Kanada

Moraine Lake, Johnston Canyon, Ink Pots

Der Tag beginnt mit einem Deja-Vu: wir stehen früh auf in der Hoffnung, am Moraine Lake nicht ganz soviele Touristen und halbwegs passables Wetter zu haben und draußen schüttet es…

Aber wir lassen uns davon (noch) nicht unterkriegen und starten wie geplant.

Ausgecheckt haben wir schon gestern Abend, so können wir nach einem schnellen Frühstück direkt aufbrechen. Um 7:15 Uhr sitzen wir im Auto und fahren bei Regen und 6 Grad Außentemperatur los.

So stellt man sich doch den Sommerurlaub vor, oder? Aber wenigstens zeigen die Info-Tafeln für die Waldbrandgefahr überall die Stufe Null an wink


Kurz vor 8:00 Uhr erreichen wir den Moraine Lake. Das Auto bringt uns eine Frostwarnung, denn die Temperaturen nähern sich langsam dem Gefrierpunkt. Meine Stimmung mittlerweile ebenso.

Es schüttet immer noch und ich hatte mich so auf diesen smaragdfarbenen See gefreut, der früher die 20-Dollar-Scheine in Kanada geziert hat.

Wir ziehen die Regenklamotten drüber und schlüpfen in die Wanderschuhe, die immer noch nass von gestern sind. Was für eine Wohltat biggrin

Aber zumindest wollen wir auf dem Rockpile Trail bis zum Aussichtspunkt gehen, der einen tollen Blick über den gesamten See bietet.

Selbst bei grauem Himmel und Regen ist der Anblick grandios — wie schön muss das erst sein, wenn die Sonne auf die Wasseroberfläche scheint und sich die zehn imposanten Berggipfel darin spiegeln…

Meine Laune fängt langsam an, sich wieder zu bessern thumbsup


Nach einer Dreiviertelstunde fahren wir wieder los und biegen nun bei Lake Louise auf den Bow Valley Parkway ein.

An der Morats Curve warten wir zehn Minuten vergeblich darauf, dass ein Zug vorbeikommt und das Bild perfekt macht. Aber der Anblick ist auch ohne Zug ganz nett:

Ein anderer Autofahrer erzählt uns hier, dass er nur ein paar hundert Meter weiter an der Straße einen Bären gesehen habe. Wir suchen beim Weiterfahren angestrengt die Seiten ab, können aber nichts entdecken. Entweder hat sich der Bär schon vertrollt oder der Autofahrer hat uns selbigen nur aufgebunden…


Um Punkt 10:00 Uhr kommen wir am Johnston Canyon an. Der Parkplatz ist schon recht gut gefüllt, aber wir finden noch eine Lücke in der letzten Reihe.

Hier am Trailhead wird ausnahmsweise mal nicht vor Bären sondern vor Wölfen gewarnt — bloß gut, dass wir das teure Bärenspray nicht gekauft haben biggrin

Wir holen uns zum Aufwärmen im Souvenirshop noch einen Kaffee und machen uns dann auf den Weg.

Insbesondere im unteren Bereich des Trails bis zu den Upper Falls ist eine regelrechte Völkerwanderung im Gange und es macht nicht wirklich Spaß, sich mit dem Touristenstrom voran zu schieben und sich für einen guten Platz zum Fotografieren in einer Schlange anzustellen.

Nichtsdestotrotz sind die Wasserfälle natürlich mächtig beeindruckend, wobei uns die Lower Falls fast ein wenig besser gefallen als die Upper Falls, auch wenn sie nicht ganz so hoch sind.

Nach den Upper Falls kehren die meisten Besucher wieder um — wir dagegen laufen weiter bergan, denn wir wollen noch zu den Ink Pots.

Der Weg ist zwar jetzt nicht mehr annähernd so spektakulär wie im unteren Bereich, aber dafür viel ruhiger. Er verläuft fast ausschließlich durch den Wald und wir entdecken unterwegs viele Pilze und hübsche Blümchen.

