Namibia

Palmwag Concession

Heute haben wir einen gemütlichen Tag vor uns — wir müssen keinen einzigen Kilometer fahren und haben stattdessen von den Lodge-Aktivitäten die Full Day Damaraland Wildlife Excursion gebucht. Diese startet bereits um 7:00 Uhr — also bleiben wir dem frühen Aufstehen treu.

Am Frühstücksbuffet gibt es eine sehr reichliche Auswahl an Obst, Joghurt, verschiedenem Brot, Müsli und diversen warmen und kalten Speisen. Wir sind die einzigen im Restaurant — alle anderen scheinen wohl noch zu schlafen…

Pünktlich starten wir dann mit Erwin aka Matundo zu unserer Privattour durch die Palmwag Concession und in einen hoffentlich erlebnisreichen und spannenden Tag.

Wir bekommen ein paar Ponchos, denn auf dem offenen Geländewagen ist es doch etwas zugig und zu dieser frühen Stunde auch noch recht frisch, und dann geht es los.

Eine Einführung zur Tour haben wir von Erwin bereits gestern beim Walk bekommen. Er meinte, wir könnten natürlich nicht acht Stunden lang nur im Auto sitzen, sondern wir würden unterwegs immer mal wieder anhalten und dann auch ein Stück zu Fuß gehen — das ist natürlich ganz in unserem Sinne.

Auch hatte er uns schon gleich vorgewarnt, dass wir zu Fuß wegen gefährlicher Tiere immer sehr vorsichtig sein müssten. Diese könnten recht plötzlich auftauchen und wir sollten einfach immer ganz dicht bei ihm bleiben und ja nicht anfangen wegzurennen, wenn wir vielleicht einen Löwen in der Nähe sehen sollten. Er wüsste, wie man sich dann verhalten muss und könne uns beschützen — solange wir nur in seiner unmittelbaren Nähe seien.

Nach einer halben Stunde Anfahrt erreichen wir das Gate zum Palmwag Konzessionsgebiet.

Will man dieses ca. 5.500 Quadratkilometer große Gebiet auf eigene Faust befahren, ist ein Permit erforderlich, dass man z.B. an der Lodge bekommen kann.

Hier leben vor allem Spezies, die an die besonderen Bedingungen angepasst sind wie Wüstenelefanten, Bergzebras und Giraffen.

Außerdem recht viele Löwen und die weltweit größte frei lebende Population von Spitzmaulnashörnern. Es ist eines der größten privaten Konzessionsgebiete der Welt.

Die Landschaft hier gefällt uns als Rote-Steine-Fans ausnehmend gut:

Unterwegs sammeln wir dann noch den „Rhino Man“ ein — eine Art Wildhüter, der hier im Konzessionsgebiet sein Camp aufgeschlagen hat, um über die Nashörner zu wachen und diese vor Wilderern zu schützen.

Er spürt sie regelmäßig auf und fotografiert sie, um ihren Gesundheitszustand zu dokumentieren.

Begleitet wird er von einem schwer bewaffneten Polizisten, der Wilderer ggf. verhaftet.

So sind wir also quasi mit drei Profi-Guides unterwegs — da wäre es doch gelacht, wenn wir keine Rhinos aufspüren würden.

Nach einer Weile entdecken wir dann tatsächlich die ersten recht frischen Rhino-Spuren (also natürlich nicht wir, sondern die Profis wink) und folgen ihnen soweit es möglich ist mit dem Auto.

Dabei zeigt sich, dass es eine echt gute Entscheidung war, die Tour zu buchen anstatt selber zu fahren: Zum Einen ist das Fahren hier eine echte Herausforderung und wäre mit einem Mietwagen möglicherweise gar nicht erlaubt — zumindest aber nicht zu empfehlen. Und zum Anderen hätten wir uns beim Selbstfahren natürlich an sämtliche Vorschriften halten müssen, die für Erwin offenbar nicht gelten: er kann sämtliche „No Entry“-Schilder ignorieren und wild querfeldein fahren um der Spur zu folgen und das Nashorn aufzuspüren.

Es geht über spitze Steine hinweg, durch Büsche hindurch und über Steigungen mit 30-40 Prozent Gefälle — definitiv nichts, was wir mit unserem Mietwagen hätten machen wollen.

Als es selbst für Erwin unmöglich ist, weiter zu fahren, steigen wir aus und die drei Guides versuchen nun, mit uns zwei Touri’s im Schlepptau das Rhino zu Fuß aufzuspüren.

Bevor wir uns jedoch auf die Pirsch machen, zeigt uns Erwin noch eben, wo er den Autoschlüssel versteckt: “When I lose my life you can go back to the car and drive home” eek

Wir entdecken einige sehr frische Indizien unterwegs, die daraufhin deuten, dass das Rhino ganz in der Nähe ist: Fußspuren, Pipi, einen Platz, wo es gelegen hat, bevor es weiter gelaufen ist. Sehr aufregend! Wir folgen den Spuren etwa 2.5 Kilometer lang und nach einer Dreiviertelstunde entdecken die Guides das Rhino in einer Senke liegend etwa 100 Meter entfernt.

Während wir uns jetzt sehr langsam nähern, müssen wir extrem leise sein, dürfen nicht mal mehr flüstern und müssen sehr genau aufpassen, wo wir hintreten, um nur ja keine Geräusche zu verursachen: Rhinos können zwar extrem schlecht sehen — maximal 30 Meter — aber ganz gut riechen und extrem gut hören. Es ist total spannend, aber auch ein bisschen beängstigend.

