Namibia

Klein-Aus-Vista

Die Nacht war ziemlich unruhig und vor allem sehr stürmisch. Wir sind froh, ein festes Dach über dem Kopf zu haben und hoffen, dass der Wind wieder etwas nachlässt, denn uns stehen noch zwei Nächte im Freien bevor.

Eigentlich wollten wir uns ja heute von der Sonne wecken lassen und haben deshalb extra die Vorhänge am Panoramafenster vor dem Bett offen gelassen. Leider hat das aber nicht funktioniert, da der Berg im Weg ist und wir frühmorgens hier ziemlich im Schatten liegen.

So wird es recht spät und wir schlafen bis 7:00 Uhr.

Als wir dann den Frühstückstisch auftragen und alles auspacken, müssen wir leider feststellen, das es auf dem mit Frischhaltefolie verschlossenen Brotteller von Ameisen nur so wimmelt eek

Dieses Brot wollen wir definitiv nicht zum Frühstück essen und Andreas stellt den Teller samt Brot und Ameisen erst einmal nach draußen auf die Terrasse.

Sehr ärgerlich, aber zum Glück waren im Frühstückskorb noch genügend andere Dinge: wir haben Joghurt, Müsli, Cornflakes, Obst, Eier und Speck.

Den Lachs, der wohl für‘s Brot gedacht war, schmeißen wir einfach noch mit zu den Eiern in die Pfanne. Und dann haben wir ja auch noch den Kuchen, der gestern Abend als Dessert gedacht war…

Wir müssen also unsere heutige Wanderung definitiv nicht hungrig antreten wink

Als wir dann beim Frühstück sitzen, sehen wir auf einmal auf unserer Terrasse einen riesigen Pavian sitzen, der sich über das Ameisenbrot hermacht.

Ich bin total erschrocken und stoße einen lauten Quieker hervor, was wiederum den Affen so erschreckt, dass er sich sofort mit dem Brot aus dem Staub macht und der Teller mit lautem Scheppern zu Boden fällt.

Dumm gelaufen — an die Paviane hatten wir überhaupt nicht mehr gedacht. Wir wollten definitiv keine Tiere füttern, sondern nur die Ameisen aus dem Häuschen haben…

Der Rest des Frühstücks verläuft friedlich und nachdem wir schnell noch den Abwasch erledigt und unsere Wandersachen gepackt haben, marschieren wir gegen 9:00 Uhr auf dem Eagle Trail los.


Der Trail beginnt direkt bei den Chalets und ist mit ca. 20 Kilometern angegeben. Wir planen den ganzen Tag dafür ein, dann können wir ziemlich gemütlich laufen und uns viel Zeit lassen.

Draußen ist es noch recht frisch und auch der Wind pfeift noch immer ordentlich. Oft kommen regelrechte Sandböen angeweht.

Es geht durch eine abwechslungsreiche Landschaft zunächst durch ein trockenes Flussbett und auf einen kleinen Hang hinauf.

Dabei müssen wir mehrmals unterwegs die Weidezäune queren. Meist steht dafür eine kleine Leiter bereit, aber einmal müssen wir auch unten hindurch kriechen, da einfach kein Durchgang zu entdecken ist und der Wanderweg auf der anderen Seite weiterführt.

Der Wind bleibt heute unser ständiger Begleiter — selbst als wir im vermeintlichen Windschatten des Berges laufen, scheint er direkt aus diesem herauszukommen und lässt uns an der Physik zweifeln wink

Es folgt der Aufstieg über einen steilen Hang mit markanten Felsformationen hinauf in einen Canyon.

Man muss ein bisschen aufpassen, da einige der Felsen nicht so stabil sind, wie sie erscheinen, aber die Kraxelei macht echt Spaß und die meisten der großen Steine sind sehr griffig.

Oben angekommen machen wir eine kurze Pause und genießen eine Weile die Aussicht.

Dann geht es seicht bergab und quasi wie von alleine. Apropos alleine: das sind wir auch diesmal wieder — wir treffen auf dem gesamten Trail nicht einen einzigen Wanderer. Nur ein paar einzelne Kudus schrecken wir unterwegs auf.

Später teilt sich der Weg und wir haben die Wahl zwischen einem kürzeren steilen und einem längeren einfachen Abstieg.

Zeitmäßig werden beide von hier aus mit 1.5 Stunden angegeben.

Die längere Variante führt durch die Geisterschlucht, die wir bereits von unserer gestrigen Wanderung kennen.

Also entscheiden wir uns für die steilere Variante und gehen nach links.

Wir kommen durch ein trockenes Flussbett, das sich durch beeindruckende Felsformationen windet und erreichen gegen Ende des Weges dann den Canyon, der hinunter zum Eagles Nest führt.

Der Abstieg ist recht steil und felsig und an der ein oder anderen Stelle manchmal auch etwas knifflig, aber die Kletterei ist spannend und macht total Spaß — wir haben uns definitiv für die richtige Variante entschieden.

Es gibt kaum loses Gestein, alles ist sehr griffig und Markierungen zeigen immer wieder den besten Weg. Mit Händen und Füßen und teilweise auch mit dem Allerwertesten kommen wir Meter für Meter nach unten. Auch wenn es nicht immer sehr elegant aussieht wink


Gegen 15:00 Uhr kommen wir nach insgesamt sechs Stunden Wanderung schließlich wieder an unserem Eagles View Chalet an.

Nach einem schnellen Erfrischungsgetränk schnappen wir uns die leeren Körbe vom Abendessen und vom Frühstück und fahren zur Lodge, um sie gegen einen neuen vollen Korb einzutauschen.

Es dauert etwa 45 Minuten, bis das neue Braai-Paket gerichtet ist. Die Wartezeit vertreiben wir uns am Pool mit Bier, Rock Shandy und ein bisschen Internet und fahren dann mit dem vollen Korb wieder zum Chalet.

Wir sitzen mit einem Sundowner auf der Terrasse — eingehüllt in den Schein der untergehenden Sonne — und verfolgen mit den Augen die rote Scheibe, die viel zu schnell im Westen versinkt.

Dabei lassen wir den bisherigen Urlaub gedanklich etwas an uns vorüberziehen. Drei Wochen sind bereits herum und nur noch eine liegt vor uns.

Aber bisher hat uns alles super gefallen und auch heute sind wir froh über die Entscheidung, hier im Gondwana Gebiet zu wandern anstatt zur Kolmannskuppe und nach Lüderitz zu fahren, was das Alternativ-Programm gewesen wäre.

Schließlich feuert Andreas den Grill wieder an. Obwohl wir heute deutlich weniger bestellt haben, ist es immer noch viel zu viel und wir haben schwer zu kämpfen.

Irgendwann, als es schon ganz finster ist, bekommen wir noch Besuch von zwei Häschen, die sich an der Wassertränke vor unserem Chalet den Bauch vollschlabbern.

Und damit ist schon wieder ein Urlaubstag vorbei — morgen geht es zum Fish River Canyon.