Hawaii

Big Island: Südküste

Als wir aufwachen scheint in Hilo die Sonne. Das kann doch irgendwie nicht mit rechten Dingen zugehen? Andreas macht sich direkt auf zum Laufen, ich bleibe noch ein wenig im Bett und checke inzwischen die Volcano News und die Wetterkarte. In der Zwischenzeit fängt es an zu regnen — Hilo wird seinem Ruf als regenreichste Stadt Amerikas also doch wieder gerecht wink

Im B&B hat es einen Schichtwechsel gegeben und ab heute kümmert sich Indi um unser leibliches Wohl. Dem Frühstück merkt man das allerdings nicht an — es gibt exakt das gleiche wie gestern.

Um 8:30 Uhr sitzen wir im Auto und nehmen heute Kurs auf den Süden von Big Island. Es wird zwar davor gewarnt, dass die Aschewolken im Falle einer Explosion des Halemaumau Kraters genau dorthin ziehen würden, aber noch verhält er sich ja still und wir wollen schließlich nicht den ganzen Tag im B&B festsitzen.

Bevor wir starten, müssen wir noch geschwind tanken — der Jeep schluckt schon ganz ordentlich was weg und nach nur zwei Tagen ist der Tank schon zu 2/3 leer.


Auf der Fahrt kommen wir dann ziemlich nah am Volcanoes Nationalpark vorbei. Natürlich ist wie erwartet alles abgesperrt. Es riecht ziemlich stark nach Schwefel und auch eine dicke Vog Wolke hängt über uns am Himmel. Aber nach ein paar Meilen ist das auch schon wieder vorbei und als wir gegen 10:00 Uhr den Punaluu Black Sand Beach erreichen, ist der Himmel wieder wunderbar blau.

Beste Voraussetzungen also für einen Beach Stopp. Wir stellen unser Auto direkt am Strand ab und suchen uns ein nettes Plätzchen.

Der schwarz schimmernde Sand glänzt in der Sonne und gibt im Kontrast mit dem tiefblauen Wasser und den weiß schäumenden Wellen ein fantastisches Bild ab.

Obwohl der Strand recht berühmt ist, sind um diese Zeit nur sehr wenige Leute hier. Aber dafür erwarten uns ein paar andere Besucher, die unser Herz höher schlagen lassen:

Sowohl am Strand als auch im Wasser tummeln sich eine ganze Menge der grünen Meeresschildkröten, für die der Punaluu Beach bekannt ist.

Andreas geht zuerst in’s Wasser und schnorchelt eine Weile. Dabei ist er die ganze Zeit von den beeindruckenden Tieren umgeben, die nur ab und zu den Kopf aus dem Wasser heben um Luft zu holen.

Dann bin ich dran mit dem Schnorcheln. Es ist unfassbar was hier an bunten Fischen umher schwimmt, aber restlos hin und weg bin ich von den Turtles. Teilweise schwimmen drei auf einmal um mich herum und ich muss echt aufpassen, sie nicht zu berühren was bei dem Wellengang gar nicht so einfach ist. Es ist absolut faszinierend.

Die Qualität der Unterwasser-Fotos ist leider wieder ziemlich schlecht — aber wir haben die Bilder im Herzen love

Wir lassen uns von der Sonne trocknen und genießen noch eine Weile das tolle Ambiente.

Der schwarze Sand zwischen den Zehen glänzt wie Mohn — oder vielleicht doch Kaviar? wink

Leider verfliegt die Zeit viel zu schnell und gegen 12:00 Uhr brechen wir schließlich auf, bevor uns die Sonne noch völlig verbrutzelt.


Auf der weiteren Fahrt nach Süden halten wir an einigen Viewpoints mit Blick auf die fantastische Küstenlandschaft. Leider zieht mittlerweile doch zunehmend der Vog herein und die Fernsicht wird immer schlechter.

Der kleine Mittagshunger meldet sich und wir legen einen kurzen Zwischenstopp im Punaluu Bake Shop ein — der südlichsten Bäckerei der USA.

Hier gibt es leckerere Malasadas und wir verfuttern jeder zwei davon als Lunch. Dabei rätseln wir ein wenig über einem großen Wandbild, auf dem ein paar der gängigsten hawaiianischen Begriffe erklärt sind. So richtig verstehen können wir aber leider nur die Hälfte davon.

Wir bummeln noch eine Runde durch den Shop und fahren dann weiter in Richtung South Point.


Gegen 13:30 Uhr kommen wir in der Kaulana Bay an, wo der Trail zum Green Sand Beach startet. Roten, weißen und schwarzen Sand haben wir bereits gesehen — heute sind wir auf den grünen gespannt.

Am Parkplatz stehen viele Einheimische mit ihren alten Schrottkarren herum, die den Eindruck erwecken jeden Moment auseinander zu fallen. Sie bieten Fahrten zum Green Sand Beach an für diejenigen, die nicht laufen wollen und sich die Strecke mit dem eigenen Fahrzeug nicht zutrauen. Andere, die ein geländegängiges Fahrzeug haben, fahren selbst.

