Namibia

Tok Tockie Trail

Da wir heute nur eine relativ kurze Strecke vor uns haben und erst gegen Mittag da sein müssen, wird kein Wecker gestellt — und prompt schlafen wir bis 7:00 Uhr.

Wir packen unsere Koffer ein bisschen um, so das wir alles, was wir in den nächsten 2-3 Tagen brauchen, nur in einer Tasche haben, denn wir sind uns nicht ganz sicher, wie das mit dem Gepäcktransport auf der heute Nachmittag beginnenden Wandersafari funktioniert.

Beim Frühstück gehören wir dann heute ausnahmsweise mal mit zu den letzten, aber das Buffet ist noch gut bestückt. Zwei mal Omelett Full House und vier Kaffeepötte später checken wir aus und zahlen unsere Rechnung.

Die Sossusvlei Lodge hat uns sehr gut gefallen, allerdings herrscht hier doch recht viel Betrieb — vor allem viele größere Reisegruppen steigen hier ab. Von daher freuen wir uns jetzt wieder auf ein bisschen mehr Einsamkeit und auf das Abenteuer Tok Tokkie Trail.

Wir tanken sicherheitshalber noch mal voll — man weiß ja nie — und fahren gegen 8:45 Uhr los. Die C27 nach Süden gehört fahrtechnisch eher zu den schlechteren Straßen, aber landschaftlich gefällt sie uns ausnehmend gut:

Wir sind überhaupt nicht in Eile und fahren ganz gemütlich. Vor lauter Gemütlichkeit verpassen wir dann dummerweise eine Abbiegung und fahren 10 Kilometer in die falsche Richtung — Asche auf das Haupt des Beifahrers…

Aber dafür sehen wir durch diesen kurzen Umweg noch einmal ein paar Zebras unterwegs:

Wir kommen in‘s NamibRand Naturschutzgebiet, wo immer wieder Oryxe und Strauße zu sehen sind. Und anscheinend gibt es sogar Giraffen hier — zumindest lassen das die Straßenschilder vermuten.


Nach knapp 130 Kilometern in drei Stunden kommen wir gegen 11:45 Uhr schließlich am Farmhaus des Tok Tokkie Trails an und treffen dort Sebastian — unseren Guide für die nächsten Tage.

Wir sind die ersten und so schauen wir uns noch ein bisschen um und probieren die hausgemachten Cookies, während wir auf die anderen sechs Teilnehmer der Wanderung warten.

Hier auf der Farm wird sehr nachhaltig gewirtschaftet und alles wird mit Solarenergie betrieben. Dabei werden recht moderne Solarpanels verwendet, die sich automatisch nach der Sonne ausrichten und somit ziemlich effizient sind.

Der Dieselgenerator kommt nur zum Einsatz, wenn es mal einen ganzen Tag lang total bewölkt ist. Parabol-Spiegel werden zum Kochen verwendet und es gibt sogar einen Backofen, der mit Sonnenenergie betrieben wird:

Nach einer Weile trudeln die anderen Teilnehmer ein: Heidi und Grant aus Südafrika und Petra und Maurice aus Holland. Eigentlich steht auch noch ein französisches Paar auf der Liste, aber auf die beiden warten wir im Moment vergeblich.

So gibt es den Lunch ohne die beiden und Sebastian beginnt schon einmal, das Programm für die nächsten Tage zu erklären.

Wir stellen unser Hauptgepäck bereit, dass von fleißigen Helfern für uns jeweils zu den beiden Camps befördert wird und richten den Tagesrucksack (im Wesentlichen Wasser, Sonnencreme und Fotoausrüstung), der selbst zu tragen ist.

Und als die beiden Franzosen dann um 14:00 Uhr noch immer nicht da sind und sich auch telefonisch nicht gemeldet haben, starten wir mit dem Programm.

Dieses beginnt mit einem Besuch des benachbarten NaDEET-Zentrum, wo wir eine einstündige, sehr interessante Führung bekommen.

NaDEET ist eine gemeinnützige, spendenfinanzierte Stiftung mit dem Ziel, Namibiern — insbesondere Kindern — einen nachhaltigen Lebensstil zu vermitteln und so die natürliche Umwelt des Landes zu schützen.

