Altiplano
El Tatio Geysire, Quebrada del Guatín, Valle de la Luna
Mit einem gemäßigten Jetlag sind wir um 3:30 Uhr wach – perfekt, denn heute wollen wir ohnehin früh los zu den El Tatio Geysiren. Diese soll man idealerweise zum Sonnenaufgang besuchen, da sie dann am aktivsten sind und man den Dampf in der kalten Morgenluft besonders gut sehen kann.
Die Fahrt dauert mindestens 90 Minuten, also wollen wir spätestens um 4:30 Uhr los. Ein Frühstück gibt es zu dieser frühen Stunde in der Unterkunft zwar noch nicht, aber wir haben Lunchpakete bekommen und können uns schon Kaffee und Müsli nehmen. So starten wir zumindest nicht mit ganz leerem Magen.
Wir packen noch warme Kleidung ins Auto, denn die Geysire liegen auf etwa 4500 m Höhe, und es dürfte dort ziemlich kalt sein – obwohl wir in San Pedro de Atacama in T-Shirt und kurzer Hose herumlaufen könnten. Im Dunkeln brechen wir auf, sind ziemlich allein auf der Straße, sehen aber bald schon die ersten Tour-Fahrzeuge im Rückspiegel, die auf diesen Straßen deutlich schneller unterwegs sind, da die Fahrer sich bestens auskennen.
Auf dem Weg gewinnen wir stetig an Höhe und beobachten, wie das Thermometer fällt und fällt. Auf halber Strecke sind es schon -10°C, und wir sind froh über die zusätzlich eingepackten warmen Klamotten.
Am Eingang angekommen, ist die Schranke noch geschlossen, und wir warten gemeinsam mit zwei anderen Autos noch ein paar Minuten, dass der Park geöffnet wird. Wir nutzen die Wartezeit, um ein paar Lagen Kleidung nachzulegen: schlotternd ziehen wir die Ski-Unterwäsche drunter — es ist bitterkalt 🥶 und wir ärgern uns, keine Handschuhe dabei zu haben.
Um 6:15 Uhr wird dann die Schranke geöffnet und nach einer kurzen Einweisung über die Parkregeln zahlen wir unseren Obolus (30.000 CLP) und fahren zu den Geysiren.
Wir starten im hinteren Bereich, wo die Geysirdichte am größten ist und die vielen dampfenden Fumarolen bei Dunkelheit besonders eindrucksvoll wirken.
Überall schießen heiße Wasserfontänen aus der Erde und dichte Dampfschwaden steigen in die kalte Morgenluft, was ein mystisches Panorama schafft. Die vulkanische Landschaft um die Geysire herum wirkt unwirklich und lässt uns in der frühen Morgenstimmung die Kälte fast vergessen.
Als die Sonne dann langsam aufgeht, wird es sofort spürbar wärmer und alles wird in ein wunderschönes Licht getaucht.
Anfangs sind nur sehr wenige Besucher hier, was die Atmosphäre total angenehm und das Fotografieren einfach macht, aber nach und nach treffen immer mehr Tourbusse ein, und es wird lebendiger.
Wir wechseln zum vorderen Geysirbecken und schauen uns auf einem kleinen Rundweg auch hier noch die Geysire an.
Gegen 8:30 Uhr machen wir uns dann langsam wieder auf den Rückweg. Jetzt sehen wir erst einmal, durch welch schöne Landschaft wir am Morgen im Dunkeln gefahren sind.
Wir halten an vielen Viewpoints und machen noch einen kurzen Stopp im Andendorf Machuca, wo wir eine Kleinigkeit essen — wir probieren zum ersten Mal Lama und sind auch sofort wieder von den Empanadas begeistert, die wir noch von Patagonien kennen..
An der Laguna Flamingos bestaunen wir zahlreiche dieser wunderschönen Vögel, die sich im Wasser tummeln.
Auf der Weiterfahrt machen wir Halt an der Quebrada del Guatín, wo wir eine Stunde in der malerischen Schlucht entlang eines kleinen Baches wandern, gesäumt von Felsen und hunderten majestätischer Kandelaberkakteen.
Das saftige Grün des Flusstals bildet einen faszinierenden Kontrast zur rauen, kargen Wüstenlandschaft ringsum.
Zurück in San Pedro de Atacama gehen wir kurz zum Supermarkt, um Getränke zu kaufen und entspannen dann im B&B auf der schattigen Veranda.
Gegen 14:00 Uhr brechen wir zum Nachmittagsprogramm auf, in’s Valle de la Luna. An der Information bekommen wir eine Karte und Erklärungen, was wir wo machen dürfen und was alles zu unterlassen ist. Ebenso wie bei den Geysiren heute Morgen werden wir darauf hingewiesen, dass wir ausschließlich im Auto essen und trinken dürfen. Das macht Sinn, haben wir aber bisher so noch nie erlebt.
Wir machen im Park zwei kleine Wanderungen: die erste führt uns zum Rundweg an der Duna Mayor, auf die man leider nicht mehr hoch klettern darf. Früher war das ein beliebter Aussichtspunkt zum Sonnenuntergang, von dem aus man einen fantastischen Ausblick auf das ganze Valle de la Luna gehabt hat.
Die zweite Wanderung geht zum Mirador Achaches. Hier kommen wir doch noch ganz hoch zur Duna Major, aber eben nicht zum Sonnenuntergang. Und wir dürfen sie nicht betreten…
Bei beiden Wanderungen können wir tolle Ausblicke genießen, aber was echt krass ist, ist der Temperaturunterschied zu heute Morgen. Bei den Geysiren haben wir gezittert und gedanklich um Handschuhe gefleht, hier würden wir uns am liebsten das letzte Kleidungsstück noch vom Leib reißen.
Zum Abschluss besuchen wir den Aussichtspunkt Piedra del Coyote. Trotz trüber Sicht ist der Ausblick fantastisch:
Dann haben wir für den ersten Tag mehr als genug Eindrücke zu verarbeiten und fahren zurück zur Unterkunft, duschen und gehen anschließend zum Essen.
Wir bummeln durch das Stadtzentrum und landen schließlich im La Casona, wo es Livemusik und angeblich typisch chilenisches Essen gib.
Andreas bestellt einen untypisch chilenischen Burger und ich ein untypisch chilenisches Ossobuco, was aber beides sehr lecker ist. Und auch der Pisco Sour schmeckt noch genauso gut wie ich ihn aus Patagonien in Erinnerung habe 😉
Auf dem Rückweg zum Hotel hält plötzlich ein Auto mit dem Logo unseres B&B neben uns; ein Mitarbeiter erkennt uns im Dunkeln und bietet uns eine Mitfahrgelegenheit an. Wir nehmen das Angebot dankbar an und sind bald wieder zurück in unserer Unterkunft, wo wir direkt in unseren Betten verschwinden.