Altiplano
Serranías del Hornocal, La Quiaca
In der Nacht hat es wieder etwas geregnet, aber am Morgen begrüßt uns ein strahlend blauer Himmel, durchsetzt mit ein paar Schäfchenwolken – perfektes Urlaubswetter!
Obwohl unser kleines Häuschen zur Selbstverpflegung ausgelegt ist und über eine relativ gut ausgestattete Küche verfügt, haben wir bei Booking mit „Frühstück inklusive“ gebucht. In dieser Hinsicht werden unsere Erwartungen allerdings nicht wirklich erfüllt: Im Kühlschrank sind zwei gefrorene Brötchen, ein Mini-Stück Butter und ein winziges Schälchen Marmelade für uns zwei hinterlegt. Na zumindest müssen wir nicht komplett nüchtern in den Tag starten…
Gegen 8:00 Uhr machen wir uns voller Vorfreude auf den Weg nach Humahuaca, um die berühmten Serranías del Hornocal zu besuchen.
Schon die Anfahrt ist ein kleines Abenteuer für sich. Über eine staubige Schotterstraße, die sich in unzähligen engen Serpentinen den Berg hinaufschlängelt, gewinnen wir stetig an Höhe und erreichen nach etwa 50 Minuten schließlich den Parkplatz auf über 4.300 Metern.
Hier empfängt uns ein eisiger Wind, der auf dieser Höhe aber wohl dazugehört. Und die Aussicht entschädigt für alles: Vor uns liegt die Serranía del Hornocal, ein atemberaubendes Gebirgsmassiv, das wie eine bunte Sägezahnlandschaft wirkt. Kein Wunder, dass es auch als Berg der 14 Farben bekannt ist – die Farbvielfalt ist das Ergebnis verschiedener Mineralienschichten, die sich im Laufe der Jahrtausende abgelagert haben.
Ein Schild am Startpunkt weist darauf hin, dass die Höhenlage hier ernst genommen werden sollte.
„Langsam gehen“ lautet die Empfehlung, denn in der dünnen Luft auf über 4.300 Metern kann jede überstürzte Bewegung schnell anstrengend werden.
Wir haben kein Problem mit langsam gehen — der perfekte Grund, den Anblick der bunten Felsformationen ganz bewusst zu genießen.
Gegen 9:30 Uhr starten wir unsere Wanderung vom Parkplatz aus. Der Weg führt zunächst etwa 100 Höhenmeter hinunter zum ersten Aussichtspunkt.
Schon während des Abstiegs bieten sich erste atemberaubende Blicke auf die farbigen Felsen der Serranía del Hornocal, auch wenn die Bergspitzen noch von einer Wolkendecke umhüllt sind.
Am Aussichtspunkt angekommen, verweilen wir eine ganze Weile, um die einzigartige Szenerie zu genießen und unzählige Fotos von den zackigen, bunten Gesteinsformationen zu machen.
Der Aufstieg zurück zum Parkplatz erweist sich durch die dünne Höhenluft als durchaus anstrengend, aber mit ein paar kurzen Pausen ist er gut zu meistern.
Oben angekommen, entdecken wir einen zweiten Wanderweg, der sich seitlich vom Parkplatz wegschlängelt. Neugierig und voller Tatendrang folgen wir diesem Pfad, der uns zu weiteren Aussichtspunkten führen und uns neue Perspektiven bescheren soll.
Der Weg ist ziemlich eben und lässt uns die umliegende Landschaft in vollen Zügen genießen.
Die Wolkendecke lichtet sich unterwegs immer mehr, und die Farben des Hornocal leuchten jetzt in ihrer ganzen Pracht – genau im richtigen Moment für weitere beeindruckende Fotos.
Kurz darauf treffen die ersten Busse voller Touristen ein, doch der Trubel hat auch einen Vorteil: Die Verkaufsstände am Parkplatz öffnen.
Wir gönnen uns ein paar frisch zubereitete Tortillas mit Käse und Tomaten – simpel, aber lecker. Der dazu bestellte Kaffee ist jedoch leider ungenießbar und findet sein Ende in der Steppe.
