USA - Südwesten

Apache Trail

Der Tag beginnt ähnlich wie der gestrige: Andreas dreht seine sportliche Morgenrunde, ich tippe am Reisebericht und kurz vor 7:00 Uhr sitzen wir beim Frühstück. Die Kirchentruppe ist heute wohl etwas später dran, denn es geht am Büffet deutlich entspannter zu als gestern.

Nach dem Frühstück plündern wir noch eben die Eismaschine, checken aus und sitzen um 7:40 Uhr abfahrbereit im Auto. Der Himmel gibt sich bedeckt und es beginnt sogar ein ganz leichter Nieselregen als wir abfahren — die Natur wird sich freuen und uns stört es nicht besonders. Blauer Himmel wäre zwar schöner, aber man kann nicht alles haben…

Ziel für heute ist im Wesentlichen der Apache Trail und so fahren wir gen Osten. Nach einer halben Stunde kommen wir an der Apache Junction an und kurz darauf sind wir an der Goldfield Ghost Town, einer ehemaligen Goldgräberstadt von 1890.

Diese haben wir zwar 2012 schon einmal besucht, aber damals war es so heiß, dass wir uns kaum draußen aufhalten konnten und schon nach wenigen Minuten in den Saloon flüchten mussten. Dieses Mal ist es deutlich angenehmer. Wir sind die einzigen Besucher und können uns in aller Ruhe umschauen. Das ist der Vorteil der frühen Stunde — andererseits gibt zu dieser Zeit natürlich weder Shows, noch Touren. Die Minentour wäre sicher ganz interessant gewesen.

So trinken wir nach unserem Rundgang halt nur noch eine Limonade und brechen nach einer Dreiviertelstunde wieder auf.


Nur eine knappe Meile hinter der Ghost Town kommen wir zum Lost Dutchmann State Park. Welcher Hollländer sich hier wohl verlaufen hat? Dem Parkschild nach zu urteilen, könnte aber auch ein Holländer seinen Esel verloren haben wink

Wir schnüren unsere Wanderschuhe und machen uns auf, den majestätischen Felsen der Superstition Mountains auf dem Treasure Loop Trail ein wenig näher zu kommen. Es weht eine angenehme Brise und so ist das Wandern durch die Wüstenlandschaft bei der Wärme gar nicht wirklich anstrengend. Knapp 90 Minuten brauchen wir für den Rundweg zum Fuße des Flatiron Massiv und können dabei tolle Ausblicke auf die Felsen, die Saguaros und die Umgebung genießen — richtig toll ist das hier.


Gegen 11:00 Uhr begeben wir uns auf die Weiterfahrt entlang des Apache Trails. Dieser erhielt seinen Namen übrigens, weil die Straße einem alten Pfad folgt, den die Apache Indianer durch die Superstition Mountains nutzten. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Strecke für den Bau des Theodore Roosevelt Dams als Versorgungsstraße ausgebaut — heute wird sie hauptsächlich touristisch genutzt, denn der Apache Trail führt durch eine traumhafte Landschaft: Herrliche Kakteen umrahmt von prächtigen Felsen, Canyons und Mesas, dazu die Ausblicke auf den Canyon Lake und den Apache Lake. Eine perfekte Mischung aus Wasser und Wüste, die uns alle paar Meilen zum Anhalten nötigt, um wieder ein paar Fotos zu machen.

Einzig störend sind die dummen Strommasten, die einfach immer mit auf’s Foto wollen…

Während der gesamten Fahrt kommt uns kaum ein Auto entgegen — es ist fast wie ausgestorben hier. Am Canyon Lake treffen wir das erste Mal auf andere Besucher und kommen kurz mit ihnen in’s Gespräch. Die Amerikaner empfehlen uns, in Tortilla Flat unbedingt die Prickly Pear Ice Cream zu testen, diese wäre wirklich einzigartig.

Und da wir noch nie Kaktuseis gegessen haben, probieren wir das doch glatt aus, als wir ein paar Meilen späterer durch den aus drei Häusern bestehenden Ort kommen. Es schmeckt tatsächlich echt lecker — irgendwie fruchtig und ähnlich wie Erdbeere. Andreas ist sogar so angetan davon, dass er sich gleich noch ein zweites holt.

Ein paar Meilen nach Tortilla Flat endet dann der Teer und unser Auto kann jetzt auf Sandpiste und Washboard mal richtig zeigen was es kann. Die Straße ist teilweise sehr eng und kurvig, aber da wir hier ziemlich alleine unterwegs zu sein scheinen, ist das auch kein größeres Problem.

Wir halten an allen Aussichtspunkten — u.A. am Apache Lake. Der hatte aber auch schon mal mehr Wasser, was man gut am „Badewannenrand“ erkennen kann.

Wir benötigen für die 43 Meilen fast drei Stunden und kommen gegen 14:00 Uhr schließlich am Roosevelt Dam an. Ursprünglich im Jahre 1911 fertig gestellt, wurde er Ende des 20. Jahrhunderts erneuert und ausgebaut, als man feststelle, das der größtmögliche Wasserstand im Reservoir doch deutlich höher ist als man ursprünglich angenommen hatte.


Nach dem Roosevelt Dam wird die Strecke deutlich unspektakulärer und wir machen einfach nur Meilen bis nach Sedona. Das aufregendste unterwegs ist ein kontrollierter Waldbrand an dem wir in geringer Entfernung vorbeifahren, von dem wir aber nur die Gerüche wahrnehmen — zu sehen ist zum Glück nichts.

Als wir Sedona dann näher kommen, lässt der Anblick der roten Berge rund um den Ort unser Herz höher schlagen - irgendwie fühlt sich das an wie nach Hause kommen…

Wir gehen noch schnell in den Whole Foods Market, wo wir Fleisch und andere Sachen zum Grillen besorgen und fahren dann zu unserem vorgebuchten B&B Sedona Bear Lodge, wo wir für die nächsten 3 Nächte einchecken.

Von unseren Gastgebern Myles and Masumi werden wir sehr herzlich empfangen. Sie erklären uns die Gegebenheiten und wir inspizieren unser Zimmer. Alles ist bestens — nicht besonders groß, aber sehr liebevoll eingerichtet und alles ist top sauber. Wir sind zufrieden und werden uns hier sicher wohlfühlen.

Wir springen nochmal schnell unter die Dusche und dann düsen wir auch schon wieder los zu unserem Treffen mit Gabriele und Achim aus dem USA-Forum. Für sie geht der Urlaub gerade zu Ende — wir sind also sozusagen die „Ablösung“ wink

Beim gemeinsamen Grillen, netten Gesprächen und Erfahrungsaustausch verbringen wir zusammen einen sehr angenehmen Abend, der leider viel zu schnell vorbei geht.