Städtereise Lissabon

Anreise

Bereits um 4:00 Uhr klingelt unser Wecker — zu dieser völlig unchristlichen Zeit müssen wir ja noch nicht mal raus, wenn das Büro ruft eek

Aber der frühe Start sichert uns dafür bereits heute bei der Anreise einen ganzen Tag in Lissabon und so fällt das Aufstehen nicht allzu schwer.

Pünktlich um 5:00 Uhr sitzen wir im Auto — wir rechnen mit viel Osterverkehr und haben deshalb lieber etwas mehr Puffer eingeplant. Aber die Straßen sind komplett frei und 20 Minuten später sind wir bereits am Stuttgarter Flughafen.

Erstmalig probieren wir das Valet-Parking aus, das für fünf Tage eigentlich recht preiswert ist. Am Terminal angekommen, wählen wir die angegebene Nummer und ein paar Minuten später erscheint ein freundlicher Mitarbeiter und übernimmt unser Auto. Er überprüft noch eben den Kilometerstand, checkt kurz das Auto und und verspricht, dass es am Montag bei unserer Ankunft hier wieder für uns bereit stehen wird.

Im Flughafen herrscht gähnende Leere. Da wir nur mit Handgepäck reisen, gehen wir direkt zur Security und sind im Nu durch. Es bleibt noch genug Zeit für einen Cappuccino um munter zu werden und dann sind es noch 20 Minuten bis zum Beginn des Boarding.

Für den dreistündigen Flug haben wir uns diesmal für 20 Euro Aufpreis Plätze mit mehr Beinfreiheit gegönnt und das hat sich wirklich gelohnt: Wir haben — für Germanwings völlig untypisch — Mega viel Platz und der Sitz zwischen unseren beiden bleibt sogar frei, sodass wir uns richtig gemütlich breit machen können.

Um 7:00 schweben wir bereits über den Wolken und lehnen uns zu einem kurzen Nickerchen zurück. Unterwegs gibt es ein wabbeliges Sandwich und einen Schokoriegel und später noch einen O-Saft, den wir im Gegensatz zu den hinteren Reihen nicht extra bezahlen müssen und zu dem wir vom Steward sehr höflich eingeladen werden — „Frau Schnorr, hätten Sie gerne noch etwas zu trinken?“ Da fühlt man sich ja fast wie ein VIP, wenn man direkt mit dem Namen angesprochen wird wink


Gegen 8:45 Uhr Ortszeit setzen wir bei strahlend blauem Himmel mit einer Stunde Zeitverschiebung zur Landung an:

Der vom Hotel zur Verfügung gestellte Transfer-Service klappt ebenfalls bestens: Am Ausgang steht Pietro bereit, der bereits mit einem großen Schild auf uns wartet und uns dann auf der Fahrt zum Hotel ohne Punkt und Komma alles erzählt, was es über Lissabon zu wissen gibt.

Im Casa do Jasmin werden wir sehr herzlich empfangen und können uns sogar noch am Frühstücksbüffet bedienen. Einchecken ist um diese Zeit zwar leider noch nicht möglich, aber wir können zumindest unsere Koffer hier deponieren während wir den ersten Tag schon mal zur Entdeckungstour nutzen. Für diese bekommen wir noch ausführliche Erklärungen und Tipps von João, dem Betreiber des B&B, und dann geht es auch schon los.


Zuerst kommen wir durch den Jardim do Principe Real — ein hübscher kleiner Park mit alten tropischen Bäumen, der direkt neben unserem B&B liegt und der unter der ausladenden Baumkrone einer uralten mexikanischen Zypresse romantische Schattenplätze bietet.

Nur ein paar hundert Meter weiter kommen wir zum ersten der sieben Hügel, denen Lissabon seinen Beinamen verdankt: dem Miradouro São Pedro de Alcântara.

Auf zwei Ebenen hat man hier von der großzügig angelegten Aussichtsterrasse einen großartigen Ausblick über die nördliche Altstadt. Außerdem gibt es auf dem angrenzenden kleinen Markt ein reichhaltiges Angebot an Leckereien zu fairen Preisen.

Direkt neben dem Aussichtspunkt befindet sich auch die Bergstation der nostalgische Standseilbahn Elevador da Glória.

Für Leute, denen der Aufstieg schlichtweg zu anstrengend ist, eine recht bequeme und offenbar äußerst beliebte Alternative, den Hügel zu erklimmen.

Und natürlich eines jener typischen Gefährte, die das Stadtbild Lissabons prägen.

Die Standseilbahn wurde 1885 eingeweiht und zunächst durch das Gegengewicht eines Wasserdepots angetrieben. Später erfolgte die Umstellung auf Dampfkraft und 1915 schließlich die Elektrifizierung.