Gegen 11:30 Uhr treten wir die Rückfahrt an. Unterwegs kommen uns immer mehr Autos entgegen, was uns darin bestärkt, dass unser früher Start die richtige Entscheidung gewesen ist.
Auf dem weiteren Weg Richtung Norden führt uns die Ruta 9 durch eine unglaubliche Landschaft. Immer wieder halten wir an, um Fotos zu machen.
In Abra Pampa tanken wir kurz, diesmal ohne Wartezeit und sogar mit Kreditkartenzahlung. Unser Versuch, Dollar in Pesos zu tauschen, scheitert allerdings an der späten Öffnungszeit der Wechselstube. Also geht es weiter auf der Ruta 9 vorbei an spektakulären Landschaften.
Gegen 15:30 Uhr erreichen wir La Quiaca, die nördlichste Stadt Argentiniens. Hier endet die legendäre Ruta 40, die mit ihren knapp 5.200 Kilometern eine der längsten Straßen der Welt ist und Argentinien von Süden nach Norden durchzieht.
Und auch, wenn man auf den Schildern Fin de „La mitica ruta 40“ aufgrund der vielen Aufkleber kaum noch etwas erkennen kann (wir sind in Argentinien 😉), gibts davon ein Foto.
Anschließend checken wir in unser neues Hotel Refugio del Sol ein.
Auf den ersten Blick wirkt das Zimmer ganz ok, doch im Badezimmer bekommen wir für einen Moment Schnappatmung: Ein riesiges Loch klafft in der Wand und wir überlegen kurz, ob wir uns beschweren und ein anderes Zimmer verlangen sollen. Aber angesichts des niedrigen Übernachtungspreises und unserer wertvollen Urlaubszeit sparen wir uns die Diskussion und arrangieren uns damit.
Nach dem Verstauen unserer Koffer brechen wir noch zu einem Abstecher zur Laguna Colorada auf.
Der Name hatte bei uns gewisse Erwartungen geweckt, denn wir hatten sofort die berühmte, leuchtend rote Lagune in Bolivien im Kopf, die wir in ein paar Tagen besuchen werden. Doch vor Ort trifft uns die Ernüchterung: Statt einer schillernden Lagune finden wir ein großes, trockenes Becken vor. Vermutlich ist es nur zur Regenzeit gefüllt.
Trotz der Enttäuschung machen wir das Beste aus der Situation und erkunden die Gegend ein wenig. Die Landschaft ist hübsch und wir sehen einige Vicuñas und Esel, die hier scheinbar das ruhige Leben genießen.
Und wir stoßen auf unserer Runde sogar noch auf ein paar Petroglyphen:
Nach unserer Rückkehr machen wir noch einen kleinen Stadtbummel durch La Quiaca. Besonders der Markt zieht unsere Aufmerksamkeit auf sich: Ein buntes Gewirr aus Ständen, an denen frisches Obst und Gemüse, handgefertigte Waren und allerlei Kleinigkeiten feilgeboten werden.
Und da Geldtauschen fast schon zur täglichen Routine gehört, decken wir uns auch heute wieder mit neuen Peso-Scheinen ein. Mehr als der Gegenwert von 100 USD passt nämlich nicht in unseren Geldbeutel – allein wegen der schieren Menge an Scheinen.
Mit unserer frisch aufgefüllten Reisekasse machen wir uns gegen 20:30 Uhr auf den Weg in die Resto Bar Ruta 40 zum Abendessen.
Das Restaurant wirkt gemütlich und einladend, doch wir sind leider die einzigen Gäste. Obwohl viele Tische als reserviert gekennzeichnet sind, bleibt es den ganzen Abend leer. Der Kellner klärt uns auf, dass die Einheimischen hier oft erst nach Mitternacht essen gehen – eine für uns ungewöhnliche Esskultur, die wir uns definitiv nicht zu eigen machen werden.
Gegen 22:00 Uhr sind wir zurück im Hotel und wieder ist ein Urlaubstag zu Ende. Mal sehen, was uns morgen erwartet.