Namibia

Kalahari

Zum vorletzten Mal klingelt der Wecker in diesem Urlaub. Um 6:30 Uhr reißt er uns aus unseren Träumen und wir stehen sofort auf, da wir uns für den morgendlichen Bushman-Walk angemeldet haben und vorher noch etwas essen wollen.

Schnell sind die üblichen Verrichtungen erledigt und wir sitzen im Frühstücksraum. Es gibt ein reichhaltiges kaltes Buffet und wir können von einer Karte Eierspeisen bestellen.

Pünktlich um 7:30 treffen wir uns dann an der Rezeption. Außer uns ist nur noch eine andere Reisende dabei und so brechen wir kurze Zeit später zu fünft zu dem nachgestellten San Dorf auf: wir drei Touris, ein Bushman und ein Übersetzer.

Obwohl es zu der frühen Stunde noch sehr frisch ist, ist der Bushman nur mit Lendenschurz bekleidet — mich fröstelt schon beim Hinschauen…

Er zeigt und erklärt uns unterwegs vieles über die Traditionen und Jagdmethoden der San. Von seiner faszinierenden Sprache, die mit Knack- und Zisch-Lauten versehen ist, verstehen wir natürlich kein Wort.

Aber er erzählt mit soviel Gestik und Mimik, dass wir uns schon vor der jeweils anschließenden Übersetzung ein gutes Bild machen können.

Hier erklärt er uns sehr anschaulich, wie sich die San früher die Gewohnheiten von Ameisenbären zunutze gemacht haben, um diese zu jagen:

Der Ameisenbär liebt Termiten. Wenn er einen bewohnten Termitenhügel gefunden hat, bricht er diesen unten auf und leckt mit seiner langen gespeichelten Zunge solange Termiten heraus, bis sein Magen randvoll ist. Dabei verschluckt er diese in Ermangelung von Zähnen bei lebendigem Leib. Die Termiten versuchen anschließend, aus seinen Körperöffnungen wieder heraus zu krabbeln und der Ameisenbär muss sich drei Tage lang zum Schlafen hinlegen — Schnauze und Hintern fest zusammen gekniffen — bis alle Ameisen abgestorben und verdaut sind.

Und da kommt die Chance für die Buschmänner: Wenn sie einen frisch aufgebrochen Termitenhaufen finden, müssen sie nur in den umliegenden Büschen nach einem schlafenden Ameisenbär suchen wink

Akazien werden bei den Buschmännern sehr vielseitig genutzt, z.B. als Medizin bei Husten und und zum Zähneputzen.

Hier demonstriert uns der Bushman sehr anschaulich eine Straußenfalle.

Als Lockmittel wurden kleine weiße Steine verwendet, die Strauße oft wegen des Kalziumbedarfs und zur besseren Verdauung fressen.

Die Falle basiert zum großen Teil auf der mangelnden Intelligenz der Tiere, da diese — kaum dass sie sich abgewendet haben — schon wieder vergessen haben, dass da eine Falle ist.

Auch Straußeneier wurden vielseitig genutzt — z.B. um darin Wasservorräte zu vergraben.

Im San Dorf angekommen, wird uns noch ein letzter Brauch — die Liebespfeile — erklärt, bevor wir Fotos machen und etwas von dem traditionellen Schmuck kaufen können:

Möchte ein junger San im heiratsfähigen Alter eine Frau erwählen, bekommt er vom Dorfchef einmalig so einen Köcher mit fünf Armor-Pfeilen darin, die gleichbedeutend sind mit fünf Chancen in seinem Leben.

Alle unverheirateten Frauen des Dorfes tanzen anschließend um ein Feuer herum und der Mann schießt mit einem der kleinen Liebespfeile auf seine Auserwählte.

Akzeptiert die Frau seinen Antrag, nimmt sie den Pfeil und steckt ihn in ihren Ausschnitt.

Lehnt sie den Antrag dagegen ab, zerbricht sie den Pfeil und wirft ihn weg und der Mann hat damit eine seiner fünf Chancen vertan.

Ein Mann sollte seinen Heiratsentschluss also erst dann versuchen umzusetzen, wenn er sehr zielsicher ist. Trifft er nämlich mit dem Pfeil versehentlich die falsche Frau, und nimmt diese den Pfeil an, so ist der Vertrag bindend und der Mann muss sie heiraten — ob er will oder nicht.

