Altiplano

Árbol de Piedra, Laguna Colorada, Sol de Mañana

Der Wecker reißt uns um 5:30 Uhr aus dem Schlaf. Es ist noch dunkel und die kalte Luft auf 4600 Metern Höhe lässt uns ziemlich frösteln, als wir kurz darauf beim Frühstück sitzen.

Eine halbe Stunde später machen wir es uns mit dicken Jacken im Auto bequem, bereit für den letzten Abschnitt unserer Bolivien-Reise.

Die Fahrt führt uns mal wieder durch eine recht beeindruckende Landschaft.

Zunächst fahren wir allerdings durch dichte Wolken, die die Sicht zeitweise komplett verhüllen.

Doch nach und nach lichten sich die Nebelschwaden und geben den Blick frei auf Bergspitzen, die wie Inseln aus einem weißen Meer emporragen.

Unser erster Halt bringt uns zum berühmten Árbol de Piedra. Der etwa sieben Meter hohe „Steinbaum“ verdankt seine Form den unermüdlichen Kräften der Erosion, die den unteren Teil des vulkanischen Gesteins über Jahrtausende stärker abgetragen haben als den oberen.

Das Ergebnis ist ein pilzförmiger Felsen, der wie ein Kunstwerk mitten in der kargen Landschaft der Siloli-Wüste steht.

Doch der „Steinbaum“ ist nicht die einzige Attraktion: Rundherum entdecken wir zahlreiche weitere bizarre Felsformationen, die unsere Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

Dank unseres frühen Starts haben wir auch das Glück, ganz alleine hier zu sein und können ohne andere Touristen in aller Ruhe Fotos zu machen.


Nach einem letzten Blick auf die faszinierenden Felsformationen setzen wir unsere Fahrt durch die Siloli-Wüste fort.

Die Landschaft verändert sich mit jedem Kilometer und schließlich erreichen wir die Laguna Colorada. Der erste Anblick dieser tiefroten Lagune verschlägt uns fast die Sprache. Ich hatte mir nie vorstellen können, dass das Wasser wirklich so rot sein würde – aber genau das ist es.

Die intensive Färbung scheint fast unwirklich und das, obwohl wir am frühen Vormittag hier sind. Das Rot der Lagune wird durch winzige Algen und Mikroorganismen verursacht, die in dieser Höhe und bei diesen Bedingungen besonders gut gedeihen. Am Nachmittag, wenn die Sonne tiefer steht, soll die Farbe sogar noch intensiver leuchten.

Die Lagune ist aber nicht nur wegen ihrer Farben ein beeindruckender Anblick: Sie ist auch Heimat für rund 30.000 Flamingos. Schon aus der Entfernung sehen wir die grazilen Vögel im flachen, roten Wasser stehen. Wir kommen aus dem Staunen nicht heraus – und natürlich auch nicht aus dem Fotografieren 🥰


Von hier aus geht es weiter zum Geysirfeld Sol de Mañana, einem der aktivsten Geothermalgebiete der Region.

Aus zahllosen Erdspalten zischt und dampft es und der Boden ist übersät mit blubbernden Schlammlöchern und sprudelnden Schwefeltöpfen.

Die dichten Dampfschwaden verleihen dem Ort eine mystische Atmosphäre und machen es manchmal schwierig, die Umgebung klar zu erkennen. Doch wenn sich der Dampf für einen Moment lichtet, offenbart sich ein faszinierendes Farbspiel aus leuchtendem Gelb, rostigem Rot und glänzendem Grau — eine Kulisse wie auf einem fremden Planeten.

Der starke Schwefelgeruch ist zwar gewöhnungsbedürftig, aber die faszinierende Szenerie und die unbändige Energie, die dieser Ort ausstrahlt, lassen uns das aushalten 😉


Gegen 9:30 Uhr setzen wir unsere Fahrt fort und erreichen wenig später die Laguna Chalviri, wo wir bereits auf der Hinfahrt Halt gemacht hatten. Hier erwartet uns wieder ein leckeres Mittagessen mit Ausblick auf die Lagune und tanzende Flamingos, die für uns eine Abschiedsvorstellung geben 🥰


Danach geht es schnurstracks in Richtung chilenische Grenze, wo wir gegen 11:00 Uhr ankommen.

Die Ausreise aus Bolivien verläuft erstaunlich zügig und wir treffen im Niemandsland unsere chilenische Fahrerin Daniela, die uns schon erwartet. Wir verabschieden uns von Jhonny und Emilio mit einem großzügigen Trinkgeld und einem herzlichen Dank für die unvergesslichen Erlebnisse der letzten Tage. Die beiden haben unsere Bolivien-Reise zu etwas ganz Besonderem gemacht.

Mit Daniela erledigen wir im Anschluss die Formalitäten auf der chilenischen Seite der Grenze, bevor wir schließlich gegen 13:30 Uhr mit einer verlorenen Stunde aufgrund der Zeitumstellung in San Pedro de Atacama ankommen.

Im Casa Solcor B&B werden wir wie alte Freunde begrüßt. Wir nehmen unsere hier deponierten Koffer wieder in Empfang und beziehen unser neues Zimmer, das ebenso gemütlich ist wie das letzte.

Nach einer ausgiebigen Dusche und ein bisschen Entspannung am Pool schlendern wir eine Runde durch das Städtchen. Wir tauschen unsere restlichen Bolivianos zurück in Pesos und gönnen uns einen Pisco. Was dabei erstaunt: Alkohol ohne Essen zu servieren ist hier in San Pedro offenbar verboten und wir müssen zumindest ein paar Empanadas dazu bestellen. Da diese aber immer wieder lecker sind, machen wir das natürlich gerne.

Im Anschluss bummeln wir durch den örtlichen Handwerksmarkt, der eine Mischung aus Kunsthandwerk, Souvenirs und lokalen Spezialitäten bietet.

Zurück im B&B entspannen wir weiter am Pool. Nach vier Wochen voller Abenteuer tut es gut, einfach mal die Seele baumeln zu lassen. Nebenbei versuchen wir, ein Shuttle zum Flughafen für Montag zu buchen, allerdings ohne Erfolg – schauen wir mal, ob das morgen klappt…

Zum Abendessen geht es mal wieder in unser Lieblings-Restaurant Adobe, wo wir bei Live-Musik leckeres Ceviche und Fisch genießen und den ereignisreichen Tag gemütlich ausklingen lassen.