Hawaii

Big Island: Hilo-Kona

Der letzte Morgen in Hilo beginnt mit ziemlich viel Aufregung. Als Andreas von seiner morgendlichen Laufrunde zurückkommt, habe ich schon ein bisschen angefangen mit dem Kofferpacken, denn heute steht der Wechsel auf die Westseite der Insel und damit der Umzug in’s letzte Quartier an.

Andreas sucht sein Portemonnaie und fragt mich, ob ich es vielleicht beim Zusammenpacken verräumt habe. Habe ich nicht. Er sucht weiter und findet es schließlich an einer Stelle neben der Eingangstür, wo er es nie und nimmer hingelegt hat. Misstrauisch schaut er hinein und erstarrt: Sämtliches Bargeld ist verschwunden. Und zwar nicht nur die Dollar, sondern auch die Euro, die wir noch als Reserve für den Rückflug dabei hatten. eek

Automatisch checke ich auch mein Portemonnaie. Es ist scheinbar noch sicher in meiner Handtasche verstaut — aber ein Blick hinein bringt das gleiche Ergebnis: sämtliches Bargeld ist weg. Die Kreditkarten sind allerdings alle noch da.

Schweiß sammelt sich auf unserer Stirn, denn wir wissen genau, was wir gestern Abend noch an Geld hatten. Wir sind entsetzt: jemand muss in der Nacht in unserem Zimmer gewesen sein und in unseren Sachen gewühlt haben. Das bestätigt sich wenig später, als wir im Waschkeller zwischen den Tauchutensilien des B&B unsere Restaurantrechnung von gestern Abend entdecken. Die hatte Andreas nämlich ebenfalls in seinem Portemonnaie.

Wir checken in Windeseile die wichtigsten Wertsachen: Computer, Handys, Dokumente, Kameras — eigentlich scheint alles da zu sein, nur eben das Bargeld fehlt, das dafür bis auf den letzen Cent.

Wir melden es Matthew — dem Inhaber des B&B, der ebenfalls geschockt ist und vorschlägt, die Polizei zu holen. Das lehnen wir jedoch ab, weil nur das Bargeld zu fehlen scheint, ein Ersatz nicht zu erwarten ist und das Ganze nur unnötig Zeit kosten würde.

Matthew meint, er würde Konsequenzen ziehen und an der Terrasse Überwachungskameras einbauen. Dort ist der Dieb wahrscheinlich eingestiegen, denn wir hatten die Terrassentür in der Nacht wegen der Schwüle nicht verriegelt.

Der finanzielle Schaden hält sich zum Glück in Grenzen — etwa 200 USD — aber es bleibt ein sehr beunruhigendes Gefühl zurück. Sich vorzustellen, dass da jemand in der Nacht in unserem Zimmer herumgestöbert hat, während wir nur Zentimeter entfernt im Bett gelegen und geschlafen haben. Was wäre passiert, wenn wir munter geworden wären…

Das Ganze wird später noch ein bisschen mysteriöser, als wir nach dem Frühstück beim finalen Packen feststellen, dass auch noch Andreas’ Schuhe fehlen — seine neuen Flip Flops, die er sich in Hanalei gekauft hatte und die er gestern Abend anhatte als wir zum Essen waren. Wer weiß, was sonst noch fehlt und was wir jetzt auf die Schnelle nicht bemerkt haben? Und welcher Dieb klaut bitte Flip Flops confused


Irgendwie ein bisschen froh, dass wir hier keine weitere Nacht verbringen müssen, fahren wir gegen 8:30 Uhr los in Richtung Westen. Wir nehmen die Strecke, die am Volcanoes Nationalpark vorbeiführt — mal schauen, was sich da so tut.

Und da tut sich heute so einiges.

Der Pegel des Lava Lake ist seit Tagen kontinuierlich gesunken und hat heute Nacht offenbar die kritische Tiefe erreicht, die zu einem explosiven Ausbruch führt. Der Kilauea beginnt Asche zu spucken.

