Städtereise Lissabon
Altstadt
Auch heute erwartet uns wieder Sonnenschein und ein strahlend blauer Himmel als wir erwachen. Einem weiteren perfekten Urlaubstag steht also nichts im Wege. Wir genießen abermals ein üppiges Frühstück und brechen gegen 9:15 Uhr zu unserer Erkundungstour auf.
Heute wollen wir nochmal eine Tour durch die Altstadt machen und mit der berühmten historischen Straßenbahnlinie 28 fahren.
Da wir am Ankunftstag gesehen haben, wie brechend voll diese Bahnen jedesmal sind, laufen wir zunächst ein ganzes Stück in Richtung der Starthaltestelle, um einen möglichst guten Platz zu bekommen.
Dabei kommen wir vorbei an schmucken Hinterhöfen und durch den Jardim da Estrela — einen romantischen kleinen Park mit einem harmonischen Ensemble aus alten Bäumen, exotischen Pflanzen, künstlichen Seen und einem Terrassencafé.
Die angestrebte Straßenbahn-Haltestelle befindet sich unmittelbar vor dem Convento do Sagrado Coração de Jesus. Da wir laut Fahrplan noch ein wenig Zeit haben, wollen wir uns die prachtvolle Basilika anschauen — leider findet aber gerade ein Gottesdienst statt, so dass nur der Eingangsbereich zugänglich ist.
Dafür lässt die nächste Bahn nicht lange auf sich warten und wir bekommen sogar noch zwei Sitzplätze. Die Fahrt durch die engen Gassen der Altstadt erweist sich dann als echtes Abenteuer. Wir fahren mit quietschenden Rädern in einem Affenzahn haarscharf an Hauswänden, Laternenmasten und Gerüsten vorbei — hinauslehnen ist also keinesfalls zu empfehlen, sonst ist der Kopf auch mal schnell ab
Da die Bahn unterwegs richtig, richtig voll wird — nicht alle Wartenden kommen immer mit — bleiben wir sitzen und genießen den aufregenden Ritt bis fast zur Endstation.
Nächster Programmpunkt ist ein Bummel über den Feira de Ladra — den Flohmarkt, der jeden Samstag auf dem Campo de Santa Clara direkt vor dem Pantheon Nacional stattfindet. Angeblich haben hier früher verzweifelte Touristen versucht, ihre gestohlenen Kameras und Geldbörsen zurückzukaufen.
Diese Zeiten sind aber offenbar längst vorbei. Wir erleben einen charmanten Trödelmarkt mit herrlich großem Durcheinander und einem riesigen Angebot an Ramsch, Kitsch, Nippes und potentiellen Schätzen aller Art. Straßenmusiker runden das entspannte Treiben ab — uns gefällt’s! Wir erstehen sogar zwei Hüte, um dem fortschreitenden Sonnenbrand entgegen zu wirken
Und wo wir einmal hier sind, schauen wir uns natürlich auch gleich noch das Pantheon Nacional von innen an. In dem Ruhmestempel finden sich die Grabstätten berühmter und bedeutender Portugiesen. Der nie als Kirche genutzte Bau wurde im späten 17. Jahrhundert begonnen, allerdings erst Mitte des 20. Jahrhunderts mit der Kuppel abgeschlossen.
Von der Kuppel haben wir noch einen tollen Ausblick auf den Tejo und auf das Gewusel des Flohmarktes unter uns:
Nach einer kurzen Stärkung in einer netten kleinen Tasca machen wir uns nun auf zum Castello und schnaufen zusammen mit zahllosen anderen Touristen den Berg hinauf. Oben angekommen, verschreckt uns zunächst die ewig lange Schlange am Kassenhäuschen. Vorsichtshalber fragen wir mal vorne nach, wie lange die Leute denn hier schon stehen. Es geht dann aber richtig flott und in knapp 10 Minuten haben wir unsere — nicht unbedingt günstigen — Tickets.
Passenderweise geht auch gerade eine Führung los — wie maßgeschneidert für uns Vorher genießen wir aber noch fix die gigantische Rundumsicht über den Tejo bis zur Mündung in den Atlantik und natürlich über die Stadt.
Auf der Führung erfahren wir dann viel Interessantes über die Geschichte und die Verteidigungsstrategien der Burgbesitzer, die mehrmals zwischen Römern, Westgoten und Arabern wechselten.
Sehr beeindruckend mit den mächtigen Mauern der Festungsanlage, dazwischen steinerne Bänke im Schatten von Olivenbäumen und als Nebenschauplatz frei laufende Pfauen in den Bäumen.
Nach einer Stunde ist die Führung beendet und wir schauen uns noch ein wenig alleine um. Dann wird es uns aber zu wuselig hier und wir verlassen das Gebiet rund um das Castello.
Am Viewpoint beim Largo das Portas do Sol finden wir ein nettes Plätzchen mit toller Aussicht und bequemen Sesseln — Zeit für einen Mittagssnack und etwas Entspannung bei einem Bierchen und einem Mojito
Gegen 15:00 Uhr brechen wir wieder auf and bummeln noch ein wenig weiter durch die Altstadt. Entlang der Straßenbahnlinie 28 herrscht pures Chaos auf den Straßen — alle Fahrzeuge stehen und warten. Dann geht es mal wieder 10 Meter vorwärts und wieder steht alles. Was sind wir froh, jetzt zu Fuß unterwegs zu sein. Und da will uns doch ein Tuktuk-Fahrer, der gerade nach Kundschaft Ausschau hält, tatsächlich weismachen, sein Fahrzeug wäre die beste Art die Stadt zu erkunden
Wir schlendern weiter durch die Gassen, essen ein Eis und genießen die warme Frühlingssonne. In den Straßen von Baixa reiht sich ein Restaurant an’s andere und die Touristen werden heftig umworben. Aber unsere Gastgeber im B&B haben uns vorgewarnt: hier seien die Preise hoch und überteuert, die Qualität dagegen eher schlecht. Also widerstehen wir allen Einladungen und vertrösten unsere Mägen auf heute Abend.
Irgendwann steigen wir schließlich wieder in die 28er Linie und rattern in Richtung Friedhof zurück. Diesmal sind die Bahnen rappelvoll — wir können erst mit der zweiten mitfahren und stehen eine Weile wie die Ölsardinen gepresst. Die Fahrt ist jedoch trotzdem wieder sehr amüsant und abwechslungsreich. Einmal muss der Fahrer anhalten und den offen stehenden Kofferraum eines parkenden Autos schließen, damit die Bahn überhaupt vorbei passt
Als wir um 17:00 Uhr an der Endstation ankommen, wird die Pforte des Friedhofs gerade abgeschlossen — da haben wir wohl Pech gehabt, naja — vielleicht haben wir später nochmal Zeit dafür.
Wir laufen zurück zum B&B mit einem kurzem Zwischenstopp im Jardim da Estrela, wo wir bei einem Bier noch eine Weile die Entenbabies und Wasserschildkröten beobachten.
Im Hotel halten wir dann noch eine halbe Stunde Siesta, bevor wir frisch gemacht noch einmal aufbrechen und zum Essen gehen.
Wir haben im Paparucho einen Tisch reserviert — ein Restaurant, was uns Pietro der Taxifahrer empfohlen hatte.
Es ist zwar nicht ganz billig, aber wirklich großartig. Wir haben einen Wahnsinns-Ausblick über die Stadt und das Essen ist richtig, richtig gut.
Andreas lässt sich sogar dazu hinreißen mit mir eine Flasche Wein zum Essen zu trinken anstatt des üblichen Biers — und das will schon was heißen