Es gibt ein umfassendes Kursprogramm, das u.A. das Kochen auf Parabolkochern und in Solaröfen und diverse Recycling Projekte wie z. B. die Herstellung von Brennbriketts aus Altpapier umfasst.

Dabei wird zur Motivation der tägliche Energie- und Wasserverbrauch und die Abfallproduktion überwacht, damit die Kursteilnehmer sehen, welche Fortschritte sie machen.

Der Grundsatz „reduce, reuse, recycle“ wird hier vermittelt und vorgelebt. Beeindruckend, was dabei alles möglich ist. Aber man muss auch die Zeit und Geduld dafür haben — einen Kessel Wasser mit dem Parabolspiegel zu kochen, dauert nämlich schon mal eine halbe Stunde…


Mittlerweile sind auch die beiden Franzosen Patrick und Virginie mit fast zwei Stunden Verspätung am Farmhouse eingetroffen. Sie hatten sich anscheinend total verfahren — im Zeitalter von GPS schon fast ein kleines Kunststück. Leider sprechen die beiden aber so gut wie kein Englisch, so dass die Verständigung mit ihnen sehr schwierig ist.

Gegen 15:15 Uhr können wir dann endlich mit dem eigentlichen Abenteuer loslegen. Mit dem Landrover fahren wir eine halbe Stunde durch die beeindruckende Dünen- und Bergkulisse bis zum Ausgangspunkt der Wanderung.

Für heute steht allerdings nur ein kurzes Stück zum Warmwerden auf dem Programm: etwa drei Kilometer sind es bis zum ersten Camp.

Unterwegs erklärt Sebastian das ein oder andere über Flora und Fauna und wir sind in einem äußerst gemütlichen Tempo unterwegs.

Hier sehen wir z.B. die für die Region typischen „Feenkreise“, über deren Entstehung sich die Wissenschaftler bisher noch nicht wirklich einig sind.

Es gibt die verschiedensten Theorien — uns gefällt am Besten die Alien-Variante wink

Und natürlich gibt es auch ein paar Tiere unterwegs zu sehen.

Nach etwa 90 Minuten kommen wir im wunderschön gelegenen Horseshoe-Camp an und können unsere 1000-Sterne-Desert-Suites mitten in den Dünen beziehen, wo von Stanley bereits alles gerichtet worden ist.

Unser Gepäck steht schon an den Feldbetten bereit, so dass jeder auf Anhieb sein „Zimmer“ findet. Sebastian erklärt uns noch eben ein paar Verhaltensregeln (z.B. die Wanderschuhe nachts auf die Hocker stellen, damit man morgens keine ungebetenen Gäste darin vorfindet) und alles, was wir zur Benutzung der Toiletten, Waschbecken, Nachtlampen und Eimerduschen wissen müssen…

… und dann sind wir auch schon bereit, die eröffnete Ostrich-Bar zu testen und es uns mit einem Sundowner gemütlich zu machen.

Und während wir den Sonnenuntergang genießen und sich am Himmel die ersten Sterne zeigen, zaubert uns unsere Köchin Puye in ihrer kleinen Küche mitten in der Wüste mit den einfachsten Mitteln ein tolles 3-Gänge-Menü zusammen.

Es gibt eine Karottensuppe mit Knoblauchbrot, Kudusteak mit Kartoffeln, Pilzrahmsoße und Brokkoli-Salat und einen Schokoladen-Brownie.

Nach dem Essen bekommen wir von Sebastian noch eine kleine Astronomiestunde. Es ist stockdunkel und so präsentiert sich der Sternenhimmel in seiner ganzen Schönheit. Wir sehen die Milchstraße, den großen und den kleinen Magellan-Haufen und mit einem Laserpointer zeigt und erklärt uns Sebastian diverse Konstellationen — wie z.B. das Kreuz des Südens mit dem Alpha Centauri und den Skorpion.

Gegen 21:00 Uhr ist dann Nachtruhe angesagt. Wir kuscheln uns in Erwartung einer frostigen Nacht mit mehreren Schichten Bekleidung ausgestattet in unsere Bettrollen und hoffen, dass uns die senile Bettflucht heute Nacht verschont wink

Gute Nacht!