Kanada

Adventure Tour im Wells Gray Park

Wir schlafen schon wieder etwas länger heute — das scheint langsam zur Gewohnheit zu werden. Aber da die gebuchte Adventure-Tour eh erst um 10:00 Uhr startet, lassen wir es ganz relaxt angehen. Ein Blick aus dem Fenster verspricht schon mal schönes Wetter, da kann ja nichts mehr schief gehen…

Das Frühstück im Saloon ist essbar, auch wenn man bei einem authentischen Essen im Wild West Saloon eher an Eier und Speck denkt als an Dosenobst, Toast und Cornflakes… Aber nach den gestrigen Dinner-Erfahrungen waren unsere Erwartungen schon dermaßen zurückgeschraubt, dass wir quasi gar nicht mehr enttäuscht werden konnten wink.

Wir kruschteln noch etwas herum und sortieren unsere Sachen, bis wir uns zur gebuchten Tour treffen.

Pünktlich um 10:00 erscheint Travis, unser Guide, und gibt uns eine kurze Einweisung. Die übliche Sicherheits-Erklärung, die sämtliche Haftung des Veranstalters ausschließt, haben wir schon gestern Abend unterschrieben, und so kann es jetzt zusammen mit einer vierköpfigen Schweizer Familie direkt losgehen.

Wir haben unseren Rucksack so gepackt, dass wir für alle Eventualitäten gerüstet sind, denn das Wetter kann im Wells Gray ziemlich schnell umschlagen und 20 Kilometer weiter ganz anders aussehen als hier an der Lodge.

Mit einem kleinen Van fahren wir zunächst zum Green Mountain Viewpoint. Hier hat man bei gutem Wetter eine tolle Rundumsicht über den gesamten Wells Gray Park. Travis erzählt uns viel über den Park, über seine Geschichte und seine Bewohner, und zeigt uns, wo denn bei klarer Sicht welcher Berg zu sehen wäre.

Wir erfahren, dass der Park sehr unerschlossen und schwer zugänglich ist. Nicht alle Berge im Park haben einen Namen und es ist aktuell noch nicht einmal genau bekannt, wie hoch der höchste Gipfel im Wells Gray ist. Hier sind also tatsächlich noch Erstbesteigungen möglich und man kann sich verewigen wink


Hat es bei der Abfahrt noch leicht genieselt, klärt sich der Himmel nun immer mehr auf, die Sonne kommt heraus und es wird richtig warm. Das ist uns gerade recht, denn es geht weiter zu den Dawson Falls, die wir über einem 10-minütigen Trail vom Parkplatz aus erreichen. Schon von weitem kann man hören, wie die gewaltigen Wassermassen des Murtle River über die Kante stürzen.

An drei verschiedenen Aussichtspunkten mit jeweils verschiedenen Blickwinkeln staunen wir und sind begeistert — weniger über die Höhe (die fast 100 Meter breiten Wasserfälle sind nur etwa 16 Meter hoch) als vielmehr über die Unmenge an Wasser, die sich hier ihren Weg über die Felsen bahnt. Die Dawson Falls werden nicht zu Unrecht oft als „Klein-Niagara-Fälle“ bezeichnet.


Auf dem Rückweg zum Parkplatz finden wir viele Blaubeeren und wilde Erdbeeren — sehr schmackhaft und eine kleine Stärkung für die bevorstehende Kanutour wink

30 Minuten dauert dann die Fahrt über die Gravelroad zum Clearwater Lake, wo unser Kanu-Abenteuer startet.

Wir laden das Auto aus, legen unsere Schwimmwesten an und lassen die Kanus zu Wasser. Travis gibt uns noch ein paar kurze Einweisungen — aber Kanupaddeln ist ja nun wirklich nicht schwer und wir machen das auch nicht zum ersten Mal.

Der See hat seinen Namen übrigens in der Tat zu Recht — er ist glasklar und das Wasser hat Trinkwasserqualität, es schmeckt gar nicht mal schlecht…

Unterwegs im Kanu fängt es dann zuerst an, ein wenig zu tröpfeln, dann wird es immer mehr und schließlich werden wir doch recht nass. Als wir an einer kleinen Insel zum Lunch anlegen, sind wir echt froh, dass die Gruppe, die heute Nacht hier kampiert hat, netterweise ein Feuer für uns hat brennen lassen.

An diesem werden unsere Sachen schnell wieder trocken und bald lacht auch die Sonne schon wieder am Himmel. Während wir uns aufwärmen, kocht Travis unseren Lunch — es gibt frisch gegrillte Hot Dogs, die deutlich besser sind als das Dinner von gestern Abend wink

Als wir uns gestärkt haben, paddeln wir zurück und Petrus spielt wieder das gleiche Spiel mit uns: mitten auf dem See fängt es an, leicht zu regnen aber diesmal ist es zum Glück nur ein kurzer Schauer.

Gegen 15:30 Uhr sind wir wieder am Bootsanleger, haben Paddel und anderen Zubehör verräumt und fahren mit dem Van noch zu weiteren Highlights des Wells Gray Park.


Der nächste Stopp erfolgt am Bailey’s Chute. An diesen Stromschnellen konnten wir 1994 den beeindruckenden Kampf der Fische gegen die Gewalt des Wassers beobachten. Heute ist natürlich kein springender Lachs weit und breit zu sehen — dafür sind wir einfach zu früh in der Saison.

Nichtsdestotrotz ist das Naturschauspiel beeindruckend und wir knipsen aus allen Perspektiven.


Der letzte Halt unseres Adventure-Packages erfolgt dann schließlich an den Helmcken Falls. Vom Parkplatz gelangt man in nur fünf Minuten zu den vierthöchsten Wasserfällen Kanadas, wo sich der Murtle River von der schmalen Abbruchkante 141 Meter tief in den Canyon stürzt. Wir sind so begeistert von diesem Wasserfall, dass wir beschließen, morgen früh vor dem Verlassen des Wells Gray Park den South Rim Trail zu laufen, um noch eine andere Sicht darauf zu haben.


Nach diesem Stopp geht es nun wieder in die Lodge zurück, wo wir gegen 17:30 Uhr ankommen.

Das war wirklich eine tolle Tour — das hätten wir nach der Enttäuschung über die Lodge im Allgemeinen nicht wirklich erwartet. Aber sie war ihr Geld wirklich wert und Travis war ein prima Guide, der uns viel Interessantes erzählt hat.

Die Zeit bis zum Dinner ist zu kurz, um noch eine weitere Aktivität zu starten, so sitzen wir wieder vor unserer Hütte, genießen die Aussicht und unterhalten uns ein wenig mit den Schweizern aus dem Zimmer nebenan.

Das Dinner ist heute deutlich besser als gestern: anstatt Selbstbedienung haben wir einen netten Kellner und es gibt Barbecue, was irgendwie etwas authentischer ist. Das Salatbuffet sieht allerdings genauso mager aus wie gestern:

Nach dem Essen dann das übliche Abendprogramm: ein netter Schwatz mit den Zimmernachbarn über Gott und die Welt und als die Sonne verschwunden ist, verschwinden auch wir in unseren Kojen.