Namibia

Etosha - Himba Village - Palmwag

Nach dem üblichen frühen Start sind wir pünktlich um 6:30 Uhr zum Frühstück in der Lodge zur Stelle.

Wie befürchtet bei einem staatlichen Camp, fällt dieses eher in die Kategorie „Naja…“.

Es gibt Toast, Joghurt und Obstsalat aus der Dose, jeweils eine Sorte Wurst und Käse und Eier nach Wunsch.

Ganz ok, aber für 225 Euro pro Nacht hätte man ein bisschen mehr erwartet — hier im Dolomite Camp bezahlt man halt vor allem die Lage.

Wir geben unsere Schlüssel ab, damit der Fahrer unser Gepäck aus dem Zimmer holen kann. Das dauert seine Zeit, aber gegen 7:30 Uhr kommen wir dann endlich los.

Und es geht direkt wieder los mit dem Geholper — das Waschbrett lässt grüßen…

Der westliche Teil des Etosha Parks zeigt sich auch heute wieder recht frei von Wildlife — einzig eine einsame Giraffe können wir irgendwann am Wegesrand entdecken.

Diese wird natürlich sofort fotografiert — und zwar mit ordentlicher Auflösung wink

Am Renosterflei Wasserloch dann ein Oryx und Perlhühner satt, aber alles im Schatten und kein Ersatz für die ganzen versemmelten Bilder der letzten zwei Tage (man merkt: es wurmt mich immer noch)

Dann später doch noch eine Gruppe Springböcke am Straßenrand - wir hätten nicht gedacht, dass wir uns über die noch mal so freuen würden…

Als wir am Galton Gate den Nationalpark verlassen, werden wir gründlichst unter die Lupe genommen. Von drei verschiedenen Angestellten wird nacheinander überprüft, ob wir auch tatsächlich nirgendwo Baby-Elefanten, Rhino-Hörner oder andere verbotene Sachen im Auto versteckt haben.

Auch unsere Lebensmittel werden gecheckt. Viel haben wir ja gar nicht dabei, aber das bisschen wird direkt konfisziert bzw. wir müssen es wegschmeißen — unser restliches Biltong dürfen wir nicht aus dem Park ausführen.

Die Ausreiseprozedur dauert alles in allem fast eine Viertelstunde. Aber als wir dann durch das Tor hindurch sind, haben wir dafür endlich mal wieder Asphalt unter den Rädern und wir nehmen Kurs in Richtung Süden.


Gegen 9:45 Uhr erreichen wir ein paar Kilometer hinter Kamanjab das Otjikandero Himba Orphanage Village.

Hier lassen wir uns auf einer Führung durch das Dorf einiges über die Kultur und die traditionelle Lebensweise der Himbas erklären.

Die Himba sind einer der letzten Stämme in Afrika, die im Norden Namibias als nomadisierende Viehzüchter, Jäger und Sammler noch streng nach ihrer alten Tradition leben.

Das Orphanage Village hier im Damaraland soll zugleich kulturelle Begegnungsstätte als auch Hilfsprojekt sein.

Nach Zahlung des recht stattlichen Eintrittspreises gehen wir mit einem Guide durch das Dorf, der uns alles erklärt und übersetzt.

Im Dorf leben 7 Männer, etwa 35 Frauen und ziemlich viele Kinder. Dieses recht unausgewogene Verhältnis erklärt man uns damit, dass ein Himba-Mann mehrere Frauen haben kann. Die Männer sind im Moment allerdings alle mit dem Vieh unterwegs — bei unserem Besuch sehen wir nur die Frauen und Kinder im Dorf.

Die Frauen bestechen insbesondere durch ihre Frisuren und wir erfahren, wie man an ihrem Kopf- und Körperschmuck erkennen kann, ob sie heiratsfähig oder verheiratet sind, wieviele Kinder sie haben oder ob evtl. gerade ein Angehöriger verstorben ist.

Die aufwendige Haarpracht der Himbafrauen muss etwa alle drei Monate erneuert werden - die Farbe wird dann ausgewaschen und neu aufgesetzt. Eine der Frauen ist gerade in dieser „Erneuerungsphase“ — ihre Haaren haben nicht den typischen Rotton.

Wir dürfen alles fotografieren. Einige der Bewohnerinnen scheinen dabei allerdings ziemlich gelangweilt und lustlos und wir haben insgesamt nicht wirklich das Gefühl, hier willkommen zu sein.

In die Hütten der Bewohner gehen wir nicht, aber die „Schmink-Hütte“ wird uns gezeigt. Hier werden aus Rotsteinpulver und Butterfett die Farben zusammengerührt, mit denen sich die Himbas ihre Haut und ihre Haare einschmieren. Außerdem werden in dieser Hütte Körper und Bekleidung ausgeräuchert, um Ungeziefer zu bekämpfen — für die Himbas der Ersatz für‘s Waschen. Bei der hier permanent vorherrschenden Wasserknappheit eine durchaus praktische Lösung.

Am Schluss der Führung präsentieren die Dorfbewohnerinnen auf dem zentralen Platz ihre Handwerkskunst und möchten natürlich etwas davon an uns verkaufen. Sehr begeistert sind wir davon eigentlich nicht, zumal wie bei unserem Besuch des letzten Craft Market alle sehr eindringlich auf uns einreden.

Aber nachdem wir hier jetzt alles fotografiert haben und dabei doch ziemlich in die Privatsphäre der Frauen eingedrungen sind, wollen wir nicht gehen, ohne wenigstens eine Kleinigkeit zu kaufen und so erstehen wir nach hartnäckigem Feilschen einen Armreif und je eine Rhino- und eine Himba-Figur aus Holz.