Wir bummeln durch die Gassen von Bairro Alto und Chiado und lassen uns langsam in Richtung Tejo treiben. Beeindruckend die vielen kunstvoll verzierten Fassaden, die bunt gefliesten Häuser und verschnörkelten Balkongeländer, an denen alle möglichen Kabel hinaufkrabbeln und die zweifarbigen Straßenpflaster mit den verschiedensten Mustern.

Das Pflaster ist übrigens teilweise extrem rutschig — wir haben ein paar mal unsere liebe Not, auf den Füßen zu bleiben.


Am Mercado da Riberia drehen wir natürlich eine Runde durch die große Markthalle — wir lieben solche Märkte einfach. Hunger haben wir zwar nicht — aber wir lassen uns immer gerne durch den Anblick und die Gerüche verführen, was natürlich auch diesmal funktioniert: eine Tüte malerische Erdbeeren wechselt den Besitzer wink


Weiter geht es zur Waterfront, wo es leider ein wenig trüb ist. Wir spazieren am Ufer des Tejos entlang und finden eine ideale Stelle, um unseren Füßen eine kurze Verschnaufpause zu gönnen — entspannt mit einem Bier und einer Caipirinha und dezenter Saxophonmusik im Hintergrund.

Auch einen Steinkünstler entdecken wir, der mit viel Geschick und Fingerspitzengefühl diverse Steinmännchen am Strand aufbaut:


Wir schlendern am Ufer weiter, bis wir zum Praça do Comércio mit seinem imposanten Triumphbogen kommen. Umrahmt von Palästen und mit dem Reiterstandbild von König José I in der Mitte ist dieser Platz wirklich toll anzuschauen.

Man könnte den Anblick sogar von oben genießen: eine Wendeltreppe, die allerdings so eng sein soll, dass der Besucherstrom durch eine Ampelanlage geleitet wird, führt zu einer Plattform mit toller Aussicht. Da mir bei solch engen Verhältnissen aber immer recht unwohl ist, verzichten wir auf dieses Vergnügen.


Von hier aus schlendern wir in Richtung Alfama, dem ältesten Stadtteil von Lissabon, in dem früher die ärmsten Bewohner der Hauptstadt lebten. Uns erwartet ein labyrinthisches Gassengewirr, in dem überall noch der Charme der Vergangenheit zu spüren ist.

In der Kathedrale Sé Patriarcal herrscht leider ein ziemlich geschäftiges Treiben — offenbar sind hier die Vorbereitungen auf den Ostergottesdienst in vollem Gange.

Zwischen dröhnenden Staubsaugern, hektisch agierenden Leuten und herumgetragenen Bänken ist es nicht wirklich stimmungsvoll, so dass wir die älteste Kirche Lissabons recht bald wieder verlassen und nur von außen fotografieren.

Schade — aber vielleicht haben wir ja an einem der nächsten Tage noch einmal die Gelegenheit für eine Besichtigung von innen.


Nach einem kurzen Zwischenstopp, um den kleinen Hunger zu stillen, wollen wir noch zu ein paar schönen Aussichtspunkten auf den anderen Hügeln der Stadt und versuchen, im „Gradientenverfahren“ zum Castelo zu gelangen.

Stattdessen landen wir am Miradouro Sophia M. Breyner — knapp daneben ist auch vorbei wink

Hilft nix — also wieder runter und dann wieder rauf… - aber nicht, ohne vorher den tollen Ausblick von hier zu genießen…

… und nicht ohne den nächsten Aussichtspunkt — den Miradouro Senhora do Monte noch zu erklimmen, der einen schönen Blick auf das Castelo bietet:

Nachdem wir uns dann jedoch noch ein paarmal verlaufen haben, beschließen wir, das Castelo auf morgen zu verschieben. Stattdessen bleiben wir am Largo Martim Moniz noch eine Weile in der Sonne sitzen und genießen einfach die tolle Atmosphäre bei einem Bierchen.

Dann schlagen wir langsam den Rückweg ein. Als wir unterwegs am Hardrock Cafe vorbeikommen, wandert natürlich das obligatorische T-Shirt in’s Gepäck — ansonsten haben wir aber genug für den ersten Tag und gehen direkt zurück zum B&B.

Wir checken ein, beziehen unser Zimmer im Casa do Jasmin, das recht gemütlich ist, und chillen erst mal eine Runde.

Später ziehen wir nochmal los, leeren eine Karaffe Sangria und genießen den abendlichen Ausblick vom Jardim de São Pedro.

Allzu alt werden wir heute allerdings nicht, denn immerhin sind wir nach hiesiger Zeit schon seit 3:00 Uhr auf den Beinen.