Hawaii

Maui: Haleakala National Park

Um 2:30 Uhr klingelt unbarmherzig der Wecker. Wir tun uns zwar etwas schwer, aber wir stehen doch sofort auf, da wir keinerlei Zeitpuffer eingeplant haben. Zum Frühstück gibt es nur ein schnelles Müsli und ein bisschen O-Saft. Die Brote für unterwegs haben wir schon gestern Abend geschmiert, damit heute früh alles ganz flott geht. Dann packen wir uns warm ein — die Ski-Unterwäsche kommt zum Einsatz — denn es soll wohl bitter kalt werden.

Als wir eine halbe Stunde später im Auto sitzen, ist es natürlich noch stockdunkel, aber das ist ja auch der Sinn der Sache — schließlich wollen wir den Sonnenaufgang heute oben auf dem Haleakala erleben. Und bis dahin sind es jetzt knapp 90 Minuten Fahrt durch die Nacht.

Die Straßen sind wie erwartet ziemlich leer und wir kommen zügig voran. Anscheinend hatten nicht viele Leute so eine beknackte Idee wink

An der Einfahrt zum Nationalpark wird dann unser Name mit einer Liste abgeglichen — man darf nämlich vor 7:00 Uhr nur in den Park, wenn man sich dafür vorher ein entsprechendes Permit besorgt hat. 150 Autos werden pro Tag zugelassen — sicher eine Frage der Parkplatzkapazität. Wir dürfen jedenfalls passieren und sind gegen 4:30 Uhr am Summit — etwas früher als geplant, weil es auf der Straße wie am Schnürchen lief.

Wir fahren zum oberen Parkplatz am Red Hill und ziehen dort erst einmal alles über, was greifbar ist, denn es ist wirklich saukalt. Eigentlich war das ja zu erwarten auf über 3000 Meter Höhe mitten in der Nacht, aber mit dem eisigen Wind hatten wir so doch nicht gerechnet.

Wir suchen uns vor dem kleinen Häuschen einen windgeschützten Platz mit guter Aussicht. Noch haben wir die freie Auswahl, aber es wird von Minute zu Minute voller. Dabei ist es echt lustig zu beobachten, was die ankommenden Leute so alles übergezogen haben, um nicht zu frieren: von Handtüchern über Bademäntel und Decken ist da alles dabei wink

Dann geht das Schauspiel los. Ganz langsam wird die Dunkelheit erst durch ein zartes helles Band am Horizont unterbrochen, dann wird es von Minute zu Minute zaghaft heller.

Ein Japaner stört die ergreifende Stimmung kurzzeitig, als er meint, eine Drohne steigen lassen zu müssen. Abgesehen davon, dass das hier offiziell verboten ist, finden es alle absolut unpassend. Er zeigt sich aber schnell einsichtig, als Andreas ihn anspricht und packt das Teil wieder weg.

So können wir den Schluss des Spektakels wieder in Ruhe genießen:


Um 6:00 Uhr ist das Schauspiel schließlich vorbei und die Menschenmenge löst sich langsam auf. Als wir aus dem Windschatten des kleinen Häuschens heraustreten, pfeift uns der eisige Wind wieder schlagartig entgegen und wir sind echt froh um unsere Skiunterwäsche.

So zögern wir auch gar nicht lange mit dem Abmarsch — warm wird uns wohl nur durch’s Laufen werden. Wir haben uns heute eine längere Kombination aus dem Sliding Sands Trail und dem Halemau’u Trail vorgenommen. Dabei werden wir nach reichlich 12 Meilen Wanderung ein paar Kilometer weiter unten an der Parkstraße wieder herauskommen und hoffen, dass wir dann per Anhalter wieder mit nach oben zu unserem Auto fahren können.

Wir werfen noch einen kurzen Blick auf die Observatorien und dann geht es los mit der heutigen Wanderung.

Schon wenige Meter nach Beginn des Trails beginnt sich der riesige Haleakala Krater unter unseren Füßen auszubreiten. Eine gewaltige Szenerie, die durch die tiefliegenden Wolken und die hochaufragenden Kraterwände irgendwie mystisch wirkt. Die Lava formiert sich dabei zu einem unglaublichen Farbenspiel und wir sind einfach nur begeistert.

