Namibia

Brandberg

Der Wecker klingelt um 6:30 Uhr und erlöst uns von unserem nächtlichen Elend: Da es sehr warm ist, haben wir mangels Klimaanlage die ganze Nacht über den Decken-Propeller an. Dieser macht ein nervtötendes Geräusch und wir haben fast ein bisschen Bedenken, dass er irgendwann herunterfällt und uns erschlägt, weil er so arg wackelt. Und dabei schafft er es nicht mal wirklich, die Wärme im Zimmer halbwegs erträglich zu gestalten.

So sind wir also ganz froh, als die Nacht endlich herum ist und wir zum Frühstück gehen können.

Dieses ist ähnlich gut wie das Abendessen gestern — ein tolles Buffet mit einer riesigen Auswahl. Ich bestelle mir ein Omelett, Andreas nimmt Spiegeleier und wir schmieren uns noch ein paar Brote für unterwegs.

Dann packen wir in unserem Häuschen alles zusammen, während die Housekeeping-Mädchen mit den hübschen Leoparden-Schürzen eifrig die staubigen Fenster unseres Autos putzen.

Um kurz nach 8:00 Uhr haben wir ausgecheckt und sind startklar. Noch ein letzter Blick auf die im Morgenlicht strahlenden Häuschen und dann geht es los.


Heute soll uns die Fahrt zum Brandberg führen. Die Landschaft unterwegs gefällt uns ausnehmend gut:

Wir sehen das Brandbergmassiv die ganze Zeit vor uns — fahren gefühlt direkt darauf zu. Allerdings ist es in der Ferne noch ziemlich trüb.

Wir nehmen die Route, die uns Google Maps vorgeschlagen und mit 2.5 Stunden angegeben hat. Bisher sind wir damit immer ganz gut gefahren, wenn wir noch 20 Prozent Puffer obendrauf gerechnet haben. Aber hier und heute hat sich Google kräftig vertan.

Als wir das trockene Flussbett des Ugab Rivers überquert haben, beginnt ein kleines Offroad-Abenteuer.

Ohne Allrad und High Clearance wären wir hier ziemlich aufgeschmissen — Andreas muss sogar zeitweise den L4 benutzen.

Wir sind uns irgendwann nicht mal mehr sicher, ob das tatsächlich noch eine Straße ist, auf der wir hier entlang fahren — aber es ist in jedem Fall eine spannende und abenteuerliche Strecke, bei der Andreas seine Fahrkünste unter Beweis stellen kann und wir nebenher eine kostenlose Massage bekommen wink

Als wir irgendwann wieder unten im Flussbett des Ugab ankommen, wird das Fahren deutlich angenehmer und wir können uns nebenbei ein bisschen nach den Wüstenelefanten umschauen, die hier leben sollen — allerdings leider erfolglos.


Wir brauchen natürlich deutlich länger als ursprünglich geplant und kommen erst nach 12:00 Uhr am Brandberg an. Aber da wir heute ein eher entspanntes Programm haben, ist das nicht weiter schlimm. Wir essen unsere Brote, schnüren die Wanderschuhe und melden uns an der Rezeption an für die Wanderung zur White Lady.

Diese ist nur mit einem Führer möglich und so zahlen wir unseren Eintritt von 100 NAD pro Person und bekommen gemeinsam mit einem anderen deutschen Pärchen den Guide Erwin zugeteilt. Zwei Stunden soll die Tour in etwa dauern und wir laufen bei brütender Hitze gegen 12:30 Uhr los.

Waren wir bisher mit unseren Guides immer absolut zufrieden, versaut Erwin den Schnitt leider total. Er stürmt in einem Affentempo los, als ob er die Strecke in der halben Zeit bewältigen und einen neuen Streckenrekord aufstellen wollte. Dabei redet er kein einziges Wort und schert sich nicht wirklich darum, ob alle hinterherkommen.

Die anderen beiden bemühen sich und bleiben halbwegs an ihm dran, aber mir ist das in der Mittagshitze einfach zu schnell und so fallen wir immer weiter zurück.

Erwin scheint das nicht im Mindesten zu interessieren und so bekommen wir die anderen irgendwann überhaupt nicht mehr zu sehen.

Dafür lassen wir die schöne Umgebung unterwegs etwas mehr auf uns wirken.

