USA - Südwesten

Valley of Fire, Las Vegas

Wie schon gestern sitzen wir mit Mühe und Not pünktlich um 8:00 Uhr beim Frühstück. Die Betten hier sind einfach zu gut wink

Heute ist das Haus voll und es haben sich zwei weitere Texaner zu unserer Runde gesellt und zu unserer Überraschung treffen wir am Frühstückstisch auch auf ein UK-Pärchen, das schon in Moab gemeinsam mit uns im Desert Hills B&B übernachtet hat. Was für ein Zufall! Wir plaudern ganz nett und warten darauf, was Tom uns heute servieren wird.

Es gibt eine Art Stuffed French Toast mit Würstchen, was leider überhaupt nicht mein Ding ist. Aber ich will nicht meckern — allen anderen scheint es recht gut zu schmecken. So bekommt Andreas eben die doppelte Portion und ich sorge etwas dafür, dass die Waage nach dem Urlaub bei mir nicht allzu sehr ausschlägt…

Gegen 9:00 Uhr brechen wir dann auf, nachdem wir noch getankt und die Kühlbox mit Eis versorgt haben. Wir sind heute überhaupt nicht in Eile — die Strecke bis Las Vegas ist nicht sehr lang und wir haben nur ein Hauptziel für unterwegs: das Valley of Fire. Außerdem gewinnen wir heute ja auch wieder eine Stunde, wenn wir Utah verlassen.

Gegen 10:00 Uhr passieren wir auf der Interstate die erste Grenze und kommen nochmal für ein paar Minuten durch Arizona. Wir stellen unsere Uhren auf 9:00 Uhr zurück und registrieren auch sofort die beiden anderen Konsequenzen des Grenzwechsels: das Tempolimit von 80 gehört der Vergangenheit an und mein 4G Empfang auf dem iPhone ändert sich abrupt auf No Service.

Eine Viertelstunde später dann die nächste State Line. Jetzt brauchen wir kein Welcome-Schild um zu wissen, in welchem Bundesstaat wir uns befinden, denn die ersten Casino-Werbungen lassen nicht lange auf sich warten wink

Hier funktioniert dann auch gleich der Empfang mit meinem iPhone wieder — mit AT&T habe ich eigentlich hauptsächlich in Arizona so meine Probleme gehabt.

Im Valley of Fire angekommen, zahlen wir an der self pay fee station unseren Eintritt und begeben uns dann auf die Parkstraße.

Das Thermometer zeigt 102ºF — das wird wohl recht heiß werden heute…

Wir schauen kurz im Visitor Center vorbei, um uns eine Map zu besorgen und entdecken dort dieses große Hinweisschild.

Als wir uns bei einem Ranger nach einem kürzeren Hike erkundigen, malt dieser die Bedrohung durch die Temperaturen in den düstersten Farben und meint, er könne uns heute leider nur empfehlen, überhaupt nicht zu wandern.

Wir erklären zwar, dass uns die Wärme nichts ausmacht und wir schon öfter bei solchen Temperaturen gelaufen sind. Er schüttelt nur den Kopf…

Nun gut, da wir nicht hergekommen sind, um nicht zu wandern, verlassen wir uns auf unsere Vorbereitungen und unser Bauchgefühl und fahren erstmal bis zum Parkplatz für den White Domes Trail. Schon die Anfahrt entlang der Scenic Road ist faszinierend und wir bekommen schier den Mund nicht mehr zu: die wunderbaren Farben rund um uns herum sind der Wahnsinn — der Name Valley of Fire — ist hier echt Programm.

Am Trailhead angekommen, wundern wir uns nicht wirklich über einen gähnend leeren Parkplatz. Wir lassen uns auch vom nächsten Warnschild bzgl. der Wärme nicht beeindrucken, schnüren unsere Wanderschuhe und marschieren mit reichlich Wasser im Gepäck los.

Der Weg führt auf dem ersten Stück durch tiefen Sand und das Laufen ist recht anstrengend. Aber dafür ist es wunderschön und wir genießen die tolle Natur, die wir ganz für uns alleine haben.

Wir lassen uns viel Zeit, bleiben immer wieder stehen und schauen und staunen über die fantastischen Farben und die vielen interessante Felsformationen. Wir kommen durch einen kleinen Slot Canyon und entdecken viele kleine Arche.

Wir sind total im Farbrausch, ich glaube, wir haben noch nirgendwo soviele bunte Steine gesehen wie hier und der Kameraauslöser glüht.

Und dann finden wir unterwegs mal wieder ein Smartphone, was heißt, dass wir wohl doch nicht die einzigen sind, die sich über die Ranger-Warnungen hinwegsetzen.

Nach kurzer Untersuchung stellen wir fest, dass es offenbar einem Franzosen gehört und wir versuchen, die letzte Nummer aus der Anrufliste zu kontaktieren, um den Besitzer zu ermitteln. Leider funktioniert das aber nicht, da die SIM-Karte gelockt ist.

Nach der Rückkehr zum Auto sprechen wir dann noch einige Leute auf das Smartphone an, aber niemand scheint eines zu vermissen. So beschließen wir, später im Visitor Center noch einmal zu fragen, aber jetzt wollen wir uns erst mal die berühmte Fire Wave anschauen.


