Altiplano
Italia Perdida, Laguna Catal, Cañon Anaconda, Uyuni
Nach der beeindruckenden Besteigung des Uturuncu am Vortag beginnt unser Tag heute in Villa Mar etwas entspannter. Der Wecker klingelt um 7:00 Uhr und schon kurze Zeit später sitzen wir am reichhaltigen Frühstücksbuffet, das für jeden Geschmack etwas bietet. Der morgendliche Duft von frischem Kaffee mischt sich mit der kühlen Bergluft, und wir genießen die Ruhe, bevor es wieder auf die Straße geht.
Pünktlich um 8:15 Uhr erscheinen Jhonny und Emilio. Wir packen unsere Sachen und setzen unsere Reise mit ihnen fort.
Unser erster Stopp heute ist Italia Perdida in der Wüstenlandschaft des bolivianischen Altiplano. Ein faszinierender Ort, der mit seinen beeindruckenden Steinformationen fast wie eine Kulisse aus einem Abenteuerfilm wirkt.
Wir laufen eine kleine Runde in dem Gebiet und fotografieren entzückt jeden Steinbogen 😜
Natürlich kraxeln wir auch hier und da herum und Andreas und Emilio erklimmen den höchsten Felsen für den besten Rundumblick.
Der Name „Verlorenes Italien“ stammt übrigens aus einer Legende, in der ein italienischer Reisender hier seine Orientierung verlor und nie mehr aus der bolivianischen Wüste zurückkehrte.
Während wir durch diese Felsenlandschaft streifen, entdecken wir einen Adler, der hoch über den Nestern der Andengänse kreist. Drei Paare von Andengänsen sind hier gerade damit beschäftigt, ihre Nester zu bauen und Eier zu legen — ein Paradies für den Adler!
An der benachbarten Laguna Vinto versuchen sich Emilio und Andreas im Fischefangen. Am Ende zeigt sich, dass Emilio ohne Angel eindeutig der Bessere ist.
Auf dem Rückweg zum Auto werden wir von einem Schäferpaar angesprochen, die fragen, ob wir ihnen Benzin verkaufen könnten. Uns kommt das etwas merkwürdig vor, aber wir erfahren von Jhonny, dass es in Bolivien gerade einen dramatischen Mangel an Benzin gibt. Wir werden uns später noch an diese Begegnung erinnern…
Der Weg führt uns weiter zur Laguna Catal, die für ihre vielen Wasservögel bekannt ist. Besonders die Andengänse faszinieren uns, die hier gerade mit ihren Jungen brüten.
Die Gegend ist total idyllisch und lädt mit ihren vielen Felsen rund um die Lagune zum Herumklettern ein. Und das Allerbeste daran: Wir haben das Areal ganz für uns alleine. Die ersten anderen Tour-Fahrzeuge kommen erst an, als wir uns schon gerade wieder auf den Weg zum Auto machen.
Wir fahren weiter und erreichen den Bosque de Piedras, einen Ort, an dem die Natur uns mit ihren surrealen Felsformationen schier die Sprache verschlägt. Es ist ein wahres Paradies für Fantasie und Entdeckungen: Felsen, die aussehen, als wären sie aus einer anderen Welt, in denen wir plötzlich Gesichter, Tiere und alles Mögliche zu erkennen glauben.
Und auch hier sind wir wieder ganz allein und können ungestört und in aller Ruhe alles erkunden.
Gegen 11:00 Uhr brechen wir wieder auf und setzen unsere Fahrt fort. Nächstes Ziel: der Cañon Anaconda.
Der Form dieses beeindruckenden Canyons ähnelt der Silhouette einer Anaconda, die sich in den Felsen windet — daher sein Name.
Vom Aussichtspunkt aus haben wir einen spektakulären Blick auf die tief eingeschnittene Schlucht, deren schroffe Wände — teilweise bis zu 200 Meter hoch — von Wind und Wasser über Jahrtausende geformt wurden.