Nach einer Stunde verabschieden wir uns und fahren weiter — das war ein Erlebnis mit recht gemischten Gefühlen…


Als wir in Kamanjab tanken, werden wir sofort von Namibiern umzingelt und nachdem sich diese ihrerseits recht freundlich vorgestellt haben, wollen sie auch unseren Namen wissen. Und die Namen unserer Kinder, und die Namen unserer Geschwister, und und und…

Als ich sehe, dass einer von ihnen anfängt, etwas in eine Nuss zu schnitzen, ist klar worauf das hinausläuft und ich interveniere sofort sehr energisch: wir wollen keine dieser Makalani-Nüsse kaufen. Punkt! Fenster zu. Das hilft und plötzlich sind alle Männer wieder verschwunden.

Nur noch ein paar Frauen wollen uns unbedingt etwas verkaufen, weil sonst ihre Kinder verhungern müssten. Wir machen, dass wir wegkommen.

Kaum haben wir Kamanjab verlassen, verlassen wir auch den Asphalt und es geht wieder auf Pad. Aber diese Schotterpiste ist nicht annähernd so schlecht wie die letzte im Etosha Park und wir können recht zügig durchfahren.

Irgendwann unterwegs machen wir eine kurze Pinkel-, Bier- und Lunch-Pause und entdecken dabei ein nettes kleines Gebiet zum herumkraxeln:

Wir überqueren den Grootbergpass…

… und sehen kurz danach direkt neben der Straße ein paar Zebras. Diesmal sind es allerdings keine Steppenzebras wie im Etosha Park sondern die eher selteneren Hartmann Mountain Zebras: sehr gut zu erkennen an den fehlenden Schatten zwischen den einzelnen Streifen.


Gegen 14:00 Uhr checken wir für die nächsten zwei Tage in der Palmwag Lodge ein, wo wir wieder sehr nett und zuvorkommend empfangen werden. Bevor wir jedoch den Schlüssel zu unserem Häuschen bekommen, müssen wir hier erst noch eine Erklärung unterschreiben, die im Wesentlichen besagt, dass die Lodge für nichts haftbar gemacht werden kann, was uns hier passieren könnte. Und da es sich um ein nicht umzäuntes Gelände handelt, in dessen Umgebung sich gefährliche Tiere aufhalten, ist die Lodge insbesondere nicht haftbar, wenn wir vom Löwe gefressen werden eek

Wir beziehen unser Häuschen und richten uns erst einmal ein. Von außen auf den ersten Blick ziemlich unscheinbar, ist es innen dann doch recht komfortabel:


Andreas geht eine Runde laufen, ich schreibe ein bisschen am Reisebericht und für 16:00 Uhr haben wir uns zum Guided Walk angemeldet, der von der Lodge angeboten wird.

Wir treffen unseren Guide Erwin an der Rezeption.

Außer uns beiden hat offenbar niemand Interesse an dieser 2-stündigen Tour durch das Gelände, so dass wir quasi eine Privatführung bekommen.

Und als wir Erwin erzählen, dass wir für morgen die Damaraland Wildlife Tour gebucht haben, meint er erfreut, da wären wir auch wieder mit ihm unterwegs und wieder nur zu zweit — cool thumbsup

Unser Walk beginnt hinter der Lodge, wo wir als erstes das Flussbett überqueren müssten. Das funktioniert schon mal nicht, denn ein großer Wüstenelefant versperrt uns den Weg. Und da mit diesen Dickhäutern in der Regel nicht zu spaßen ist, machen wir lieber einen großen Bogen um ihn.

Erwin erklärt uns die wichtigsten Unterschiede zwischen den Wüstenelefanten und denen, die wir im Etosha Park gesehen haben.

Außerdem lernen wir, dass man am Elefanten-Dung erkennen kann, ob er von einem jungen oder einem alten Tier stammt:

Elefanten fressen nämlich im Alter nur noch Gras und keinen Busch mehr, da sie ihre inneren Zähne verlieren.

Und wir lernen auch, die Droppings der anderen Tiere zu unterscheiden, die hier im Gebiet leben. Am Schluss der Tour können wir ziemlich sicher Giraffe, Springbock, Zebra und Kudu auseinanderhalten und den Test von Erwin erfolgreich bestehen.

Erwin ist Herero und erzählt uns auch sehr viel darüber, wie in seinem Stamm traditionell die verschieden Pflanzen genutzt werden — sei es als Heilmittel bei diversen Krankheiten oder für andere Dinge des täglichen Lebens.

Außerdem sehen wir unterwegs einige der berühmten Weltwitschas, die bis zu 1000 Jahre alt werden können. Es gibt davon männliche und weibliche Pflanzen, die unter der Erde miteinander verbunden sind. Wann immer man also eine weibliche Pflanze mit Samen entdeckt, findet man im Umkreis von höchstens 10 Metern mit Sicherheit auch eine männliche.

Die Weltwitschas sind sehr robust und können mehrere Jahre ohne Regen auskommen. Sie beziehen ihr Wasser — wie auch andere Wüstenpflanzen — teilweise aus dem Wind.

Auf dem Rückweg entdecken wir Dumbo noch einmal — diesmal allerdings weit genug entfernt vom Wanderweg, so dass wir keinen größeren Umweg laufen müssen — und kommen gerade rechtzeitig zum Sonnenuntergang wieder an der Lodge an.


Wir nehmen noch einen Sundowner an der Pool-Bar, chillen eine Runde auf unserem Balkon und gehen um 19:00 Uhr zum Dinner. Es gibt mal wieder Bufett und diesmal ist zur Abwechslung sogar Fisch dabei. Das Angebot ist reichlich und sehr gut, wir sind rundum zufrieden.

Im Dunkeln laufen wir zu unserem Häuschen zurück und fallen mehr oder weniger sofort in die Betten.