Namibia

Erongoberge

Für heute haben wir mal wieder ein entspanntes Programm. Am Vormitttag wollen wir ein bisschen auf dem Farmgelände wandern — da gibt es einige schöne Trails — und für den Nachmittag haben wir uns zur Lodge-Tour zu den Mineraliensuchern angemeldet.

Da wir beim Wandern nicht so sehr in die Mittagshitze kommen wollen, starten wir wie gewohnt früh und sitzen um kurz nach 7:00 Uhr beim Frühstück.

Es gibt ein kleines Buffet mit guter Auswahl und extrem leckerem Müsli und wir können Eier nach Wahl bestellen.

Wir nehmen zweimal Omelett „Full House“ — also mit allem, was in der Küche so zu finden ist.

Vom Panorama-Fenster aus können wir beim Essen in der Ferne ein paar Zebras vorbei laufen sehen. Zumindest denken wir in diesem Moment, dass es Zebras sind — später erfahren wir, dass es hier gar keine Zebras gibt, also werden es wohl am ehesten Streifen-Gnus gewesen sein.

Beim Frühstück unterhalten wir uns noch sehr nett mit zwei Amerikanern über die üblichen Themen — woher und wohin. Die beiden machen die Lodge-Tour zu den Mineraliensuchern heute am Vormittag - der Mann ist leidenschaftlicher Sammler und sie hoffen bei dieser Tour auf ein paar seltene Stücke.

Irgendwann sind wir pappsatt und müssen jetzt erstmal schauen, dass wir ein paar Kalorien abarbeiten.


Bevor wir starten, richten wir noch eben den Wäschesack, denn die Lodge bietet auch einen Waschservice an. Das ist für uns ganz praktisch ist, da wir sonst unterwegs kaum zum Waschen kommen würden.

Um 8:15 Uhr laufen wir dann direkt von der Lodge aus los im wunderbaren Morgenlicht.

Eigentlich wollen wir den Oryx Trail gehen, aber irgendwie verheddern wir uns am Anfang ein bisschen und landen auf dem Kudu Trail. Egal — dann laufen wir halt den, der ist auch mit etwa drei Stunden angegeben und sicher genauso schön.

Der Weg ist super ausgeschildert — teils mit Pfeilen und Markierungen am Boden, aber auch mit Steinmännchen am Wegesrand. Er verläuft an den Hängen des Kainachab hinauf und führt weit in nördlicher Richtung an der Grenze des Farmgeländes entlang.

Gleich zu Beginn kommen wir an vielen Schirmakazien vorbei — die Bäume mit den extrem spitzen Dornen, die die Giraffen so mögen — und rundherum entdecken wir auch viele frische Spuren. Unser Tracking-Versuch wird aber leider nicht von Erfolg gekrönt: die Giraffen selbst können wir nicht entdecken.

Die Amerikaner von heute Morgen erzählen uns später, dass sie uns auf dem Weg zu ihrer Tour vom Auto aus gesehen haben und wundern sich, dass wir die Giraffe nicht bemerkt haben — offenbar sind wir nur ganz wenige Meter von ihr entfernt gewesen.

Dafür entdecken wir ein paar hübsche Rosenköpfchen oben in den Bäumen.

Auch sonst schwirren total viele Vögel umher und bauen ihre typischen Nester in den Bäumen — es ist total drollig sie dabei zu beobachten.

Wie wir später auf unserer Nachmittags-Tour lernen, sind diese jedoch gar nicht alle bewohnt.

Nur etwa 10 Prozent der Nester an einem Baum werden tatsächlich genutzt — alle anderen sind Fakes, um Fressfeinde zu irritieren und die Jungen zu beschützen.

Die Landschaft um uns herum gefällt uns total gut: immer wieder haben wir unterwegs herrliche Ausblicke zur Lodge und zum Hohenstein.


Gegen 11:30 Uhr sind wir wieder zurück an der Lodge. Wir trinken ein kaltes Bier und einen Rock Shandy und lümmeln in den gemütlichen Sitzen rund um die Feuerstelle.

Als es uns in der Sonne zu warm wird, wechseln wir auf die schattige Terrasse und beobachten die Vögel, die zum Springbrunnen zum Trinken kommen.

Nach einer Stunde wird es Andreas aber dann zu langweilig und er geht eine Runde laufen, ich wechsle dagegen noch einmal die Location und faulenze am Pool weiter wink


Um 14:30 Uhr startet unser Nachmittagsprogramm — die Tour zu den Mineraliensuchern.

Zusammen mit einen älteren deutschen Paar und unserem Guide Willem fahren wir im Landrover zunächst etwa 30 Minuten bis zum Fuße des Hohenstein Berges.

Unterwegs entdecken wir dabei erst die drei Strauße, die hier auf dem Gelände leben und später noch die Giraffe, nach der wir heute morgen vergeblich gesucht haben.

