Namibia

Sossusvlei Nationalpark

Der Wecker klingelt wie gewohnt um 6:00 Uhr, denn wir wollen ein bisschen vor der Öffnung des Nationalparks am Eingang sein wegen der endlosen Autoschlangen, die sich frühmorgens dort bilden sollen.

Im Frühstücksraum ist schon einiges los, als wir ankommen, obwohl dieser eigentlich noch geschlossen hat — da sind wir offenbar nicht die einzigen Frühaufsteher…

Wir halten das Frühstück heute recht kurz, denn obwohl das Buffet wieder sehr reichhaltig aussieht, überzeugt es qualitativ nicht unbedingt und irgendwie haben wir auch gar keinen richtigen Hunger.

So sind wir recht schnell durch und fahren direkt zum Gate, um dort auf die Öffnung zu warten. Und obwohl wir bereits um 7:00 Uhr da sind — eine halbe Stunde vor der offiziellen Öffnungszeit — müssen wir uns bereits hinten einreihen. Ein Angestellter läuft die minütlich wachsende Autoschlange ab, erfasst die Daten und teilt jedem eine laufende Nummer zu, die man bei der Ausfahrt später wieder angeben muss, damit man in der langen Liste schnell gefunden wird. Wir bekommen die Nummer 13.

Als das Gate dann pünktlich geöffnet wird, fahren alle sehr zügig auf der gut asphaltierten Straße mit 100 km/h, obwohl eigentlich nur 60 km/h erlaubt sind. Aber es gibt dennoch einige, denen das noch nicht schnell genug geht und die meinen, unbedingt ein paar Plätze in der Kolonne gut machen zu müssen. Hier könnte die Polizei satte Strafgelder abkassieren…

Die Sonne taucht alles in ein wunderschönes Licht und die Dünen scheinen zu glühen. Wir halten für das ein oder andere Foto, aber im Wesentlichen fahren wir erst einmal durch bis zum 2WD Parkplatz.

Ab dem Parkplatz darf man nur weiterfahren, wenn man ein Auto mit Allradantrieb hat.

Alternativ muss man auf einen Shuttle ausweichen, um bis zum Vlei Viewpoint und zu Big Daddy zu kommen.

Wir haben aber ein ordentliches Auto und wollen lieber selbst fahren und Andreas, der sich die ganze Zeit immer ein bisschen über die „Luftdruck-Esoteriker“ lustig gemacht hat, lässt die Luft aus den Reifen biggrin

Bei der gestrigen Fahrt mit Roman zum Sandwich Harbour hat er sich vom Fachmann bekehren lassen…

Weiter geht es nun im tiefen Sand und die Landschaft wird immer spektakulärer.

Gegen 8:30 Uhr erreichen wir schließlich den Parkplatz an der Big Daddy Düne und schließen uns der hier einsetzenden Völkerwanderung an. Es ist kein Vergleich mit den einsamen Wanderungen der letzten Tage — hier ist Massentourismus angesagt.

Die Menge teilt sich dann auf — eine Hälfte beginnt schnurstracks mit der Erklimmung von Big Daddy, die andere bewegt sich in Richtung Dead Vlei. Wir schließen uns der zweiten an, da wir das letzte Morgenlicht gerne noch für die toten Bäume haben möchten.

Es ist um diese Tageszeit noch recht frisch. Alle sind mit langen Hosen und dicken Jacken, teilweise sogar Mützen und Handschuhen bekleidet. Aber es wird schnell wärmer.

Im Dead Vlei herrscht ordentlich Andrang und es ist nicht ganz einfach, ein paar Fotos ohne fremde Menschen darauf zu bekommen. Auch sind einige Asiatengruppen da, die man wie so oft viel früher hört als man sie sieht. Schade, dass wir die schöne Szenerie nicht mit ein wenig mehr Ruhe genießen können.

Nachdem wir uns ausgiebig umherschaut haben, wollen wir natürlich auch noch Big Daddy erklimmen. Und da wir nicht den ganzen Weg erst wieder zurück zum Ausgangspunkt laufen wollen, beschließen wir, das direkt von hier aus zu tun. Schließlich ist das Ganze ja als Rundweg eingezeichnet und es ist auch eine Spur zu erkennen, die nach oben führt.