Als wir dann an den Felszeichnungen ankommen, haben die anderen zumindest auf uns gewartet und Erwin erklärt das Nötigste:

Die Zeichnungen sind etwa zwei- bis viertausend Jahre alt und zeigen zahlreiche Jäger mit Speeren oder Bögen, umgeben vom typischen Jagdwild wie Oryxantilopen und Zebras.

Die berühmteste Figur ist die Weiße Dame, nach der die gesamte Zeichnung benannt ist. Früher ging man aufgrund der Körperhaltung und des Gegenstandes in den Händen der Figur davon aus, dass sie eine Frau darstellt. Heute nimmt man eher an, dass es sich bei den Gegenständen um Jagdausrüstung handelt und die Figur daher einen Krieger oder Schamanen darstellt.

Nachdem wir alles angeschaut haben, geht es im gleichen Tempo und genauso stillschweigend und ignorierend wieder zurück. Nach 90 Minuten erreichen wir wieder den Parkplatz: Streckenrekord knapp verfehlt — deshalb gibt es heute auch kein Trinkgeld.


Wir entledigen uns der Wanderschuhe und der qualmenden Socken und verlassen gegen 14:15 Uhr das Brandberg-Gebiet in Richtung Uis.

Unterwegs kommen wir an einem Verkaufsstand vorbei, an dem ein kleiner Junge einen leeren Wasserkanister schwenkt und uns winkt anzuhalten. Er fragt nach Wasser und nach etwas zum Essen. Natürlich füllen wir ihm seinen Kanister wieder voll und geben ihm ein paar Müsli-Riegel — mehr haben wir leider nicht dabei. Aber wir fragen uns schon, wo der Junge so ganz alleine und ohne Wasser bei dieser Hitze herkommt — keine Erwachsenen weit und breit und kein Dorf in der Nähe…

In Uis fahren wir zunächst zur Tankstelle, wo uns sofort wieder die Makalani-Nuss-Verkäufer umzingeln. Aber mittlerweile sind wir Profis im Ablehnen und so lassen sie uns recht schnell in Ruhe.

Dann checken wir in Petras Gästehaus ein und sind einigermaßen überrascht, als uns Naphtali begrüßt und sich als Eigentümer vorstellt. Wir hätten ja eher eine Petra erwartet. Er erklärt uns dann, dass er das Guesthouse vor etwa zwei Jahren von den beiden Deutschen Petra und Ralf übernommen und den Namen beibehalten hat.

Wir bekommen eine kurze Einweisung in die Gegebenheiten und beziehen unser Zimmer. Dieses ist recht einfach im Vergleich zu den Lodges der letzten Tage aber dafür kostet es auch nur einen Bruchteil davon.

Naphtali empfiehlt uns zum Abendessen ein kleines Restaurant in der Nachbarstraße: Inecia‘s Home Kitchen. Dort muss man das Essen vorbestellen, was wir auch direkt tun.

Da man dort allerdings nur mit Cash zahlen kann und wir diesbezüglich gerade etwas klamm sind, machen wir uns nochmal zu einem Rundgang durch Uis auf, um einen ATM zu suchen. Wir finden sogar zwei — einen im Supermarkt und einen an der Tankstelle — aber beide haben gerade kein Bargeld und vermelden „no usable bills“.

Wir wollen bei Naphtali das Abendessen schon wieder stornieren, um uns nicht völlig blank zu machen. Doch da bietet er an, uns 500 NAD in bar zu geben, die wir dann bei der Zahlung der Unterkunft mit Kreditkarte einfach obendrauf schlagen. Perfekt thumbsup

Kurz vor Sonnenuntergang fahren wir noch auf die stillgelegte Abraumhalde der ehemaligen Zinnmine hinauf, von wo man einen tollen Ausblick hat. Normalerweise macht Naphtali diese Sundowner-Tour mit seinen Gästen, aber im Moment ist sein Landrover kaputt, so dass wir nach seiner Wegbeschreibung selbst fahren.

Danach gehen wir zu Inecia‘s Home Kitchen zum Abendessen. Es gibt einfache Hausmannskost, die aber sehr lecker ist und einmal etwas Abwechslung zu den ständigen Buffets in den Lodges darstellt. Auch treffen wir hier erstmals einheimische Schwarze in einem Restaurant.

Zurück im Gästehaus lassen wir den Abend gemütlich mit einem Glas Wein und einem Bierchen auf der Terrasse ausklingen.