Hawaii

Big Island: Volcanoes Nationalpark

Die letzte Nacht verlief ziemlich unruhig, was sicher mit unserem heute bevorstehenden Flug nach Big Island zusammenhängt.

Dort hat sich nämlich in der letzten Woche nach den starken Erdbeben die Situation immer mehr zugespitzt und gestern am späten Abend erreichte uns dann auch noch die Nachricht, dass der Volcanoes Nationalpark ab morgen geschlossen wird. Grund: es wird befürchtet, dass durch das kontinuierliche Absinken des Lava Lakes der Krater in die Luft fliegt, wenn das Grundwasser mit der Lava in Berührung kommt.

Das alles hat nicht unbedingt zu einem erholsamen Schlaf beigetragen und so sind wir noch totmüde, als um 5:00 Uhr der Wecker klingelt. Zweimal aktiviere ich den Snooze Mode, bevor ich mich endlich aufraffen kann. Wir packen unsere restlichen Sachen zusammen, frühstücken und fahren gegen 6:30 Uhr los zu Alamo.

Dort geben wir das Auto mit 527 gefahrenen Meilen und fast leerem Tank ab, dann geht es mit dem Shuttle zum Flughafen. Diesmal müssen wir wieder an die Automaten zum Gepäck einchecken. Wir erwischen einen, der nicht ganz so will wie wir wollen, aber schnell ist eine freundliche Mitarbeiterin von Hawaiian Airlines zur Stelle, die uns aushilft.

Um 7:30 Uhr sind wir durch die Security und holen uns noch einen Kaffee und ein Blueberry Scone bei Starbucks. Die Wartezeit am Gate verfliegt im Nu, während wir hin und her überlegen, ob wir unser ursprünglich geplantes Programm für heute über den Haufen werfen sollen. Sollen wir umdisponieren und heute noch direkt in den Volcanoes NP fahren, wenn dieser ab morgen komplett geschlossen wird? Die Wetteraussichten in dieser Ecke sind für heute mehr als suboptimal. Lohnt sich die Fahrt dorthin überhaupt? Die meisten Trails sind eh gesperrt wegen der Zerstörungen durch die Erdbeben. Sind wir dort sicher?

Mitten in unseren Grübeleien beginnt das Boarding und wenig später heben wir pünktlich ab zum Flug Nummer sechs unserer Reise. Wir sind ein bisschen traurig, Maui zu verlassen, aber sehr gespannt auf Big Island.

Vom Mauna Kea sehen wir im Anflug auf die Insel nur seine Spitze aus der dicken Wolkendecke herausragen und Hilo wird seinem Ruf gerecht und begrüßt uns erwartungsgemäß mit Regen.


Wir landen ebenso pünktlich wie wir gestartet sind und brauchen zu Alamo diesmal keinen Shuttle — hier in Hilo müssen wir vom Flughafen aus nur über die Straße gehen und schon sind wir da — an einem völlig leeren Schalter.

Auf Big Island haben wir wieder einen Jeep reserviert und diesmal nehmen wir das Angebot auf ein Upgrade gerne an.

Wir bekommen einen weißen 4-Türer mit etwas über 30.000 Meilen, den wir uns allerdings nicht in der Choice Line aussuchen können.

Aber wir sind sehr zufrieden, er bietet deutlich mehr Platz und Komfort als der Jeep, den wir auf Kauai hatten.

Um 10:30 Uhr sitzen wir schließlich im Auto — eine halbe Stunde nach Ausfahren der Landeklappen. Viel schneller geht’s wahrscheinlich kaum mit aufgegebenem Gepäck und Mietwagenübernahme.

Wir fahren zunächst nach Hilo zu unserer gebuchten Unterkunft — dem Hilo Bay Hale B&B, wo wir von Carolina sehr herzlich begrüßt werden. Wir haben den Lava Room reserviert — das einzige Zimmer mit King Bett. Um diese Zeit ist es natürlich noch nicht fertig gerichtet, aber wir können zumindest unser Gepäck schon mal hier abstellen.

Carolina gibt uns noch ein paar erste Tipps, was wir hier in der Gegend unternehmen können, jetzt wo der Volcanoes Park geschlossen wird. Letztlich entscheiden wir uns aber doch, heute noch in den Park zu fahren. Wir wollen uns zumindest noch die aktuell zugänglichen Teile anschauen, wenn ab morgen gar nichts mehr geht.

Also deponieren wir unsere Koffer, holen nur die wichtigsten Dinge wie Wanderschuhe, Regenklamotten & Co heraus und düsen direkt wieder los.


Gegen 12:00 Uhr kommen wir im Volcanoes Nationalpark an. Wir gehen zunächst in’s Visitor Center und erkundigen uns nach den zugänglichen Bereichen. Das sind leider ernüchternd wenig. Der überwiegende Teil des Parks ist bereits geschlossen und die meisten Trails sind gesperrt.