Emilio und Jhonny animieren uns, noch zu einem zweiten Aussichtspunkten weiter zu klettern, für den ich allerdings meine Höhenangst vorerst mal kurz vergessen muss. Das gelingt mehr schlecht als recht — aber irgendwie schaffe ich es am Ende und der Ausblick ist es absolut wert!
Unser Mittagessen erhalten wir heute in San Cristóbal. Bei der Einfahrt in die Stadt passieren wir zwei riesige Autoschlangen, die uns zunächst wie der erste Stau vorkommen, in den wir geraten. Doch schnell wird klar: Es handelt sich um die Warteschlangen an der Tankstelle 😳
Diese sind mindestens zwei Kilometer lang – insgesamt dürften hier schätzungsweise 500 Fahrzeuge stehen. Als wir näher kommen, wird die Situation noch grotesker: Kein einziges Auto steht an den Zapfsäulen, denn es gibt schlichtweg keinen Sprit. Die Fahrer warten hier in der Hoffnung, dass irgendwann eine Lieferung eintrifft und viele müssen sogar über Nacht im Auto schlafen, um ihren Platz in der Schlange nicht zu verlieren. Jetzt erscheint uns auch die Situation mit den beiden Schäfern von heute Morgen in einem anderen Licht.
Beim Mittagessen sprechen wir mit Jhonny über die schwierige Benzinsituation in Bolivien. Der Sprit, der im Land produziert wird, reicht nicht aus und die zusätzlichen Importe sind zu knapp. Obwohl die Spritpreise hier extrem niedrig sind, bringt die Knappheit erhebliche Probleme mit sich. Emilio bezahlt beispielsweise oft Leute, die für ihn in der Schlange stehen bleiben, damit er in der Zwischenzeit arbeiten kann.
Für Touristen, die in Bolivien als Selbstfahrer unterwegs sind, kann das zu einer echten Herausforderung werden!
Am Nachmittag fahren wir weiter und erreichen gegen 15:00 Uhr Uyuni.
Hier besuchen wir den berühmten Eisenbahnfriedhof — ein faszinierender Ort voller verrosteter Dampflokomotiven und Waggons, die seit den 1940er Jahren in der Wüste zurückgelassen wurden.
Der Eisenbahnfriedhof entstand, als das bolivianische Eisenbahnprojekt aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten und einer sinkenden Nachfrage nach Mineraltransporten aufgegeben wurde. Die mächtigen Maschinen, die einst für den Transport von Mineralien genutzt wurden, sind heute von der rauen Umgebung gezeichnet und wirken wie surreal anmutende Skulpturen.
Wir klettern auf den alten Zügen herum, lassen uns von der einzigartigen Atmosphäre des Ortes einfangen und machen natürlich ein paar Fotos.
Im Anschluss besorgen wir in Uyuni noch etwas Bargeld und fahren dann in unser Hotel Luna Salada. Dieses ist vollständig aus Salz gebaut und bietet nicht nur einen fantastischen Blick auf die weite Uyuni-Wüste, sondern auch zahlreiche Annehmlichkeiten.
Es ist ein wahres Labyrinth aus verwinkelten Gängen und Räumen, die viel zu entdecken bieten. Von einem Wellnessbereich mit Whirlpool, Sauna und Dampfbad bis hin zu einem Spielzimmer mit Tischkicker und Billard – hier ist für jeden etwas dabei. Und auch unser Zimmer ist sehr schön:
Nachdem wir das Hotel erkundet haben, genießen wir eine Runde Wellness: Ich gönne mir eine Massage mit Salz aus der Uyuni-Wüste, während Andreas sich im Whirlpool entspannt.
Um 19:30 Uhr essen wir im Hotel, wo uns heute ein Buffet erwartet. Es ist zwar kein kulinarisches Highlight, aber die Auswahl ist ganz ok. Nur die Getränke sind leider maßlos überteuert, was uns ein wenig den Appetit verdirbt.