Wir entscheiden uns heute jedoch für das Laufen. Dass unser Jeep die Strecke bewältigen könnte, hat er gestern beim Waipio Valley bereits unter Beweis gestellt, aber wir wollen uns lieber noch etwas bewegen — im Auto haben wir heute schon lange genug gesessen.

Also schnüren wir unsere Wanderschuhe, packen ausreichend Getränke ein und los geht es. Der Weg führt durch trockenes Grasland immer an der Küste entlang und ist auf trockenem Lehmboden gut zu laufen. Es ist zwar sehr heiß und es gibt keinerlei Schatten unterwegs, aber dafür weht ein kräftiger Wind, sodass es wenigstens nicht so schwül ist und sich ein bisschen kühler anfühlt.

Uns gefällt der Trail richtig gut. Markierungen gibt es unterwegs keine, aber wir folgen einfach den zahlreichen Fahrspuren und halten uns immer nahe am Meer. Wir beobachten fasziniert, wie die tosenden Wellen mit dem leuchtend weißen Schaum immer wieder mit voller Wucht an die Küste klatschen.

Was allerdings sehr erschreckend ist, zu sehen wieviel Plastikmüll hier aus dem Ozean an den Strand gespült worden ist. Das ist mir noch nirgends so extrem aufgefallen wie hier.

Nach einer reichlichen Stunde erreichen wir den Green Sand Beach. Im Gegensatz zum Trail, wo wir mehr oder weniger alleine unterwegs waren, wimmelt es hier von Leuten, die mit den Pickups hergebracht wurden.

Wir klettern trotzdem hinunter, um eine Pause einzulegen und uns den grünen Beach aus der Nähe anzuschauen. Der Sand hat einen leicht olivfarbenen Touch, aber so grün, wie wir uns das vorgestellt hatten, ist er nicht wirklich. Er besteht wohl aus Olivin, was eine Zusammensetzung aus Eisen und Magnesium ist.

Aufgrund der vielen Leute verspüren wir nicht unbedingt den Drang, uns an den Strand zu legen oder ins Wasser zu gehen. Außerdem ist das Wasser ziemlich voll mit aufgewühltem Sand, so dass uns das auch nicht sonderlich anlacht. So schauen wir dem Treiben nur eine Weile lang zu und machen uns dann wieder auf den Rückweg entlang der wunderschönen Küste.

Nach 2.5 Stunden sind wir wieder zurück am Parkplatz und ziehen ein kurzes Fazit: Der Trail war toll mit fantastischen Ausblicken unterwegs, aber vom Green Sand Beach selbst sind wir nicht so angetan, wie wir das erhofft hatten. Kein Vergleich mit dem Black Sand Beach von heute Vormittag, der uns regelrecht begeistert hat.


Wir machen noch einen kurzen Abstecher zum South Point und beobachten dort ein bisschen die Verrückten, die sich von den hohen Klippen in’s Meer hinunter stürzen.

Für uns ein absolutes Nogo nix

Und wahrscheinlich in Zukunft auch für die junge Lady, die heute Mittag hier gesprungen ist und hinterher einen gratis Hubschrauberflug in’s nächste Krankenhaus bekommen hat eek

Wir halten noch kurz am Broken Landing, aber der Ausblick haut uns nicht so vom Hocker und so brechen wir gegen 17:00 Uhr wieder auf zur Rückfahrt nach Hilo.


Unterwegs halten wir noch einmal kurz am Black Sand Beach um nach den Turtles zu schauen. Jetzt liegt nur eine einzelne am Strand, dafür können wir noch einem Brautpaar ein wenig beim Fotoshooting zuschauen.

Als wir wieder am Volcanoes Park vorbeikommen, verhält sich der Halemaumau Krater immer noch ruhig und jetzt ist auch keinerlei Schwefelgeruch mehr zu bemerken. Dafür fängt es an zu regnen. Aber das ist uns für die Rückfahrt ziemlich egal, schließlich hatten wir den ganzen Tag über super Wetter.

Gegen 19:00 Uhr kommen wir schließlich wieder in Hilo an. Wir springen kurz unter die Dusche und suchen uns dann ein Restaurant für’s Abendessen. Heute landen wir im Café Pesto Hilo Bay.

Andreas bestellt eine Pizza und ich das Pasta Special — irgendwas mit Lachs, Zitronengras und Kokos. Dazu gibt es einen House Mojito mit Lilikoi für mich und ein Bier für Andreas. Sehr, sehr lecker.

Zurück im B&B passiert dann nicht mehr viel. Wir texten noch ein bisschen mit den Daheimgebliebenen, lauschen auf die Coquis und horchen dann, was die Kopfkissen so erzählen…