Als wir an den Ink Pots ankommen, regnet es natürlich wieder, aber man kann zumindest erahnen, wie farbenfroh die Pots bei Sonnenschein aussehen.

Die verschiedenen Farben entstehen übrigens durch die unterschiedlichen Geschwindigkeiten, mit denen sich die Pots aus den kalten Quellen füllen: die milchig-grünen füllen sich langsamer und haben so einen höheren Anteil von Partikeln als die klaren dunkelblauen Pots.

Wir halten bei den Paint Pots unser Mittagspicknick ab und machen uns dann wieder auf den Rückweg.

Die Wege sind durch den vielen Regen der letzten Tage wirklich seeeehr schlammig und gerade bergab müssen wir schon arg aufpassen, um nicht auszurutschen.

Und als wir uns gerade besonders auf den Weg und das Umgehen der riesigen Schlammpfützen konzentrieren, läuft doch auf einmal nur drei Meter vor mir ein Fuchs über den Weg.

Die Kamera ist natürlich gerade wasserdicht weggepackt und bevor ich diese endlich heraus geholt habe, ist Mr. Reinecke längst wieder im Unterholz verschwunden…

Das letzte Wegstück von den Lower Falls bis zum Parkplatz zurück ist dann alles andere als spaßig. Busladungen von Touristen quetschen sich auf dem engen Catwalk aneinander vorbei und da es von oben wieder ziemlich nass ist, ist außer einem Riesenheer aus Regenschirmen fast nichts zu sehen.

Die Krönung ist eine japanische Familie, die versucht, mit dem Kinderwagen durch den Schlamm nach oben zu gelangen eek

Wir sind heilfroh, als wir gegen 14:30 Uhr wieder am Trailhead ankommen. Wir holen uns noch schnell einen weiteren Kaffee und entfliehen dann dem Trubel.


Über den Bow Valley Parkway geht es nun direkt nach Banff. Da es immer noch ununterbrochen regnet, legen wir keine größeren Stopps ein, halten nur einmal kurz bei den Überresten des 1993er Waldbrandes.

Dieser wurde damals künstlich ausgelöst, um das ökologische Gleichgewicht wieder herzustellen und selbst nach mittlerweile über 20 Jahren ist hier unter den harten Bedingungen immer noch nicht allzu viel nachgewachsen.


Um kurz vor 16:00 Uhr kommen wir in Banff in unserem vorgebuchten Banff Avenue B&B an. Jamie kocht uns gleich erst mal einen heißen Tee, weil wir so durchgefroren aussehen.

Dann bekommen wir ein hübsches Zimmer im oberen Stock, mit dem wir rundum zufrieden sind, und jede Menge Tipps zum Erkunden von Banff und Umgebung.

Wir wärmen uns erstmal richtig auf, nehmen eine heiße Dusche und machen uns dann auf zu einen Stadtbummel.

Da es immer noch regnet, gehen wir erstmal etwas essen in der Banff Brewery. Die Karte ist exakt die gleiche wie in der Jasper Brewery, nur das Bier ist hier anders. Wir hocken eine ganze Weile, ich nehme Meatloaf und Andreas einen Burger, und wir warten darauf, dass es irgendwann aufhört zu regnen.

Im Gegensatz zu vielen anderen Restaurants in Kanada / USA haben wir hier nicht das Gefühl, sofort gehen zu müssen, wenn wir mit Essen fertig sind. Am Nebentisch sitzen drei junge Leute und spielen Monopoly — es ist also alles ganz entspannt hier…

Irgendwann hört der Regen dann tatsächlich auf und wir bummeln noch etwas durch die Geschäfte von Banff. Hauptsächlich gibt es Souvenir- und Outdoor-Läden und wir lassen noch den ein oder anderen Dollar liegen…

Hoffen wir, dass uns das Wetter morgen etwas wohl gesonnener ist…