Der Weg entlang des Kraterbodens ist recht einfach zu laufen und wir kommen gut voran. Auch warm wird es uns recht schnell — nach einer Stunde entledigen wir uns bereits der dicken Unterhosen.

Leider kommen mit der Zeit immer mehr Nebelschwaden auf und von der Sonne ist bald kaum noch etwas zu sehen. Die Wahnsinnsfarben des Kraters kommen so gar nicht richtig zur Geltung und wir hoffen, dass sich der Nebel recht bald auflöst. Stattdessen wird er jedoch immer dichter je tiefer wir in den Krater hinuntersteigen und wir sehen bald kaum noch die Hand vor Augen.

Dafür entdecken wir sehr viele der Silverswords, die in der dunklen Vulkanasche wachsen und davon zeugen, dass selbst in einer Mondlandschaft noch Platz für die Natur ist.

Als der Sliding Sands Trail auf den Halemau’u Trail stößt, hat uns das Wetterglück endgültig verlassen. Nicht nur, dass der Nebel einfach nicht verschwinden will, jetzt fängt es auch noch an zu regnen. Zwar nicht besonders stark, aber dafür permanent den ganzen restlichen Weg über. Und davon liegt noch ein ganz ordentliches Stück vor uns.

Nach ein paar Stunden sind wir klatschnass. Es macht nicht mehr wirklich viel Spaß und die Kamera ist sowieso schon lange weggepackt. Das hatte ich mir eigentlich ein bisschen anders vorgestellt sad

Als wir an der Holua Cabin ankommen, erhoffen wir uns eine Pause im Trockenen, aber leider auch hier Fehlanzeige.

Die Hütte ist abgesperrt und die Picknicktische draußen im Regen sind nicht sonderlich einladend.

So laufen wir weiter und kämpfen uns die hier beginnenden endlosen Serpentinen hinauf.

Der mittlerweile steinige Trail schlängelt sich durch saftiges Grün nach oben, aber für die vielen bunten Farne an den Hängen habe ich bei dem permanenten Regen gar keinen richtigen Blick mehr.

Nach 7.5 Stunden erreichen wir endlich den Parkplatz am Halemau’u Trailhead. Von hier sind es theoretisch noch einmal sechs Meilen an der Straße zurück bis zum Summit, wo unser Auto steht. Darauf haben wir aber beim besten Willen keine Lust mehr und versuchen uns stattdessen im Trampen. Das ist hier durchaus üblich und es gibt sogar einen explizit ausgeschriebenen Hiker Pickup mit einer Haltebucht für Autos.

Wir müssen auch gar nicht lange warten, denn gleich das zweite Auto hält an. Ein Kleinbus, der schon bis auf den letzten Platz vollgestopft ist mit einer Großfamilie aus Toronto. Aber alle rücken bereitwillig zusammen und lassen uns noch mit dazwischen quetschen. Es ist zwar ziemlich eng und unbequem — wir sitzen mehr oder weniger auf dem Boden — aber besser schlecht gefahren als noch sechs Meilen an der Straße lang zu laufen wink


Gegen 14:00 Uhr kommen wir schließlich wieder oben am Summit an und was erwartet uns hier? Die Sonne scheint ohno

Wir werfen noch einen Blick auf die Wetterkarte und stellen fest, dass morgen definitiv der bessere Tag für den Haleakala Krater gewesen wäre. Vielleicht versuchen wir es morgen einfach noch einmal — irgendwie nagt das jetzt etwas an mir, zumal ich heute Morgen eh kurzzeitig überlegt hatte, das Ganze auf morgen zu verschieben.

Wir fahren zurück bis nach Kahului, kaufen im Whole Foods noch Grillfleisch, Baguette und Salat und schmeißen in unserer Unterkunft eine Waschmaschine an.

Später kommen Yvonne und Thomas bei uns vorbei. Die beiden kennen wir aus dem Hawaii-Forum und sie sind zufällig zur gleichen Zeit hier auf Maui. Wir grillen gemeinsam, haben uns eine Menge zu erzählen und verbringen einen sehr netten Abend zusammen.