Wir unterhalten uns eine ganze Weile mit einer Rangerin, die uns die Umstände und möglichen Szenarien erklärt, zu denen es hier in den nächsten Tagen kommen könnte. Die meisten sind eher unerfreulich und auf jeden Fall erscheint es nicht sehr wahrscheinlich, dass der Park wieder öffnet, solange wir noch auf Big Island sind. Von daher war es wohl die richtige Entscheidung, heute hierher zu kommen und wir müssen jetzt einfach das beste daraus machen.

Wir steuern den einzigen Trail an, der noch offen ist: den Pu’u Huluhulu Trail zum Mauna Ulu Crater. Die Fortführung des Trails, die zum Napau Crater führen würde, ist jedoch leider gesperrt.

So begeben wir uns auf die kurze Runde, die sehr interessant, aber auch sehr feucht von oben ist. Wir entdecken unterwegs tolle Lava-Formationen und sind begeistert, wie aus jeder Ritze in diesem unwirtlichen Boden wieder frisches junges Grün hervor sprießt. Die Natur findet immer einen Weg!

Nach 1.5 Meilen sind wir dann leider schon wieder am Ausgangspunkt zurück — alles andere ist abgesperrt. Und ab hier ist auch die Chain of Crater Road nicht mehr befahrbar — nach Süden hin stehen überall Verbotsschilder. Also bleibt nicht viel mehr als wieder zurück zu fahren und die wenigen offenen Viewpoints abzuklappern.

Leider wird das Wetter zunehmend schlechter und an den Overlooks ist faktisch überhaupt nichts zu sehen. Dafür entdecken wir eine sehr neugierige Nene in der Nähe des Parkplatzes…

…und Monster Farne entlang der Straße


Wir fahren noch zum Jaggar Museum, wo wir einen Blick in den Halema’uma’u Krater werfen können. Vom Lava Lake ist natürlich nichts zu sehen — nur eine dicke dunkle Dampfwolke. Aber das war ja zu erwarten — wegen dem Absinken der Lava ist schließlich die ganze Aufregung hier momentan entstanden.

Wir schauen uns noch ein wenig im Museum um, wo es eine interessante Ausstellung zur Entstehung der Hawaiianischen Inselgruppe gibt und ein paar nette Bilder von Pele der Vulkangöttin, die hier gerade ihre Spielchen treibt.


Gegen 16:00 Uhr verlassen wir den Park und nehmen wieder Kurs auf Hilo. Eine Stunde später checken wir in unserem B&B ein und beziehen unser Zimmer.

Auf den ersten Blick sieht alles ganz gut aus. Wir haben einen separaten Eingang, eine eigene kleine Terrasse, das Zimmer ist geräumig, sauber und nett eingerichtet. Den Kühlschrank in der Küche können wir mit benutzen, ebenso die Waschmaschine und den Trockner. Wir sind also erstmal rundum zufrieden.

Später werden wir jedoch feststellen, dass viele Kleinigkeiten in unserem Zimmer total unpraktisch sind.

Die Fächer der Kommode klemmen und lassen sich kaum öffnen, der Lichtschalter im Bad ist hinter der Schiebetür versteckt, so dass man ihn nur bedienen kann, wenn man im Bad die Tür zugemacht hat und völlig im Dunklen steht. Das Waschbecken mag stylisch aussehen aber wenn man den Wasserhahn kräftig aufdreht, schießt das Wasser über das Becken hinaus und die Dusche ist auch nicht unbedingt dazu ausgelegt, dass das Wasser dort bleibt, wo es hingehört…


Mit der Unterkunft im B&B ist hier auf Big Island auch die Zeit der Selbstversorgung erst einmal vorbei und wir gehen zum Abendessen mal wieder aus. Da Andreas Gelüste auf mexikanisches Essen verspürt, landen wir bei Reubens, was mir dann auch die erste Margarita des Urlaubs beschert.

Das Essen weckt zwar keine Begeisterungsstürme, aber es gibt halbwegs solide mexikanische Küche und Preis-Leistung ist für hawaiianische Verhältnisse durchaus ok.

Auf dem Heimweg machen wir dann erstmalig Bekanntschaft mit den Coquis und ihren eindringlichen Geräuschen. Ich hatte ja im Vorfeld schon von diesen Fröschen gehört, deren unfassbar lautes Quaken schon so manchen Besucher um den Schlaf gebracht hat.

Rund um uns herum quietscht und pfeift es, aber wir können keinen einzigen der Verursacher entdecken. Das kann ja heiter werden, wenn das die ganze Nacht so weitergeht…

Zurück im B&B überlegen wir noch ein bisschen, was wir in den nächsten Tagen unternehmen können, denn unsere ursprüngliche Planung müssen wir wohl komplett über den Haufen werfen. Der Volcanoes Park ist ab morgen tabu und der Puna Distrikt ist auch großräumig abgesperrt wegen der Fissuren, die sich in Leilani Estates geöffnet haben und aus denen Lava und giftige Dämpfe austreten.

Wir brauchen also ein Alternativprogramm für drei volle Tage. Ein paar Ideen haben wir schon und wir beschließen aufgrund der aktuell eingeschränkten Möglichkeiten, ab sofort vollständig in den Aloha-Modus umzuschalten. Konkret heißt das: der Wecker wird vorerst deaktiviert und ab morgen wird ausgeschlafen wink