türkis-blaugrün-smaragdfarben schimmernde Wasser des Lago General Carrera und wir paddeln gemeinsam mit zwei Guides los in Richtung der Marmormassive.

Die beiden erklären unterwegs einiges zur Umgebung, zur Geschichte und Entstehung der Höhlen und einiges davon verstehen wir sogar wink zum Beispiel, dass der See beeindruckende 600 Meter tief ist und seine Wahnsinnsfarbe von den Gletscher-Sedimenten herrührt.

Nach einer knappen halben Stunde sehr gemütlichen Paddelns erreichen wir das Objekt der Begierde.

Zuerst treffen wir auf die sogenannte Marmorkathedrale.

Hier sind zwei riesige Felsbrocken in den See gestürzt, die dann im Laufe der Jahre vom ständigen Wellengang ausgehöhlt und glattgeschliffen wurden.

Das Ganze erinnert entfernt an einen riesigen Pilz aus surrealistisch geformten Kammern und Waben.

Das helle Marmorgestein, was in Weiß, Blau und Silbergrau schimmert, bildet einen fantastischen Kontrast zum smaragdfarbenen Wasser.

Wir umrunden den „Pilz“ mit unserem Kajaks und haben alle Zeit der Welt für Fotos und Erklärungen.

Dann geht es ein Stück weiter zu den Marmorhöhlen, die noch wesentlich spektakulärer sind.

Hier hat die Kraft des Wassers tiefe Höhlen und bezaubernde Tunnel und Steinbögen in’s Gestein gegraben, die wir mit unseren Kajaks durchfahren können. Ein grandioses Naturspektakel und ein einzigartiges Erlebnis!

Die Wände der Höhlen sind von weißem Marmor durchzogen und bilden unglaubliche Formen. Wir fühlen uns, als würden wir in eine andere Welt eintauchen und sind von der mystischen Atmosphäre unglaublich beeindruckt.

Und auch hier gilt: wir können uns mit unseren Kajaks soviel Zeit lassen wie wir wollen und auch zwei oder dreimal durch die Höhlen paddeln, wohingegen die größeren Boote da doch etwas eingeschränkter sind. Wir würden die Kajak-Tour immer wieder der Bootstour vorziehen.

Nach einer anderthalben Stunde vor Ort paddeln wir schließlich gemütlich zurück und sind gegen 11:00 Uhr wieder aus dem Wasser. Wir packen die Kanus zusammen, fahren zurück zum Office und verabschieden uns mit einem kleinen Trinkgeld. Das war wirklich ein einzigartiges Erlebnis!


Am Street-Food-Stand nebenan ist gerade nix los, also genehmigen wir uns noch zwei Nutella- Crêpes und nutzen kurz das Internet, bevor wir gegen 11:45 Uhr in Richtung Cochrane aufbrechen.

Die Strecke führt zunächst in teils abenteuerlichen Kurven entlang des Steilufers des einmalig schönen Lago General Carrera. Immer wieder öffnen sich dabei tolle Blicke auf dessen blaugrüne Buchten mit den Gipfeln des patagonischen Eisfeldes dahinter und wir halten an vielen Viewpoints.

Später kommen wir am nicht minder schöne Lago Bertrand vorbei…

… und folgen schließlich dem Lauf des türkisfarbenen Rio Baker bis zu seinem Zusammenfluss mit dem Rio Chacabuco.


Gegen 14:45 Uhr kommen wir dann in Cochrane in unserer Ersatzunterkunft an. Diese haben wir ja erst vor zwei Tagen gebucht, weil uns die andere so kurzfristig abgesagt hatte.

Und man muss sagen, dass wir dabei kein schlechtes Geschäft gemacht haben, denn unsere neue Cabaña entpuppt sich als ein echt tolles Häuschen:

Wir haben ein Wohnzimmer mit Kamin und bereitstehendem Feuerholz, zwei Schlafzimmer für insgesamt sechs Personen, eine komplett eingerichtete Küche, ein schickes Bad und eine große schöne Terrasse.

Eigentlich völlig überdimensioniert für uns zwei.

Und normalerweise auch viel zu teuer. Aber da der Differenzbetrag zur original gebuchten Unterkunft von Booking.com gezahlt wird, kann uns das ja egal sein…

Jetzt müssen wir nur noch auswürfeln, in welcher Reihenfolge wir die sechs Betten benutzen wink

Wir packen aus, telefonieren kurz mit Christi und brechen gegen 15:30 Uhr noch einmal auf zu einer kleinen Wanderung im Tamargo National Park.


Am Parkeingang zahlen wir insgesamt 16.000 CLP Eintritt, was unerwartet viel ist. Dafür suchen wir uns dann aber auch die längste Tour aus — das Geld muss schließlich abgewandert werden wink

Zuerst geht es mit viel auf und ab am Ufer des Lago Cochrane entlang bei immer wieder wechselnden, schönen Ausblicken.

Später folgt ein steiler Anstieg bis zu einem Höhental und einer lieblichen Landschaft, mit Wiesen, hüfthohen Gräsern und kleinen plätschernden Bächen.

Eine wirklich schöne Wanderung.


Gegen 19:00 Uhr sind wir nach insgesamt 3.5 Stunden am Parkplatz zurück.

Wir tanken noch geschwind und fahren dann wieder in unsere Nobel-Hütte. Wenn wir schon so ein tolles Teil haben, wäre es ja ein Frevel, nur zum Schlafen hierher zu kommen.

Also verzichten wir heute auf’s Restaurant und schmieren uns stattdessen ein paar Brote, die wir vor dem gemütlich flackernden Kamin mit einem Glas Rotwein hinunterspülen.