Für den Rückweg zur Lodge blockieren uns zwei Strauße den Weg. Einer der beiden ist als recht aggressiv bekannt und hat rot verfärbte Beine.

Unser Guide meint, das sei ein Anzeichen dafür, dass er gerade sehr angriffslustig sei und er ordert per Funk ein Auto der Lodge herbei, was den Strauß vertreiben soll.

Wir finden das ziemlich übertrieben, schließlich hätten wir ja auch einfach einen etwas größeren Bogen laufen können.

Aber Sicherheit auf einer von der Lodge organisierten Tour geht offenbar über alles…


Gegen 9:00 Uhr sind wir wieder in der Lodge zurück und genehmigen uns einen zweiten Kaffee. Wir plaudern noch eine Weile mit Ute, die mit uns auf dem Bushman Walk war und beobachten fasziniert einen posierenden Strauß, der sich für uns in Szene setzt und von allen Seiten ablichten lässt.

Am späteren Vormittag laufen wir dann noch eine größere Runde durch das Lodge Gelände — die roten Dünen sind einfach so faszinierend…

Dabei entdecken wir neben den allgegenwärtigen Springböcken diesmal auch noch eine Fuchsmanguste:

Nach dem zweistündigen Dünenspaziergang gehen wir in der Lodge zum gemütlichen Teil über: In den bequemen Sesseln am Pool vertrödeln wir die Zeit, lassen uns die Sonne ins Gesicht scheinen und beobachten, wie Elands, Strauße, Esel und Springböcke den Weltfrieden zelebrieren…

Andreas hält die Chillerei jedoch nur eine halbe Stunde aus, dann muss er in seine Laufschuhe schlüpfen und das Gelände ein weiteres Mal erkunden.

Mir ist dagegen überhaupt nicht langweilig. Am letzten Urlaubstag darf man ruhig mal alle Fünfe gerade sein lassen… Ich döse eine Runde, schreibe etwas am Reisebericht und als Andreas von seiner Laufrunde zurück ist, chillen wir wieder gemeinsam weiter…

… bis es irgendwann kurz vor vier ist und der Nachmittags Game Drive mit anschließendem Sundowner beginnt.


Zusammen mit einer Gruppe Franzosen starten wir zur letzten Safari-Fahrt in diesem Urlaub.

Unser Fahrer erzählt uns zunächst noch ein bisschen was über die Tiere auf dem Lodge-Gelände und die aktuell schwierigen Bedingungen wegen der anhaltenden Trockenheit und dann starten wir.

Wir entdecken unterwegs sehr viele Tiere, darunter sogar einige, die wir bisher in unserem ganzen Urlaub noch nicht gesehen haben.

Zwei Löffelhunde:

Ein paar Sandflughühner:

Streifengnus und Oryxe:

Kudus:

Säbelantilopen:

Zwei Breitmaulnashörner:

Posierende Erdmännchen:

Weißbartgnus:

Ein Ameisenbär:

Und zu guter Letzt auch noch Giraffen:

Den Abschluss des Game Drives bildet wieder der Sundowner am Sunset Point, wo wir erneut mit einem Gintonic anstoßen und ein letztes Mal — ein bisschen wehmütig diesmal — den wunderbaren Sonnenuntergang beobachten.


Zurück in der Lodge gehen wir direkt zum Abendessen. Die Vorspeisen sind wieder superlecker, aber beim Hauptgang am Buffet halten wir uns heute ein wenig mehr zurück, da wir schon mit Schrecken daran denken, was für vorwurfsvolle Blicke uns die Waage zu Hause zuwerfen wird…

Nach dem Essen sitzen wir noch mit Werner und seiner Reisegruppe am Lagerfeuer und lassen die letzten Urlaubstage im Geiste an uns vorüber ziehen.

Die anderen verabschieden sich nach und nach ins Bett, da sie morgen sehr früh heraus müssen. Dafür gesellt sich später der Eigentümer der Bagatelle Lodge mit seiner großen Familie dazu und wir plaudern in einer sehr geselligen Runde noch weit bis nach Mitternacht.

Es ist sehr interessant zu erfahren, wie die Lodge organisiert ist und funktioniert, welche Probleme es gibt und welche Pläne für Erweiterungen die Inhaber bereits haben.

Ein sehr schöner und interessanter letzter Abend!