Namibia

Damara Living Museum - Twyfelfontein

Heute zum Sonntag gönnen wir uns zur Abwechslung mal wieder etwas Ausschlafen — naja, zumindest ein bisschen: der Wecker klingelt erst um 6:00 Uhr wink

Wir packen unsere Sachen zusammen, räumen das Auto ein und sind im großen Speisesaal heute morgen wieder die ersten Gäste. So können wir uns noch ganz nett mit dem Küchenpersonal unterhalten. Das sind ganz liebe, herzliche Menschen und als wir uns später nach dem Frühstück von ihnen verabschieden, schließen sie uns ganz spontan in die Arme. Wir sind gerührt.

Gegen 7:30 Uhr sind wir ausgecheckt und verlassen Palmwag — hier hat es uns richtig gut gefallen!

Bei der Ausfahrt aus dem Gate werden wir wieder genauestens kontrolliert — Fleisch darf offenbar auch hier nicht ausgeführt werden, um die Einschleppung der Maul-und-Klauenseuche in den Süden zu verhindern. Aber wenigstens dürfen wir diesmal unsere geschmierten Lunch-Brote behalten wink


Die Straße C43 in Richtung Süden ist deutlich besser als wir das nach diversen Reiseberichten erwartet hätten. Sie sieht relativ frisch gegradet aus und fährt sich quasi wie auf Schienen.

Unterwegs erfreuen wir uns an der schönen Landschaft im warmen Morgenlicht.

Auf der Fahrt sehen wir Strauße und ein paar Springböcke, die ihrem Name alle Ehre machen und mit riesigen Sätzen über die Straße hüpfen. Außerdem zwei Giraffen, die seelenruhig ihr Frühstück von den Bäumen zupfen und später noch ein Dachs, der direkt vor uns über die Straße läuft — das ist ja tierischer als der letzte Tag im Etosha Park!

Außerdem kommen wir an etlichen, um diese Tageszeit noch verwaisten Verkaufsständen an der Straße vorbei. Hier werden im wesentlichen Steine verkauft, die sich nicht wirklich von denen unterscheiden, die überall an der Straße herumliegen wink


Gegen 10:00 Uhr kommen wir am Damara Living Museum an. Hier wollen wir uns anschauen, wie die Damara vor Jahrhunderten lebten und einen kleinen Einblick in ihre traditionelle Kultur bekommen.

Wir zahlen unseren Obolus und gehen dann mit einem Guide durch das nachgestellte Dorf.

Auf einer sehr kurzweiligen und interessanten Führung kommen wir an verschiedenen Stationen vorbei und bekommen eine Menge zu sehen.

Hier und da gibt es kurze Vorführungen — z.B. sehen wir an an der Schmiede, wie früher Messer und andere Werkzeuge hergestellt wurden.

Eines der Werkzeuge, auf das die Männer besonders stolz sind, ist dieses Universal-Tool, das zum Rasieren, Rückenkratzen und vielen mehr verwendet werden kann:

In der Hütte der Frauen wird uns die Herstellung von Schmuck demonstriert. Die kleinen Perlen werden in Handarbeit unter Anderem aus den Schalen von Straußeneiern hergestellt.

Später schauen wir den Männern eine Weile beim Owela („African Casino Game“) zu. Früher wurde dabei um Frauen gespielt und auch Auseinandersetzungen zwischen unterschiedlichen Stämmen bzw. Dörfern wurden oft auf dem Spielbrett ausgetragen. Heutzutage wird nur noch zum Vergnügen gespielt. Angeblich wurde das Spiel früher mit Diamanten gespielt, als die Namibier noch nicht wussten, wie wertvoll diese sind. Das haben sie erst später durch die Weißen gelernt.

Hier werden nach dem Trocknen der Felle die Haare abgekratzt. Diese werden später zur Herstellung von Kopfkissen verwendet, aus dem übrig bleibenden Leder wird Bekleidung gemacht. Andreas versucht sich auch im Schaben, aber so recht will es nicht glücken.

Die traditionelle Art, Feuer zu machen:

Zum Abschluss des Dorfrundgangs gibt es noch eine sehr schöne Tanz- und Gesangsvorführung. Was dabei auffällt, dass die Männer durchweg eine dunklere Haut haben als die Frauen. Wie wir später erfahren, liegt das wohl daran, dass Frauen ihre Haut gegen die Sonne schützen. Männer tun das eher nicht, da sie sonst als schwach angesehen würden.

Nach dem Dorfrundgang folgt noch eine kurze Buschwanderung.

Dabei erklärt uns die Medizinfrau in der Klicksprache der Damara, wie die Frauen Buschpflanzen für Nahrung, Medizin und Parfüm verwendet haben.

