Namibia
Windhoek
Die Nacht war recht kurz, aber wir haben verhältnismäßig gut geschlafen — zumindest deuten die Geräusche, die von Andreas’ Seite immer wieder zu mir herüber kommen, sehr daraufhin
Gegen 4:30 Uhr gibt es Frühstück und 90 Minuten später landen wir pünktlich bei recht frischen 16 Grad und wolkenlosem Himmel in Windhoek. Der größte Flughafen Namibias ist winzig und wir spazieren vom Flugzeug direkt quer über das Rollfeld bis in’s Abfertigungsgebäude…
Dort durchlaufen wir die Einreiseformalitäten, die trotz träge agierender Angestellter recht fix erledigt sind und finden am Kofferband auch irgendwann unsere Taschen.
Dann decken wir uns erst einmal mit etwas Bargeld ein. Im Vorfeld hatten wir gelesen, dass man am Automaten nur sehr geringe Beträge abheben könne und die Gebühren recht hoch seien. Aber direkt neben den Gepäckbändern bekommen wir am ATM der Bank of Windhoek problemlos 3000 NAD — und mit der DKB Visa zu einem wirklich guten Kurs völlig gebührenfrei.
Nun brauchen wir nur noch unseren Mietwagen. Kein Problem, denken wir: als Goldmember bei Hertz sollte ja eigentlich alles fix und fertig für uns gerichtet sein…
Aber nun merken wir zum ersten Mal, dass hier in Namibia die Uhren völlig anders ticken. Obwohl wir quasi die einzigen Kunden am Schalter sind und alle Daten in unserem Account bereits hinterlegt sind, dauert es eine geschlagene Stunde, bis die zwei Angestellten in Teamarbeit alles manuell zweimal in’s System eingetragen haben und wir unsere Schlüssel bekommen. Nicht auszudenken, wenn am Schalter eine Schlange von 4-5 Leuten stehen würde.
Aber mit unserem Auto sind wir dann dafür sehr zufrieden:
Ein weißer Toyota Hilux, ziemlich gut in Schuss mit erst 26.000 Kilometern auf dem Buckel. Die Reifen sehen super aus, ebenso die zwei Ersatzreifen und an Werkzeug ist alles vorhanden, was wir brauchen (Kompressor, Wagenheber etc.)
Wir begutachten noch kurz alle kleinsten Lackschäden, da wir gehört haben, dass Hertz bei der Autorückgabe sehr pingelig sein soll. Auch wenn der Mitarbeiter meint, solche kleinen Steinschläge wären egal — besser, wir haben das dokumentiert.
Gegen 8:15 Uhr fahren wir schließlich vom Hof. Das Linksfahren ist erst einmal etwas gewöhnungsbedürftig und auch, dass man mit dem Scheibenwischer nicht wirklich blinken kann, muss sich erstmal wieder im Kopf verfestigen
Nach einer Dreiviertelstunde Fahrt kommen wir in unserer ersten Unterkunft in Windhoek an — im Maison Ambre Guesthouse. Eigentlich wollen wir hier nur unsere Koffer deponieren, da wir nicht damit rechnen, so früh bereits einchecken zu können. Aber ein Zimmer ist bereits bezugsfertig, so dass wir uns direkt erst mal frisch machen können und wir bekommen von Gesa sogar noch ein tolles Frühstück gerichtet.
Danach fahren wir erst einmal zum Einkaufen.
Im Maerua Superspar bekommen wir Getränke, Obst und Snacks für die nächsten Tage und zwei Angestellte des Marktes tragen uns ungefragt alle Einkäufe zum Auto. Dort erwarten Sie dann offenbar ein Trinkgeld — dumm nur, dass wir seit dem Abheben am ATM noch nichts gewechselt und nur große Scheine haben. Außerdem haben wir überhaupt keine Ahnung, wieviel Trinkgeld hier angemessen ist.
Bei Gesa im B&B informieren wir uns später: einem Träger solle man etwa 5 NAD geben, im Restaurant seien 10 Prozent Trinkgeld üblich und in den Lodges etwa 40-50 NAD pro Paar und Tag, die dann typischerweise unter allen Angestellten aufgeteilt werden.