Schon von weitem können wir die riesige Wolke sehen und wir fahren direkt darauf zu eek

Es ist schon ein bisschen beängstigend, aber auf der anderen Seite auch total faszinierend, bei so einem geologischen Ereignis live dabei zu sein — nur zwei Kilometer entfernt.

Immer wieder halten wir an und machen Fotos. Anfangs ist die Wolke eher hell und sieht nur wie Wasserdampf aus. Später wird sie immer dunkler und bedrohlicher. Man kann deutlich die Asche sehen und der Schwefelgeruch in der Luft wird immer stärker.


Als wir uns endlich zum Weiterfahren aufraffen können, überlegen wir, was wir tun sollen. Die Aschewolke zieht in Richtung Süden und in den Medien wird gewarnt, diesen Bereich der Insel heute zu meiden wenn es irgendwie geht.

Eigentlich wollten wir unterwegs ja noch einmal beim Punaluu Black Sand Beach stoppen und nach den Schildkröten schauen. Wir beschließen, das einfach spontan zu entscheiden, wenn wir vor Ort sind.

Als wir dann am Beach ankommen, ist die schwarze Wolke noch ausreichend weit weg — wir haben sie mit unserem Jeep abgehängt wink

So lassen wir uns doch noch für eine Weile am Strand nieder. Es sind wieder sehr viele Turtles im Wasser und wir schnorcheln eine Runde. Wie üblich geben aber die Unterwasserfotos bei dem relativ trüben Wasser nicht annähernd das faszinierende Gefühl wieder, sich inmitten von Schildkröten durch das Wasser gleiten zu lassen.


In der Punaluu Bäckerei holen wir uns noch ein paar Malasadas zum Mittagessen und fahren dann weiter in Richtung Westküste.

Den eigentlich eingeplanten kurzen Hike zum Honomalino Beach verkneifen wir uns angesichts des kompletten Gepäcks im Kofferraum und der Erfahrungen von letzter Nacht.

Dafür halten wir kurz an einem Obststand unterwegs an der Straße und kaufen für die nächsten Tage ein bisschen Grünzeug — in Kona sind wir ja wieder Selbstverpfleger.

Gegen 15:30 Uhr kommen wir schließlich in unserer neuen Unterkunft Alii Villas an. Auch hier checken wir uns quasi wieder selber ein: an der Eingangstür unseres Apartments ist der Schlüssel in einer Lockbox hinterlegt, deren Code uns der Vermieter im Vorfeld per Email mitgeteilt hat.

Die Wohnung in der sehr gepflegten Anlage gefällt uns sofort — sie ist geräumig, nett eingerichtet und alles ist top sauber.


Wir räumen unsere Sachen aus, schauen uns ein wenig in der Anlage um und fahren später nochmal los, um ein bisschen durch Kona zu bummeln.

Andreas kauft sich Ersatz für die geklauten Flip Flops und auch sonst finden wir noch das ein oder andere Teil, was uns anlacht und laut ruft „Kauf mich!“ wink

Und natürlich schauen wir auch beim Start und Zieleinlauf des Ironman vorbei.

Als wir bei Bubba Gump vorbei kommen, ist gerade überhaupt keine Schlange am Eingang zu sehen. Wir mögen die Shrimps dieser Kette total gerne und der Laden ist noch dazu genial gelegen. Also ist es beschlossene Sache, dass wir heute nicht zu Hause kochen.

Wir teilen uns Garlic Shrimps als Starter, dann nimmt Andreas die Coconut Shrimps und ich probiere den Mahimahi mit Rosenkohl von der Sommerkarte. Beides ist wie erwartet sehr lecker.

Beim Essen beobachten wir die Longboarder und Boogie Boarder, die im letzten Tageslicht mit den Monsterwellen kämpfen.

Gegen 20:00 Uhr sind wir zurück in unserem Condo, wo wir den Abend noch gemütlich auf unserem Lanai ausklingen lassen.