Natürlich wird für uns übersetzt, sonst würden wir kein Wort verstehen wink

Außerdem bekommen wir gezeigt, wie die Männer in der alten Zeit Fallen bauten und jagten.

Zum Jagen wurden die Pfeilspitzen in die Milch einer äußerst giftigen Pflanze getaucht. Wenn ein Tier dann von so einem Pfeil getroffen wurde, mussten die Damara sehr schnell sein und das Tier in maximal 20 Minuten töten, sonst wäre das Fleisch wegen des Giftes nicht mehr genießbar gewesen.

Am Schluss können wir uns noch völlig zwanglos im Craft Store umschauen. Sehr angenehm, dass uns hier niemand drängt oder anbettelt, irgendwas zu kaufen. Wenn wir am Ende nichts gekauft hätten, wäre das auch völlig in Ordnung gewesen. Aber natürlich gehen wir nicht mit leeren Händen: Andreas nimmt sich eines dieser „Universalwerkzeuge“ zum Rückenkratzen mit wink

Insgesamt bleiben wir fast zwei Stunden und finden alles wirklich sehr interessant und informativ.

Natürlich ist es eine Show und die Mitwirkenden sind im Grunde nur Schauspieler, die wahrscheinlich abends mit Jeans und T-Shirt und dem Handy am Ohr in ihr eigentliches Zuhause gehen. Aber es ist sehr gut gemacht und kommt authentisch und kompetent rüber. Und es bietet den Damara die Möglichkeit, zum einen etwas Geld zu verdienen und zum anderen ihre alten Brauchtümer zu pflegen und den Touristen näher zu bringen.

Uns hat es sehr gut gefallen!


Das letzte Fahrtstück für heute ist nur noch ganz kurz und so checken wir bereits gegen 12:30 Uhr in der Twyfelfontein Country Lodge ein. Sehr schön gelegen und in die Felsen eingebettet, ansprechend mit schönem Ambiente.

Die Häuschen mit jeweils vier Gästezimmern sind ebenfalls toll gelegen, hübsch (aber leider etwas unpraktisch) eingerichtet und haben eine angenehm schattige Terrasse. Allerdings sind die Zimmer nicht besonders groß und haben leider weder Kühlschrank noch Klimaanlage.


Im Restaurant essen wir ein Eis und fahren eine Stunde später noch mal los, um uns die berühmten Felsgravuren der San anzuschauen, die 2007 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurden.

Die Fundstelle ist nur wenige Kilometer von der Lodge entfernt.

Dort angekommen, parken wir das Auto, schnüren unsere Wanderschuhe und bekommen nach der Zahlung des Eintritts einen Führer zugeteilt, der mit uns den kurzen Weg zu den Felsgravuren läuft und uns diese so gut als möglich erklärt.

Die Gravuren sollen etwa 2000 bis 6000 Jahre alt sein und es gibt unheimlich viele davon.

Die Motive sind hauptsächlich Tiere wie Antilopen, Zebras, Giraffen und Löwen. Zweck der Gravuren war wohl zum Einen die Kommunikation, welche Tiere hier gesehen worden sind, zum Anderen aber auch die Ausbildung der Kinder. Besonders interessant ist ein Löwe mit einer Antilope im Maul und ein Strauß mit vier Köpfen, die wohl die Bewegung andeuten sollen. Ebenfalls erstaunlich: die Abbildung einer Robbe, wo doch das Meer 100 Kilometer entfernt ist.

Nach etwa einer Stunde haben wir alles gesehen und beschließen, dass wir für heute bei der Wärme genug gemacht haben. Wir fahren wieder zur Lodge zurück und verchillen den restlichen Nachmittag auf unserer schattigen Terrasse und am Pool.


Das Abendessen gibt es wie üblich als Buffet. Ein paar Deutsche, die heute mit uns zusammen die Führung in Twyfelfontein gemacht haben, erzählen dass es gestern am Buffet Krokodil gab — das würden wir gerne mal probieren. Leider steht es heute aber nicht zur Wahl. Ansonsten ist das Buffet aber das beste was wir bisher in Namibia hatten und wir kommen einfach nicht dazu, mal etwas mehr an unsere Figur zu denken wink

Nach dem Essen gibt es auf dem Rückweg zu unserem Häuschen dann noch eine überraschende Begegnung: am Weg schlängelt sich eine ziemlich große Rock Python entlang.

Wir haben noch einige Mühe, unser Himmelbett fliegenfrei zu bekommen (diese Biester sind total lästig und ein paar haben es leider in’s Zimmer geschafft) — dann knipsen wir für heute das Licht aus.