Altiplano

Pucará de Tilcara, Quebrada de las Señoritas

Heute heißt es Abschied nehmen von Purmamarca, diesem quirlig-touristischen Ort, der uns in den letzten beiden Tagen gut gefallen hat. Obwohl wir gerne noch länger geblieben wären, ziehen wir heute weiter Richtung Norden und sind gespannt auf die Erlebnisse, die vor uns liegen.

Vorher wartet jedoch noch eine letzte Aufgabe: Mariana, die Putzfrau unserer Unterkunft, kommt vorbei, um die Zahlung in bar entgegenzunehmen. Eine einfache Bestätigung via WhatsApp über den Erhalt des Geldes sorgt für eine fast absurde Kommunikations-Hürde.

Mariana ist total unsicher und möchte unbedingt zuerst Rücksprache mit dem Besitzer halten, ob sie uns den Erhalt des Geldes bestätigen darf. Nach etwa 15 Minuten hin und her gibt es dann endlich die ersehnte Nachricht, und wir können gegen 9:00 Uhr aufbrechen.

Erster Halt: die Bäckerei. Mit frischen Croissants ausgestattet, starten wir in den Tag. Der Himmel zeigt sich heute Morgen bedeckt, was nicht ganz zu unserer Wetterprognose passt – aber die Hoffnung auf Sonne bleibt.

In Tilcara legen wir zwei wichtige Zwischenstopps ein. Zuerst tanken wir das Auto voll, was in dieser Region, wo die Tankenstellendichte zunehmend geringer wird, strategisch notwendig ist. Auch wenn die lange Schlange an der Zapfsäule eine halbe Stunde kostet, ist es besser, als später ohne Sprit dazustehen.


Gegen 10:00 Uhr erreichen wir dann das Pucará de Tilcara. Diese präkolumbianische Festung liegt etwa 1.500 Meter über dem Tal der Quebrada de Humahuaca und gehört zu den bedeutendsten archäologischen Stätten der Region.

Vor mehr als tausend Jahren wurde sie von den Tilcara-Indianern als Verteidigungsanlage und Wohnsiedlung errichtet. Die aus Stein erbauten Mauern boten Schutz und einen weiten Überblick über die Täler. Heute vermitteln rekonstruierte Häuser, zeremonielle Plätze und Gräber einen faszinierenden Einblick in das Leben dieser indigenen Kultur.

Wir zahlen die 12.000 ARS Eintritt und machen uns dann auf den Weg, die Anlage auf einem ausgedehnten Rundgang zu erkunden und für einen einen Moment in eine längst vergangene Zeit einzutauchen.

Nach dem Rundgang besuchen wir noch den angrenzenden botanischen Garten. Hauptsächlich Kakteen prägen diesen Bereich – ein Anblick, der uns nach den letzten Wochen nicht mehr ganz so spektakulär erscheint. Dennoch ist der Abstecher ganz interessant und die gelb leuchtenden Kakteen-Blüten sind wunderschön.


Wieder auf der Straße, halten wir an einer Gomería, um den zunehmend problematischen linken Hinterreifen mit Luft zu versorgen. Die Abstände, in denen wir das machen müssen, werden immer kürzer, was uns langsam ein bisschen Sorgen bereitet.

Später legen wir einen Zwischenstopp in dem kleinen, charmanten Dorf Uquía ein und kehren bei Doña Lidia ein.

Sie ist in der Region berühmt für ihre Tamales – ein Ruf, der durch mehrere Bilder an den Wänden ihres Restaurants eindrucksvoll unterstrichen wird. Da uns Tamales bei einem früheren Versuch jedoch nicht besonders geschmeckt haben, entscheiden wir uns für das Lammgericht.

Jemand, der für Tamales so bekannt ist, muss schließlich auch ein gutes Lamm zubereiten können. Wir haben eine gute Wahl getroffen und satt und zufrieden machen wir uns wieder auf den Weg.


Gegen 13:00 Uhr erreichen wir die Quebrada de las Señoritas, wo wir eine Wanderung geplant haben.

Wie schon vermutet, ist der Zugang auch hier inzwischen kommerzialisiert worden. Ohne Guide geht nichts mehr, und so müssen wir uns notgedrungen einer kleinen Gruppe anschließen. Aber Andrea und José, unsere beiden argentinischen Mitwanderer, sind sehr nett und wir unterhalten uns unterwegs sehr lebhaft.

Die Legende der Quebrada de las Señoritas wird von den Einheimischen in verschiedenen Versionen erzählt, doch alle verbinden die faszinierenden Felsformationen und Farben der Schlucht mit einer geheimnisvollen Geschichte.

Einer Überlieferung nach lebten in dieser Region drei junge Frauen, die gegen ein göttliches Gebot verstießen. Zur Strafe wurden sie von den Göttern versteinert, um für immer als Mahnung in der Landschaft sichtbar zu bleiben. Die roten und ockerfarbenen Felsen, die wie gewaltige Skulpturen aus der Erde ragen, sollen diese versteinerten Señoritas darstellen.

Eine romantischere Variante der Legende erzählt von einer Señorita, die unglücklich verliebt war. Sie litt so sehr unter ihrem Kummer, dass sie sich der Natur hingab und letztlich zu Stein wurde. Die Schlucht, mit ihren dramatischen Formen und Schattierungen, scheint ihre tragische Geschichte auf ewig zu bewahren.

Freddy, unser Guide, führt uns durch die bizarren Landschaften der Quebrada und zeigt uns immer wieder Formationen, die mit ein wenig Fantasie an menschliche Figuren erinnern – als würde die Natur selbst die Legende nacherzählen.

Die Farben der Schlucht, die je nach Tageszeit und Sonnenstand variieren, verstärken die mystische Atmosphäre und lassen uns verstehen, warum dieser Ort so viele Geschichten inspiriert hat.


Gegen 17:00 Uhr sind wir wieder am Parkplatz zurück und fahren jetzt direkt zu unserer Unterkunft für heute – den Cabañas Kurmi. Abgelegen, aber sehr idyllisch, erwartet uns hier ein kleines Häuschen ganz für uns.

Juan, unser Gastgeber zeigt uns alles und gibt uns ein herzliches Willkommen. Nach einem kurzen Glas Wein und einer erfrischenden Dusche fahren wir nach Humahuaca, um den Tag bei einem Abendessen im Aisito gemütlich ausklingen zu lassen.

Für die Livemusik, die es hier jeden Abend gibt, sind wir leider ein bisschen zu früh dran. Wir haben uns immer noch nicht so richtig an die südamerikanischen Ausgeh-Gewohnheiten angepasst. Aber wir essen mal wieder Empanadas, die wie meistens richtig lecker sind. Und Andreas trinkt mir zuliebe eine Limonade mit, damit ich nicht in der Dunkelheit heimfahren muss 🥰

Mit den Nachrichten zur US-Wahl im Hintergrund und zunehmender Kälte auf 3.000 Metern Höhe beschließen wir den ereignisreichen Tag.