Kanada

Marble Canyon, Paint Pots, Fort Steele Heritage Town

Heute müssen wir Banff leider schon wieder verlassen und das ist richtig schade, wo doch die Sonne endlich gemerkt hat, dass wir eigentlich Sommer haben.

Da wir eine lange Fahrt vor uns haben — bis nach Whitefish in Montana — starten wir entsprechend früh.

Beim Frühstück plaudern wir noch sehr angenehm mit Melinda und Lindsey, den anderen B&B-Gästen aus Pennsylvania, tauschen Adressen aus und machen ein gemeinsames Abschiedsfoto.

Um 8:15 Uhr sitzen wir schließlich im Auto und verlassen Banff bei strahlend blauem Himmel.

Unterwegs genießen wir noch einmal die tolle Kulisse der umliegenden Berge und können gar nicht genug Fotos machen.

Einmal mehr fallen uns dabei die vielen Wildbrücken über dem Highway auf. Durch diese Übergänge und Unterführungen wurde die Anzahl der Wildunfälle am TC1 gegenüber 1976 um 80 Prozent reduziert.


Nach einer Dreiviertelstunde kommen wir am Marble Canyon an und legen einen ersten Zwischenstopp ein. Auf dem Parkplatz steht gerade mal ein Auto — das ist ganz nach unserem Geschmack.

Der kurze Wanderweg führt an der von Schmelzwasser ausgewaschenen Schlucht entlang und bei sieben Überquerungen kann man von den Brücken aus hinunter auf den tosenden Tokumm Creek schauen.

Außerdem kommen wir an vielen toten Bäumen vorbei, die dem verheerenden Waldbrand von 2003 zum Opfer gefallen sind. Dieser tobte 40 Tage lang und zerstörte 170 km² Wald — das sind 12 Prozent des Kootenay National Parks.

Es ist hier aber auch sehr schön zu sehen, wie die Natur sich nach dem Feuer langsam wieder anfängt zu erholen und wie überall zarte kleine hellgrüne Tannen zwischen den verkohlten Baumskeletten hervorkommen. So schlimm einem so ein Waldbrand auch immer vorkommt — er ist einfach notwendig und scheint die Natur hier regelrecht zu entfesseln.

Es gefällt uns richtig gut hier, wir schauen von den Brücken und Aussichtspunkten hinunter in die tiefe schmale Spalte und auf das schäumende Wasser und je weiter wir laufen, um so spektakulärer wird die Szenerie.

Obwohl der Rundweg nur etwas mehr als einen Kilometer lang ist, bleiben wir fast eine ganze Stunde hier und genießen die tollen Ausblicke ohne den üblichen Touristenrummel. Und natürlich stehen auch hier passenderweise die roten Stühle bereit, um die Aussicht noch etwas komfortabler zu gestalten wink


Auf der Weiterfahrt halten wir bereits nach zwei Kilometern erneut an, als wir am Trailhead zu den Paint Pots vorbeikommen. Auch hier gelangt man über einen recht kurzen Weg vom Parkplatz zur eigentlichem Attraktion — den Farbtöpfen.

Auf mehreren Informationstafeln entlang des Weges ist zu lesen, wie die Färbung durch eisenhaltige Quellen entsteht, deren Wasser auf dem Weg nach oben mehrere Tonschichten durchfließt.

Schon die indianischen Ureinwohner, kannten diesen „heiligen“ Ort und nutzten den ockerfarbigen Lehm u.A. zur Körperbemalung. Weiße Siedler bauten ihn später im großen Stil ab, wovon noch die verrosteten Überreste der alten Maschinen zeugen.


Der Weg zu den Numa Falls, den wir als nächsten Stopp vorgesehen hatten, ist leider gerade wegen Maintenance gesperrt, so halten wir nur noch an einigen der vielen schönen Viewpoints entlang des Kootenay River.

Am Vermillion Crossing:

Am Kootenay Valley Viewpoint:


Gegen Mittag kommen wir in Radium Hot Springs an. Wir tanken nochmal voll, füllen unsere Getränkevorräte auf und holen uns an der warmen Theke des Supermarkts einen Mittagssnack.