In der Maerua Mall nebenan kaufen wir noch eine SIM-Karte bei MTC mit einem extrem günstigen Tarif. Für nur 40 NAD bekommen wir für eine Woche 1 GB Daten, 600 MB WhatsApp Daten und nationale Telefonie. Wir kaufen vier Aktivierungscodes für vier Wochen und stecken die Karte in unseren mobilen WLAN-Router, so dass wir beide Netz haben und unsere eigenen Telefonnummern behalten können. Mal schauen, wie flächendeckend wir damit in Namibia Empfang haben werden…
Zurück am B&B stellen wir das Auto ab und machen uns gegen 12:30 Uhr zu Fuß auf, um auf einem Stadtrundgang noch ein bisschen was von Windhoek zu erkunden.
Als erstes wollen wir die hübsche Christuskirche anschauen. Leider hat diese an Samstagen aber geschlossen und so können wir nur ein Foto von außen machen.
Hier machen wir dann auch gleich die erste Bekanntschaft mit den Makalani-Nuss-Verkäufern, die ihre filigran geschnitzten Nüsse an den Mann bringen wollen.
Aber wir sind bezüglich dieser Nüsse vorgewarnt worden und lehnen dankend ab.
Kurze Zeit später werden wir von einem Schwarzen angesprochen, der ungefragt anfängt, uns seine Lebensgeschichte als ehemaliges DDR-Kind zu erzählen. Er spricht perfekt deutsch und erzählt und erzählt und eigentlich ist sofort klar, dass er irgend etwas von uns will. Will er natürlich auch. Am Ende seines Redeschwalls holt er einen Wisch von Zettel hervor und meint, wenn wir wollen, könnten wir etwas spenden für eine Ausstellung, die sie in Kürze planen würden. Wollen wir aber nicht und endlich verschwindet er.
Gesa erklärt uns später im B&B, dass es diese Gruppe ehemaliger DDR-Kinder mit ihrer traurigen Geschichte hier in Windhoek tatsächlich gäbe. Die Leute, von denen man auf der Straße angesprochen wird, seien aber Betrüger und wir hätten gut daran getan, nichts zu geben.
Dann schauen wir uns noch das Independence Denkmal an — ein imposantes Gebäude, vor dem eine Statue von Sam Nujoma steht, dem ersten Präsidenten nach der Unabhängigkeit mit der Verfassung in der Hand.
Dahinter befindet sich die alte Feste, die 1890 von den deutschen Schutztruppen errichtet wurde. Auch hier ist leider gerade geschlossen, so dass wir das berühmte Reiterdenkmal nicht anschauen können.
Wir schlendern durch die Independence Avenue und weiter bis zur Marienkirche. Auch hier jedoch Fehlanzeige mit einer Besichtigung, denn in der Kirche findet gerade eine Hochzeit statt.
So laufen wir weiter zum Namibia Craft Center — ein Design-Markt mit vielen einzelnen Shops, in dem hübsche Souvenirs verkauft werden. Das Angebot ist riesig und es lohnt sich auch, wenn man nichts kaufen möchte, denn es gibt viel zu sehen und zu bestaunen.
Wir trinken noch ein Bierchen im Craft Center und steuern dann das letzte Ziel an: den Tintenpalast mit seiner schönen Parkanlage, der offenbar auch bei vielen Einheimischen ein beliebter Spot für Fotoshootings ist.
Viel mehr gibt es für uns in Windhoek dann auch nicht mehr anzuschauen und wir machen uns auf den Rückweg zum B&B. Eigentlich wollen wir durch den National Botanical Garden laufen, aber auch dieser hat leider am Wochenende geschlossen. Offenbar ist Samstag für einen Besuch von Windhoek nicht der allerbeste Tag der Woche…
Gegen 16:30 Uhr sind wir wieder im Guesthouse zurück. Wir halten ein Weilchen Siesta und schmökern noch ein bisschen in der Reiseliteratur von Gesa.
Abends geht es dann mit dem Taxi in’s Stellenbosch Wine & Bistro. Wir teilen uns das Taxi mit einem holländischen Pärchen, das auch im Maison Ambre übernachtet und zufälligerweise zur gleichen Zeit im gleichen Restaurant einen Tisch reserviert hat.
Spontan legen wir dann auch vor Ort unsere beiden Reservierungen zusammen und nehmen einen Vierertisch, an dem wir gemeinsam einen sehr netten Abend verbringen. Zum Essen gibt es Oxtail für mich und ein Steak für Andreas — beides ist sehr gut.
Zurück in der Unterkunft macht sich dann doch die kurze Nacht etwas bemerkbar: bereits um halb zehn liegen wir in der Falle und befinden uns nach nur wenigen Minuten im Tiefschlaf.