Im Nachhinein muss man sagen: Ja — man kann Big Daddy durchaus auch von der falschen Seite aus angehen. Und ja — man kommt auch auf diesem Weg irgendwann oben an. Aber es ist definitiv die harte Tour.

Während man wohl vom normalen Startpunkt aus über den Kamm in etwa 45 Minuten oben sein soll, brauchen wir weit mehr als zwei Stunden für den Aufstieg. Dazu kommt völlig demotivierend für uns: viele, die den Gipfel von der anderen Seite aus erklommen haben, rennen auf unserer Seite laut juchzend hinunter und sind nach 5-10 Minuten unten.

Es ist deutlich steiler und deutlich anstrengender, als wir gedacht hätten. Die Sonne brennt mittlerweile ordentlich und es gibt kaum Schatten. Wir kämpfen uns meterweise voran, müssen auf den besonders steilen Abschnitten den Allrad zu Hilfe nehmen und streckenweise müssen wir alle 40 Schritte eine kurze Verschnaufpause einlegen

Endlich, nach reichlich zwei Stunden kommen wir oben an. Andreas trinkt sein Gipfelbier und wir genießen die hart erkämpfte Aussicht, die die Anstrengung aber definitiv wert war.

Danach laufen wir über den Kamm wieder zurück — hier geht es seicht bergab und quasi wie von alleine. Wir gehen das erste Stück barfuß, was echt angenehm ist, aber irgendwann wird der Sand dann doch zu heiß dafür und wir müssen die Wanderschuhe wieder anziehen.

Nach insgesamt 4.5 Stunden kommen wir wieder an unserem Auto an. Wir entledigen uns der Socken und Schuhe einschließlich ein paar Kilo Sand und machen erstmal eine kurze Lunchpause mit Keksen, Trockenobst und Nüssen. Mittlerweile sind die Menschenmassen komplett verschwunden — außer unserem steht nur noch ein einziges anderes Fahrzeug auf dem Parkplatz.

Dann fahren wir bis zum 2WD Parkplatz, wo Andreas wieder etwas Luft in die Reifen pumpt, bevor es auf dem Asphalt zurück geht. Auch hier und unterwegs scheinen wir mittlerweile die einzigen zu sein — selbst an der Düne 45 ist niemand mehr zu sehen. Wo sind nur all die Menschen hin, von denen es heute morgen hier nur so gewimmelt hat?

Gegen 15:00 Uhr sind wir schließlich wieder am Gate. Wir überlegen kurz, ob wir noch den Sesriem Canyon anschauen sollen, aber irgendwie ist für heute ein bisschen die Luft raus. Also zahlen wir unsere Eintrittsgebühr für den Park (85 NAD pro Person) und sind im Handumdrehen wieder in der Lodge zurück.

Wir gehen direkt an die Bar und zischen je einen kühlen halben Liter weg — Andreas in Form von Bier, ich in Form von Rock Shandy. Danach ist erstmal Duschen angesagt, um den Sand loszuwerden, der in jeder Körperritze steckt.

Fotos sichten und sichern (Auflösung passt wink) — danach gehen wir nahtlos zum Relax-Programm am Pool über. Wenn wir schon in so einer schönen Lodge sind, wollen wir schließlich auch die Annehmlichkeiten davon etwas genießen.

So verchillen wir den Nachmittag, bis es Zeit zum Abendessen ist. Eigentlich ist das ja gar nicht unsere Art, aber heute ist es irgendwie passend.

Das Buffet ist genauso reichhaltig und vielseitig wie gestern. Aber zumindest ich schaffe es, an meinem Vorsatz festzuhalten und etwas weniger zu essen. Andreas dagegen kommt an der Fleischtheke einfach nicht vorbei wink

Und auch heute sitzen wir nach dem Essen noch eine Weile mit einem Schlummertrunk am Lagerfeuer, aber die schöne Stimmung verfliegt recht schnell, als sich ein paar Damen einer deutschen Reisegruppe dazusetzen und lauthals anfangen, über die Angestellten herzuziehen und über alles Mögliche zu schimpfen.

Wir nehmen unsere Gläser und verkrümeln uns schnell damit auf unsere Terrasse. Hier ist es zwar nicht so kuschelig warm wie am Lagerfeuer, aber dafür sooo schön ruhig…