Kanada

Anreise nach Vancouver

Wie meistens vor einem großen Urlaub starten wir auch diesmal mit einer recht kurzen und schlaflosen Nacht, die heute durch heftige Gewitter besonders unruhig war. Erledigt ist zwar seit gestern Abend alles — die Koffer sind gepackt, der Rasen ist gemäht und die Wohnung geputzt und online eingecheckt sind wir auch — aber die Aufregung und die Vorfreude lassen uns einfach nicht die nötige Ruhe finden.

Und dann klingelt um 3:45 Uhr auch schon der Wecker und erklärt die Nacht für beendet. Das Aufstehen fällt uns trotzdem nicht schwer — wir sind zwar ziemlich müde, aber freuen uns auch total auf unseren diesjährigen Urlaub, der uns mal wieder in Kanadas Westen führen wird, wo wir zuletzt vor 22 Jahren waren.

Eva klingelt überpünktlich um kurz vor halb fünf und schippert uns dann wie vereinbart zum Stuttgarter Flughafen. Es regnet unterwegs etwas, aber die Straßen sind frei und so sind wir eine halbe Stunde später schon da.

Andreas hat wie immer im Vorfeld leicht gemotzt über meine großzügige Zeitplanung und meinte, wir würden uns dann am Flughafen sicher zu Tode langweilen.

Aber hier herrscht heute Hochbetrieb: alles ist proppenvoll und die Schlangen an der Security scheinen endlos.

Ich bin insgeheim ganz froh, dass ich (mal wieder) nicht auf meinen Göttergatten gehört habe, was die Abfahrtszeit betrifft wink

Wir geben das Gepäck auf und reihen uns eine Viertelstunde später in die lange Security-Schlange ein, die einmal quer durch den gesamten Flughafen zu verlaufen scheint. (Allerdings ist Stuttgart ja kein besonders großer Flughafen…)

Mit unserem Zeitpuffer können wir das Anstehen jedenfalls gelassen nehmen, während einige Leute rund um uns herum sichtlich nervös immer wieder auf die Uhr schauen.

Eine halbe Stunde später haben wir dann die Kontrolle inklusive Nacktscanner hinter uns gebracht und holen uns noch schnell einen Cappuccino und was zum Beißen, denn zum Frühstücken hatten wir heute noch gar keine Zeit.

Und als wir schließlich am Gate ankommen, ist das Boarding auch schon in vollem Gange, sodass wir direkt durch in’s Flugzeug laufen können.


Leider verzögert sich dann der Start zunächst etwas wegen irgendwelcher Fahrräder, die anscheinend nicht korrekt gewogen wurden und als dieses Problem nach einer halben Stunde endlich gelöst ist, verkündet der Käpt’n, dass wir jetzt wegen der Streiks der Controller in Paris keine Starterlaubnis bekommen, und dass sich der Start um mindestens weitere 45 Minuten verzögern wird.

Na Klasse! Da haben wir den Pilotenstreik der Air France vor zwei Wochen glücklich umschifft und nun wollen uns die Fluglotsen einen Strich durch die Rechnung machen…

Aber ändern können wir es jetzt eh nicht — hoffen wir einfach, dass die Zeit zum Umsteigen irgendwie doch reicht. Um kurz nach acht setzen sich dann auch tatsächlich die Räder langsam in Bewegung und wenig später sind wir in der Luft — gute 90 Minuten später als geplant.

Und mit eben dieser Verspätung landen wir dann natürlich in Paris — auf dieser kurzen Strecke kann sich der Pilot bemühen wie er will, da ist einfach kaum etwas heraus zu holen.

Mit dem Shuttle Bus müssen wir nun zunächst das Terminal wechseln und dort wartet doch tatsächlich noch einmal ein Security-Schalter auf uns mit — wie sollte es anders sein — einer ewig langen Schlange. Wir sehen den Flieger nach Vancouver schon ohne uns starten, denn das Bording läuft bereits seit 20 Minuten und ein Ende der Schlange ist nicht in Sicht.

Dabei dürfen wir schon in eine Extra Schlange, die deutlich kürzer ist als alle anderen — vorbehalten denen, die mit ihrer Bordkarte nachweisen können, dass sie es besonders eilig haben — aber es geht sehr schleppend voran.

Ein paar Meter gewinnen wir durch „aktives Anstehen“ — gelernt und trainiert am Skilift wink — trotzdem rinnen die Minuten nur so dahin…

Als wir dann endlich durch sind (wieso dauert dieses „nur Ausweis kontrollieren“ eigentlich so ewig dontknow), sprinten wir einmal durch das komplette Terminal.