Am Ortsausgang beobachten wir noch kurz ein Deer direkt an der Straße und machen dann erstmal 90 Minuten lang Meilen bis zur Fort Steele Heritage Town, wo wir den nächste Stopp einlegen.

Wir zahlen unseren Obulus und machen uns auf zu einem Rundgang durch das lebende Museum, in dem man über 60 restaurierte und rekonstruierte Gebäude besichtigen kann.

Erbaut wurde Fort Steele im Jahre 1864, als im Wild Horse Creek Gold entdeckt wurde. Geschätzte 5.000 Schürfer fielen damals ein und gruben auf der Suche nach dem Glück die Gegend um. Einige verdienten dabei bis zu 60.000 Dollar in einem Sommer. Und so nahm die Stadt ihren Aufschwung und erlebte alle Höhen und Tiefen.

Das Museum ist sehr weitläufig und richtig schön gemacht. In einigen der restaurierten Häuser erklären und demonstrieren kostümierte Angestellte die Arbeits- und Lebensweise der damaligen Zeit.

Das Gouverment Building war Sitz der Verwaltungsbehörde inklusive Gerichtsbarkeit und Gefängniszellen. In der Schmiede wurde gehämmert und der Ofen geschürt und bei Tante Emma gab es alles Notwendige zu kaufen. Sogar ein Opernhaus gab es und Schauspieler geben lustige kurze Einlagen.

An den Werbeversprechen des Zahnarztes zweifeln wir jedoch leicht, als wir uns seine alten Werkzeuge anschauen wink

Man könnte hier gut einen halben Tag zubringen, aber soviel Zeit haben wir leider nicht, denn wir wollen ja heute noch bis nach Montana.

Und so brechen wir wieder auf, als sich nach knapp zwei Stunden der Himmel verfinstert und ein Gewitter im Anzug scheint.


Wir nehmen nun direkten Kurs auf die amerikanische Grenze, wo wir eine Stunde später ankommen. Die Schlange ist recht kurz und es geht alles ganz fix, aber als wir dann dran sind, dürfen wir nicht wie alle anderen einfach durchfahren.

Wir werden heraus gewunken, müssen noch unsere Fingerabdrücke abgeben und 12 USD Eintrittsgeld zahlen. Zuerst sind wir darüber etwas verwundert, denn gezahlt haben wir an der Immigration bisher noch nie etwas, aber der Officer erklärt uns, dass diese Einreisegebühr sonst im Flugpreis enthalten war.

15 Minuten später sind wir also zum ersten Mal in Montana und der erste Eindruck ist schon mal sehr gut. Schau’n wir doch mal, was der Treasure State so alles zu bieten hat…

Gegen 19:00 Uhr kommen wir schließlich in Whitefish an und checken in der Pine Lodge ein. Wir bekommen ein schönes großes Zimmer mit großem Kingbett und sind sehr zufrieden.

Lange halten wir uns aber gar nicht hier auf, denn jetzt haben wir erstmal richtig Hunger und wollen uns ein Restaurant zum Abendessen suchen. Das Hotel bietet einen kostenlosen Shuttle ins Zentrum an, aber da wir heute ja einen langen Fahrtag hatten, wollen wir uns noch etwas bewegen und laufen lieber — und so weit ist das ja auch gar nicht…

Wir bummeln durch die Central Ave, in der sich die meisten Restaurants befinden und studieren die Menükarten. Die Auswahl ist recht groß und wir entscheiden uns schließlich für Casey’s.

Wie meistens teilen wir uns eine Vorspeise — diesmal Thai Tacos, die extrem lecker, aber etwas schwierig zu essen sind — und dann gibt es Meatloaf für mich und einen Burger für Andreas.

So vollgefuttert tut der 20-minütige Spaziergang zurück zum Hotel ganz gut, auf dem wir noch total interessante Wolken-Konstellationen beobachten können.

Und da wir morgen wieder früh los wollen, horchen wir dann auch schon bald an den Kopfkissen.