Willem erzählt uns einige interessante Details über Giraffen — z.B. müssen sie jeden Tag etwa 35 Kilo an Blättern fressen, um über die Runden zu kommen.

Sie sind also mehr oder weniger den ganzen Tag mit Fressen und Wiederkäuen beschäftigt — Trinken müssen Giraffen dagegen nur etwa alle zwei Tage.

Haupt-Todesursache bei Giraffen ist dann auch typischerweise das Verhungern, da sie im Alter ihre Zähne verlieren.

Vom Fuße des Hohenstein Berges aus geht es dann zu Fuß hinauf zum Basislager der Mineraliensucher, wo wir uns einige Einblicke in deren Leben und Arbeit erhoffen. Sie fördern dort oben u.A. Turmalin, Aquamarin, Bergkristall und andere Schmucksteine zutage.

Drei Kilometer beträgt die einfache Strecke und dabei sind etwa 200 Höhenmeter zurückzulegen — eigentlich keine große Sache, aber das andere Ehepaar ist schon etwas älter und die Frau wird rasch kurzatmig.

Willem ist sehr rücksichtsvoll und fragt immer wieder nach, ob es der Frau auch tatsächlich gut geht. Ihren Mann scheint das dagegen eher weniger zu interessieren — er ist nur ganz närrisch auf die Steine.

Als klar wird, dass die Frau es nicht bis nach oben schaffen wird, sucht Willem ihr auf halber Höhe einen schattigen Platz, an dem sie zurückzubleiben und auf uns warten kann. Sie nimmt das dankend an und so legen wir den restlichen Weg bis zum Lager der Mineraliensucher ohne sie zurück.

Unterwegs entdecken wir noch einen riesigen Lizard auf einem Stein liegend, der passenderweise Giant Rock Lizard heißt und eine ganz rote Schnauze hat.

Außerdem zeigt uns Willem einen Ameisenlöwen, der total winzig ist und Fallen für Ameisen stellt. Er ist so klein — selbst wenn man ihn gezeigt bekommt, kann man ihn kaum erkennen.

Als wir dann am Basislager der Mineraliensucher ankommen, sind wir ein bisschen enttäuscht. Uns wird nicht wie erwartet etwas über das Leben und die Arbeit der Männer erzählt oder gar demonstriert — es ist im Gegenteil eine reine Verkaufsveranstaltung:

Ungefähr 15 der Männer präsentieren ihre Steine ausgebreitet auf Zeitungspapier und schauen uns erwartungsvoll an.

Wir haben allerdings keinerlei Interesse daran etwas zu kaufen und können auch nicht annähernd den Wert der Steine einschätzen.

Es ist irgendwie eine unangenehme Situation, da wir durchaus sehen, dass die Männer hier oben auf dem Berg einen echt harten Job haben.

Zum Glück zeigt sich der andere Deutsche umso interessierter (er ist wohl ein Steine-Sammler) und ersteht ein ziemlich großes Teil für etwa 100 Euro, was für einen Arbeiter dort in etwa ausreichend für einen halben Monat ist.

Insgesamt suchen an die hundert Männer auf dem Berg nach Mineralien. Sie haben meist keine Familie und leben und arbeiten immer für mehrere Monate da oben — je nachdem wie lange ihre Wasser- und Lebensmittelvorräte reichen. Das wiederum hängt davon ab, wieviel sie tragen können.

Als klar ist, dass wir nichts mehr kaufen werden, packen die Männer ihre Steine wieder ein und machen sich wieder auf den Weg nach ganz oben (die Höhle in der sie schlafen und den Touristen ihre Steine präsentieren, liegt etwa auf halber Höhe).

Wir sind total beeindruckt, mit welcher Geschwindigkeit und Trittsicherheit sie den Berg erklimmen — vor allem unter Berücksichtigung ihres Schuhwerks, das man teilweise schon als nicht mehr existent bezeichnen muss.

Wir genießen noch ein bisschen die Aussicht und machen uns dann langsam wieder auf den Rückweg.

Auf der Rückfahrt zur Lodge sehen wir die Giraffen noch einmal — diesmal als schöne Silhouette vor der gerade untergehenden Sonne.


Zum Abendessen gibt es wieder ein 3-Gänge-Menü: eine Art eingerollten Pfannkuchen mit Thunfisch gefüllt als Vorspeise, Eland Stroganoff als Hauptgang und einen Obstkuchen als Dessert. Auch diesmal ist das Essen wieder sehr gut.

Danach setzen wir uns wieder gemütlich ans Lagerfeuer. Heute bleiben wir jedoch nicht die einzigen — ein weiteres deutsches Paar gesellt sich dazu und wir plaudern noch bis fast 22:00 Uhr.

Jetzt aber ab ins Bett!