Unser Gate liegt natürlich am ganz anderen Ende, aber als wir schließlich völlig außer Puste dort ankommen, macht sich Erleichterung breit: die Crew hat auf uns gewartet thumbsup

Wir lassen uns in unsere Sitze im Flieger fallen und schnaufen erstmal richtig durch. Und als der Käpt’n ankündigt, dass die Lotsen auch bei diesem Flug ein Wörtchen mitreden wollen und wir deshalb mit 30 Minuten Verspätung starten werden, kann uns das gar nicht mehr erschüttern, wir müssen ja jetzt keinen Anschlussflug mehr erreichen…


Wir checken kurz das Bordprogramm, das eine große Auswahl bietet und bald bin ich mit Leo und Kate auf der Titanic unterwegs. Leider ist sie auch diesmal wieder untergegangen, da haben auch die 11.000 Meter Höhe nichts dran geändert biggrin

Zum Essen bekommen wir erstmals überhaupt in der Holzklasse eine Menükarte überreicht.

Die Franzosen scheinen Stil zu haben.

Allerdings können der Champagner im Plastikbecher zum Aperitif und das Chicken or Pasta mit Plastikbesteck dann doch nicht ganz die damit hochgeschraubten Erwartungen erfüllen.

Kurz vor der Landung gibt es im zweiten Versuch noch eine Art lauwarme Pizzaschnitte, die uns aber auch nicht unbedingt überzeugt.

Egal — der Flug geht erstaunlich schnell vorbei und trotz des verspäteten Starts landen wir 20 Minuten früher als geplant. Da hat der Pilot offenbar mächtig auf’s Gaspedal getreten…


Vom Flughafen in Vancouver sind wir dann auch echt positiv überrascht — wir haben den gar nicht mehr so klein und übersichtlich in Erinnerung gehabt. Aber es läuft hier alles wie am Schnürchen.

Die Immigration geht rucki zucki, die Koffer stehen schon da und warten auf uns und bei Alamo kommen wir an einen völlig leeren Schalter, so dass wir eine Stunde nach Ausfahren der Landeklappen bereits in unserem Mietwagen sitzen.

Einen schwarzen Hyundai Santa Fe haben wir bekommen, noch fast neu mit 6000 km auf dem Tacho und mega viel Platz im Kofferraum. Aber wie ich uns kenne, schaffen wir es auch den im Laufe der nächsten vier Wochen vollzustopfen wink


Den Ersteinkauf schenken wir uns heute — den erledigen wir erst am Montag, wenn wir Vancouver wieder verlassen — und fahren stattdessen direkt erstmal zum O’ Canada House, wo wir uns für die nächsten zwei Tage einquartiert haben. Die Fahrt durch die Stadt zieht sich dabei etwas, aber schließlich werden wir um 14:00 Uhr Ortszeit von Tanya ganz herzlich in Empfang genommen. Sie spendiert uns einen kostenlosen Upgrade auf die North Suite mit großem kuscheligen Kingbett und zeigt uns alle Gegebenheiten.

Das Zimmer gefällt uns sehr gut — wir haben einen schönen Ausblick auf Downtown, es ist reichlich Platz vorhanden und alles ist sauber und nett eingerichtet.


Und dann brechen wir gleich noch zu einem ersten Stadtrundgang auf, denn das Wetter zeigt sich gerade von seiner besten Seite. Unterwegs besorgen wir uns noch eine kanadische Telefonkarte und Bargeld und dann geht es durch Downtown und in Richtung Harbour.

Wir spazieren etwas an der Waterfront entlang, wo sich tolle Ausblicke auf das Wasser und die Berge im Hintergrund bieten, und beobachten eine Weile die Wasserflugzeuge, die hier starten und landen.

Am Canada Place genehmigen wir uns ein Eis und bewundern das markante, an weiße Segel erinnernde Gebäude, das 1986 als kanadischer Pavillon zur Weltausstellung erbaut wurde und heute das Messe- und Kongresszentrum beherbergt.

Auch liegen hier gerade zwei große Kreuzfahrtschiffe an der Anlegestelle, die wir uns natürlich ebenfalls anschauen, denn wir spielen ja auch schon eine Weile mit dem Gedanken, mal eine Kreuzfahrt von Vancouver nach Alaska zu machen…


Und schließlich bummeln wir noch eine Weile durch Gastown, wo wir uns unter anderem die berühmte Steam Clock anschauen. Ihr mechanischer Pendelmechanismus wird durch einen Paternoster und das Gewicht von umlaufenden Kugeln angetrieben und wir haben Glück, gerade zur vollen Stunde dort zu sein, so dass wir das kurze Konzert der großen Dampfpfeife miterleben.


Auf dem Rückweg zum B&B gehen wir im Italien Kitchen zur Einstimmung auf den Urlaub noch lecker etwas essen — es gibt Seafood Tagliatelle für mich und Forelle für Andreas und beides ist richtig gut.

Und damit ist der lange erste Tag auch schon gelaufen, denn viel mehr bringen wir heute nicht mehr zustande. Wir kämpfen im B&B noch eine Weile gegen die Müdigkeit, aber allzulange halten wir wie meistens am ersten Tag nicht durch.

Dafür wird sich der Jetlag sicher morgen früh recht bald melden wink