Städtereise Barcelona
Sagrada Família
Heute starten wir den Tag nach südländischer Art deutlich später und so sitzen wir um 9:00 Uhr gemeinsam mit den anderen Gästen und mit John und Kiku — den Betreibern des B&B — bei einem gemütlichen Plausch am Frühstückstisch.
Anschließend starten wir zu unserer heutigen blauen Tour mit dem Bus Turístic. Sie beginnt an einem der bekanntesten Wahrzeichen der Stadt: der Sagrada Família. Wir begnügen uns für heute allerdings mit einem kurzen Stopp und dem Anblick von außen, denn im Januar nach unserem Gerichtstermin hatten wir die Zeit bereits für eine ausgiebige Besichtigung der „Sühnekirche der Heiligen Familie“ genutzt.
So stellen wir diesmal nur obligatorisch fest, dass der 1882 von Antoni Gaudí begonnene Bau der Basilika noch immer unvollendet ist.
Nach jüngsten Prognosen soll das Meisterstück des großen katalanischen Baumeisters im Jahre 2026 fertiggestellt sein, was passenderweise zu seinem 100sten Todestag wäre.
Es zeigt sich auch, dass unser Entschluss im Januar goldrichtig war, denn der Touristenansturm ist jetzt an Ostern nicht annähernd mit der eher spärlichen Besucheranzahl von damals zu vergleichen. Die Schlange an der Kasse verspricht eine Wartezeit von 2-3 Stunden und wir sind froh, uns nicht einreihen zu müssen.
Aber wir haben von unsererem Besuch im Januar natürlich reichlich Bilder von Barcelonas Wahrzeichen mitgebracht, die ich hier in den Reisebericht einfach mal mit reinschmuggeln werde
Durch die sehr lange Bauzeit vereint die Sagrada Família verschiedene Architekturstile. Ursprünglich entworfen im neukatalanischen Stil wurde das Konzept später im Stil des Modernisme weiterentwickelt und auch Elemente der Moderne hinzugefügt. An den beiden prunkvollen Schaufassaden werden diese unterschiedlichen Stilrichtungen besonders deutlich.
Auf der nordöstlichen Seite befindet sich die sogenannte Geburtsfassade, welche größenteils noch zu Lebzeiten Gaudís fertiggestellt wurde. Sie zeigt in äußerster Detailgenauigkeit die Geburt Jesu und weist den klassischen Stil des katalanischen Architekten auf.
Die nach Südwesten gerichtete Passionsfassade wurde erst nach Gaudís Tod begonnen und ist noch unvollendet. Sie enthält kaum Verzierungen, ist mit klaren, geometrischen Linien und großen Figuren sehr übersichtlich aufgebaut und wird von sechs schrägen Säulen gestützt. Sie verdeutlicht den Leidensweg Christi.
Nach ihrer Fertigstellung soll die Kirche von 18 Türme geziert werden. Je einer für die 12 Apostel, vier weitere für die Evangelisten und je einer für Maria und Jesus.
Mit einem Aufzug fuhren wir im Januar in einem der Türme nach oben, genossen die tolle Aussicht auf Barcelona und stiegen anschließend über eine schmale Wendeltreppe die 400 Stufen wieder nach unten. Dabei konnten wir viele der kunstvollen Details des Bauwerks ganz aus der Nähe bestaunen, was recht beeindruckend war.
Im Gegensatz zur Fassade ist der Innenraum der Kirche seit 2010 fertiggestellt. Was uns hier bei unserem Besuch im Januar erwartete, war wirklich einmalig und verschlug uns komplett die Sprache. Wir schauten nur und staunten und fotografierten und staunten…
Man findet hier kaum Prunk wie in vielen anderen Kirchen sondern hat wahrhaftig das Gefühl, mitten in einem Kunstwerk zu stehen. Die hohen Gewölbe werden von steinernen Säulen getragen, die an Bäume erinnern sollen: an den oberen Enden verzweigen sie sich wie Äste an einem Baumstamm und halten das angedeutete Blätterdach, durch das Sonnenlicht hindurchschimmert.
Einfach nur überwältigend. Eine Kirche mit dieser Ausstrahlung haben wir bisher noch nie gesehen und spätestens 2026 werden wir wieder hier sein, um das dann hoffentlich vollendete Kunstwerk nochmals in seiner Gesamtheit und ohne Baukräne zu bewundern.