Und dann sehen wir es endlich auch. Es liegt in der Senke und schaut misstrauisch in unsere Richtung. Schnell ein paar Fotos gemacht, bevor es wieder verschwindet.

Erwin flüstert uns nochmals die Verhaltensregeln zu. Sollte das Rhino auf uns zukommen, dann sehr langsam (!!) hinter einen Busch gehen, ggf. im Zickzack ausweichen, immer dicht bei ihm bleiben. Dann richtet sich das Rhino plötzlich auf und das Adrenalin steigt. Es setzt sich in Bewegung — der Atem bleibt stehen.

Aber zum Glück kommt es nicht in unsere Richtung. Wir beobachten es von unserem Hügel aus wie es sich entlang des Tales trabend entfernt, bis es aus unserem Blickwinkel verschwunden ist.

Später beruhigt uns Erwin wieder ein bisschen: Rhinos würden niemals bergauf rennen — das könnten sie gar nicht — sondern immer nur geradeaus oder bergab. Wir sind auf unserem Hügel also eigentlich ziemlich sicher gewesen.

Nach diesem aufregenden Erlebnis machen wir eine Pause und Erwin erklärt uns noch ein paar Unterschiede zwischen den Black Rhinos und den White Rhinos.

Dann laufen wir die 2.5 Kilometer zurück und sind gegen 10:30 Uhr wieder am Auto. Uns ist bewusst, welches Glück wir mit dieser Privattour haben — bei mehr als zwei Gästen fällt das Trekking zu Fuß nämlich weg, da es dann nicht mehr möglich ist, für die Sicherheit der Teilnehmer zu garantieren.

Wir fahren eine Weile weiter und halten weiterhin Ausschau nach Tieren bzw. Spuren. Nebenher erfreuen wir uns unterwegs an der schönen Landschaft:

Irgendwann entdecken die Guides in großer Entfernung ein zweites Rhino, was gerade am Rande des Buschs entlang spaziert. Erwin legt wieder den „Querfeldein-Gang“ ein und wir pirschen uns mit dem Auto heran. Als wir nah genug sind, steigen die drei Guides aus und nähern sich zu Fuß. Wir müssen diesmal im Auto bleiben, da es hier in der Ebene nur sehr wenig Deckung gibt und es für uns nicht sicher genug wäre.

Wir beobachten die Szenerie deshalb nur vom Auto aus mit dem Fernglas und geben Erwin unsere Kamera mit, damit er ein paar Bilder für uns machen kann.

Es ist unglaublich wie nah sich die drei Guides heranwagen — zumindest durch das Fernglas wirkt es teilweise, als könnten Sie es fast anfassen und wir haben fast ein bisschen Angst um unseren Guide.

Gegen 12:30 Uhr machen wir Mittagspause. Erwin sucht einen schönen schattigen Platz am Flussbett aus und checkt vorher noch genau die Umgebung — nicht dass da irgendwelche ungewünschte Überraschungen lauern. Dann werden der Tisch und die Campingstühle ausgepackt und stilvoll essen wir mit Tischdecke und Porzellan mitten in der Pampa wink

Nach einer Dreiviertelstunde fahren wir weiter und machen uns erneut daran, den Footprints der Tiere zu folgen. Erwin entdeckt eine Löwenspur und die Guides gehen ihr ein bisschen nach. Aber dann meinen sie, die Spur wäre wohl eher von gestern und die Wahrscheinlichkeit, dass sich das Tier noch in der Nähe aufhalte, sei eher gering.

Am Wasserloch machen wir eine letzte Pinkelpause. Wasser gibt es hier keines — zumindest nicht überirdisch — aber es ist trotzdem eine tolle grüne Oase mitten in der braunen Wüstenlandschaft.

Dann fahren wir langsam wieder in Richtung Ausgangspunkt. Viel Wildlife gibt es unterwegs leider nicht mehr zu entdecken, nur eine Giraffe aus großer Entfernung, einen einsamen Oryx und ein Kudu-Weibchen.

Wir setzen die beiden Rhino Guys wieder in der Nähe ihres Camps ab und fahren dann zur Lodge zurück. Gegen 15:00 Uhr sind wir wieder am Gate der Palmwag Concession und eine halbe Stunde später — nach 8.5 Stunden und einem äußerst erlebnisreichen Tag — an der Palmwag Lodge.

Nachdem wir uns etwas frisch gemacht haben, lassen wir alle Fünfe gerade sein und hängen für den restlichen Nachmittag am Pool und an der Bar ab.

Dort bekommen wir von einer der Angestellten eine Lektion in der Klicksprache der Damaras — das klingt echt lustig. Die Klicklaute sind eine Art Lückenfüller zwischen den einzelnen Worten, so dass daraus Sätze entstehen.

Dann gehen wir zum Dinner, wo es auch heute wieder ein tolles Buffet gibt. Es ist ähnlich lecker wie gestern, aber wir halten uns heute etwas zurück, da wir ja schon einen reichlichen Lunch hatten.

Dafür kommen wir beim Essen noch mit einem deutschen Pärchen ins Gespräch und wir tauschen uns über unsere jeweiligen Urlaubserfahrungen aus. Die Zeit vergeht dabei im Nu und wir schaffen es gerade noch, das Restaurant freiwillig zu verlassen bevor wir hinaus komplimentiert werden wink

So spät waren wir in diesem Urlaub noch nie im Bett — gute Nacht!