Hawaii

Big Island: Nordostküste

Auch ohne Wecker und trotz des Vorsatzes auszuschlafen, sind wir bereits um 6:00 Uhr wach — das ist wohl mittlerweile einfach die Macht der Gewohnheit…

Andreas geht eine Runde laufen und ich bringe mich in der Zwischenzeit im Internet vulkantechnisch auf den neuesten Stand. Was man dort so liest, ist allerdings alles andere als erfreulich. Von offizieller Stelle wird empfohlen, die Outdoor-Aktivitäten weitestgehend einzuschränken, sich im Haus aufzuhalten und Türen und Fenster geschlossen zu halten. Grund: die ansteigende SO₂-Konzentration in der Luft. Na Klasse!

Aber dazu sind wir schließlich nicht um die halbe Welt geflogen. Also beschließen wir, das einfach mal zu ignorieren und schauen stattdessen, was die Wetterkarte so vermeldet. In Hilo scheint aktuell die Sonne und in Richtung Norden schaut es auch sehr gut aus — also wird das heute unser Ziel.

Um 8:00 Uhr gibt es Frühstück: Es wird eine Auswahl an Obst angeboten, dazu Joghurt, Brot, Kuchen und Rührei.

Leider gibt es keine große gemütliche Frühstücksrunde, wie wir das in B&B’s normalerweise kennen und mögen, sondern jeder bedient sich mehr oder weniger am Buffet und nimmt sein Essen dann mit auf’s Zimmer.

Wir essen auf der Veranda neben der Küche und können uns dort zumindest über die Gesellschaft von ein paar hübschen bunten Lizards freuen und über die Coquis, deren Quaken jetzt am Tag nicht mehr ganz so aufdringlich ist wink


Gegen 8:45 Uhr brechen wir auf zu unserer heutigen Tour entlang der Hamakua Coast in Richtung Norden.

Unseren ersten Stopp legen wir an der Onomea Bay ein, wo ein netter kurzer Trail hinunter zur Küste führt. Den lassen wir uns natürlich nicht entgehen — er bietet nette Ausblicke und einen Männerspielplatz:

Der Trail kreuzt auch einen Weg, der zum Hawaii Tropical Botanical Garden gehört. Hier passt ein Wachposten an der Wegkreuzung genau auf, dass keine Unbefugten in den Garten gelangen. Aber wir haben ja sowieso vor, den Botanischen Garten zu besuchen, also drehen wir an dieser Stelle um und fahren stattdessen zum offiziellen Parkeingang.

Wir kaufen zwei Tickets und lassen uns auch noch zu Moskito-Tüchern überreden. Die Ladies an der Kasse meinen, ohne diese würden wir von den Mücken aufgefressen werden. Die Tücher sind ziemlich eklig und stinken, und als wir dann auch noch gewarnt werden, damit ja nicht an die Kamera zu kommen, fragen wir uns schon, was wir uns da eigentlich auf die Haut schmieren eek

Bei drückender Schwüle machen wir uns auf zum Rundweg durch den Dschungel.

Uns erwartet eine einzigartige Sammlung tropischer Pflanzen und ich kann einfach nicht anders als diese wundervolle Blütenpracht immer und immer wieder zu fotografieren. Da müsst Ihr jetzt einfach durch wink

Das 40 Hektar grosse Tal ist ein natürliches Gewächshaus, durch Bergflanken vor den starken Passatwinden geschützt und mit fruchtbaren vulkanischen Böden gesegnet.

Wir kommen vorbei an gigantischen Jackfrucht-Bäumen, Riesenbambus und Ananaspflanzen, über gluckernde Bäche und an idyllischen Wasserfällen vorbei. Dann und wann gibt der Regenwald auch tolle Blicke über den Ozean und die felsige Küste frei und natürlich kommen auch Orchideen-Liebhaber hier voll auf ihre Kosten.

Der Garten ist mit viel Liebe und Sorgfalt geführt — wir sind einfach nur begeistert und hin und weg von dieser Explosion aus Farben.


Nach zwei Stunden sind wir schließlich mit unserem Rundgang am Ende. Die Moskitos haben uns nicht aufgefressen — aber ob das jetzt an den komischen Tüchern lag dontknow

Wir fahren weiter nach Norden und halten als nächstes bei Whats Shakin’.

Hier soll es überragende Smoothies geben und wir opfern uns mal wieder zum Überprüfen wink Andreas probiert Aloha Olena mit Papaya, Banane, Ingwer und Kokosmilch, ich nehme den Green Goddess mit Spinat, Blueberries, Banane, Macadamia Nüssen und Rice Milk.

Beides sind extremst lecker — mit Abstand die besten Smoothies, die wir je hatten thumbsup


Auf der weiteren Fahrt nach Norden kommen wir an den Akaka Falls vorbei, wo wir natürlich auch anhalten. Schon weit vor dem eigentlich Parkplatz stehen ziemlich viele Autos an der Straße, weswegen wir annehmen dass dort wohl kein Platz mehr frei sein wird.

Aber wir werden überrascht: der Parkplatz ist nicht einmal halb voll. Und bald merken wir auch, woran das liegt: Die Gebühren für den offiziellen Parkplatz sind mit 5 USD ganz schön teuer. Parkt man jedoch außerhalb, zahlt man nur 1 USD, um den kurzen Trail zu den Wasserfällen laufen zu können.

Leider hat unmittelbar vor unserer Ankunft ein Reisebus eine Ladung Asiaten hier abgesetzt, so dass es auf dem Rundgang rappelvoll und ziemlich laut ist.

So macht es nicht wirklich viel Spaß, aber die berühmten Wasserfälle, die hier aus einer Höhe von 135 Meter herunterstürzen, sind schon toll anzuschauen.


Auf dem Rückweg von den Falls zum Highway kommen wir bei Mr. Ed’s Bakery vorbei.

Es lohnt sich auf jeden Fall, in diesen kleinen Gemischtwarenladen mal hineinzuschauen. Nicht wegen der Backwaren, wie der Name vermuten lässt, sondern wegen der über 150 verschiedenen Sorten an selbstgemachter Marmelade, Chutney und Gelee.

Bei dieser Auswahl weiß man vor Schreck gleich gar nicht was man nehmen soll — zum Glück kann man sie aber alle durchprobieren. Nach unzähligen Löffelchen mit süßem klebrigem Zeugs drauf entscheiden wir uns für Lemon Ginger und Purple Sweet Potato mit Kokosnuss.

Hmmm lecker yummy


Weiter geht es über den Old Mamalahoa Highway durch ein Stück ursprüngliches Hawaii, wo wir unterwegs wieder viele der typischen zugewachsenen Autos am Straßenrand entdecken. Offenbar ist das „Zuwachsen lassen“ hier auf den Inseln eine gängige Art und Weise, alte Schrottkarren zu entsorgen wink

Am Hinweisschild zur Umauma Experience biegen wir ab. Aber nicht, um dort an einer Zipline Tour teilzunehmen — das ist uns mit knapp 300 USD pro Person schlichtweg zu teuer — sondern um die mehrstufigen Wasserfälle anzuschauen, die sich hier auf Privatgelände befinden.

Um die Anlage betreten zu dürfen, müssen wir 5 USD Eintritt pro Person zahlen — naja, das entspricht zweimal parken an den Akaka Falls und das können wir gerade noch verkraften wink

Dann dürfen wir mit dem ausdrücklichen Hinweis „Make sure to pick up some fruits on your way“ durch das sehr gepflegte Anwesen schlendern.

Wir beobachten ein paar Zipliner, treffen unterwegs Mangusten und ein Wildschwein und haben einen tollen Ausblick auf die Umauma Falls. Und natürlich folgen wir dem offiziellen Hinweis und lassen es uns nicht nehmen, zumindest eine Kokosnuss abzupflücken. Damit hat sich der Eintritt ja schon fast wieder gerechnet.


Gegen 14:00 Uhr fahren wir weiter und stoppen als nächstes kurz am Laupahoehoe Point — eine flache Halbinsel aus Lavagestein, die nach dem Ausbruch des Mauna Kea entstand. Wir beobachten eine Weile, wie die gewaltige Brandung auf die zerklüfteten Klippen donnert — hier ist definitiv kein Ort, wo man sich in’s Wasser wagen sollte.

Der Laupahoehoe Point ist für viele auf der Insel auch mit einer furchtbaren Tragödie verbunden.

Am 1. April 1946 traf hier ein neun Meter hoher Tsunami auf die Küste und riss 21 Schulkinder und drei Lehrer in den Tod.

Die Schulklasse hatte gerade Pause, so dass sich viele Kinder im Freien aufhielten.

Wäre der Tsunami nur 15 Minuten später gekommen, hätten wahrscheinlich die meisten überlebt.

Heute erinnert ein Gedenkstein an die 24 Opfer.


Den nördlichsten Punkt unserer heutigen Runde erreichen wir am Waipio Valley Overlook. Von hier hat man einen tollen Blick auf das Valley, das in den letzten Jahrzehnten ein Zufluchtsort für Aussteiger geworden ist.

Um in’s Valley hinunter und anschließend wieder hoch zu wandern, wird uns die Zeit leider zu knapp, denn es ist bereits 15:30 Uhr und wir sind heute Abend in Hilo noch verabredet.

Die einzige Alternative nach unten ist eine recht abenteuerliche, einspurige Straße entlang des Abgrunds mit 25% Gefälle, Gegenverkehr und einem Straßenzustand, der einem die Tränen in die Augen treibt.

Ein Hinweisschild erlaubt explizit nur das Befahren mit 4WD.

Ja, und wozu haben wir einen Jeep? Den wollen wir nun schon mal ein bisschen ausreizen. Also wagen wir die Fahrt in’s Tal auf der holprigen, schmalen Teerstraße.

Unser Jeep bewältigt die Strecke so locker, als hätte er nie etwas anderes getan. Einmal kommt uns ein Fahrzeug entgegen, aber auch das ist kein Problem und im Handumdrehen sind wir unten…

Wir laufen ein bisschen am Strand entlang, aber der Himmel hat sich mittlerweile ziemlich zugezogen und die Sicht ist nicht besonders. Und am Fluss ist dann auch endgültig Schluss für uns. Für eine Durchquerung reicht uns die Zeit einfach nicht mehr.

Wir schauen nur noch eine Weile und machen uns schließlich wieder auf den Weg nach oben und zurück nach Hilo.  


Dort kommen wir gegen 18:30 Uhr in unserem B&B an. Wir schmeißen eine Ladung Wäsche in die Maschine, machen uns frisch und überlegen schon mal, was wir morgen unternehmen können bei den aktuell eingeschränkten Möglichkeiten auf der Ostseite.

Dann machen wir uns auf den Weg ins Hilo Bay Café. Hier sind wir noch einmal mit Katja und Christoph aus dem Hawaii Forum verabredet. Wir verbringen bei leckerem Essen und netten Gesprächen einen sehr schönen Abend zusammen.