Es gibt mehrere Möglichkeiten, dahin zu gelangen. Für heute — bei unserem ersten Besuch — halten wir uns an den offiziellen Weg, auch wenn dieser wohl etwas länger ist. Aber den anderen kennen wir nicht so genau und wir wollen heute kein Risiko eingehen.

Auf dem Parkplatz steht ein einzelnes Wohnmobil, in dem eine ältere Frau sitzt. Sie erzählt uns, dass ihr Mann alleine zur Fire Wave unterwegs sei und sie hier auf ihn warte, weil es ihr zu heiß sei.

Kann man verstehen, die Temperaturen sind wirklich kuschelig. Nichtsdestotrotz wollen wir die Welle mit eigenen Augen anschauen und laufen los. Auch hier verläuft das erste Stück des Weges wieder durch Sand, später dominieren Steine und Felsen.

Die Umgebung ist wirklich faszinierend und davon, dass die Feuerwelle zur reinsten Pilgerstätte mutiert sei, wie in vielen Reiseberichten zu lesen ist, ist zumindest heute nichts zu bemerken. Außer dem einen Mann, dessen Frau am Parkplatz wartet, begegnen wir keiner Menschenseele.

Als wir dann an der Fire Wave ankommen, sind wir schon etwas geplättet — die 42 Grad machen sich langsam bemerkbar. Aber der Anblick entschädigt uns für die Mühen, auch wenn ich mir die Welle aufgrund der Fotos deutlich größer vorgestellt hätte.

Wir bleiben noch eine Weile hier und schauen uns in der Umgebung um, dann machen wir uns langsam auf den Rückweg mit dem festen Vorsatz, das Valley of Fire noch einmal zu einer kühleren Jahreszeit zu besuchen. Von den vielen Schätzen der Natur, die es hier zu entdecken gibt, haben wir auch bei unserem zweiten Besuch nur einen Bruchteil gesehen.

Kurz bevor wir wieder den Parkplatz erreichen, kommt uns ein Mann entgegen, der nicht unbedingt so wirkt, als ob er hier wandern möchte — er scheint eher auf uns zu warten.

Und tatsächlich: es stellt sich heraus, dass es der Franzose ist, der sein Smartphone verloren hat. Er hatte in der Zwischenzeit mehrere Leute gefragt und so über einige Ecken herausgefunden, dass ein deutsches Ehepaar ein Smartphone gefunden hat und jetzt auf dem Trail zur Fire Wave unterwegs ist.

Er freut sich total und bedankt sich überschwänglich bei uns und wir sind froh, dass wir das Teil wieder an den Mann bringen konnten.

Wir halten noch kurz am Parkplatz zur Rainbow Vista und schauen uns hier eine Weile um, aber dann werden die Temperaturen doch zu heftig und wir müssen uns schweren Herzens vom Valley of Fire verabschieden: bei 111ºF brechen wir auf nach Las Vegas.


Hier kommen wir gegen 15:00 Uhr an und legen im North Premium Outlets einen kurzen Zwischenstopp ein. Im Schnelldurchlauf lassen wir ein paar Dollars und sind dafür für heute Abend ausgehtauglich.

Dann wird die Zeit trotz der heute gewonnenen Stunde langsam knapp. Wir düsen als erstes zum Tropicana, um unsere Tickets für die Jan Rouven Show abzuholen, denn die Gutscheine müssen eine Stunde vor Showbeginn eingelöst werden, sonst verfallen sie.

Die Schlange am Ticket-Schalter verheißt zuerst nichts Gutes, aber dann kommt ein netter Angestellter und bedient vorzugsweise Kunden mit vorbestellten Karten. Glück gehabt.

Dann geht es zum Flamingo, wo wir auf einen schnellen Checkin hoffen. Allerdings gestaltet sich schon die Parkplatzsuche schwierig. Erst auf dem allerletzten Level sind einige wenige Plätze frei. Jetzt heißt es Koffer schnappen und zum Checkin sprinten — aber dort oh Schreck: in der Schlange stehen mindestens 70-80 Leute, das schaffen wir nie und nimmer, nicht mal ungeduscht…

Wir überlegen schon, ob wir zurück zum Tropicana gehen sollen und erst nach der Show einchecken, da kommt mir meine Mama in den Sinn. Sie hat immer gesagt „Du musst nur schwätzen mit die Leut“ — also tue ich das. Ich erkläre den beiden Asiaten, die ganz vorne in der Schlange stehen, kurz unsere Situation und sie lassen uns tatsächlich vor. So sind wir die nächsten und alles geht ganz fix thumbsup

Wir bekommen ein Zimmer im 18. Stock, was wir nur ganz oberflächlich inspizieren, schnell unter die Dusche springen und uns dann ein Taxi zum Tropicana nehmen.

So sind wir immerhin 20 Minuten vor Show-Beginn da, können uns sogar bei Starbucks noch schnell etwas zwischen die Zähne schieben und dann ist auch schon Showtime.

Und was soll ich sagen: wir sind restlos begeistert. Die Show ist einfach sensationell — phänomenal — unfassbar.

Wir sitzen ganz vorne genau an der Bühne und erleben alles hautnah — teilweise können wir sogar hinter die Kulissen schauen. Aber so sehr wir uns auch bemühen herauszufinden, wie ein Trick funktioniert — wir werden immer wieder mit neuen Wendungen überrascht.

Auch wenn man einige der Tricks in irgendeiner ähnlichen Form vielleicht schon mal gesehen hat — mit Sicherheit noch nie in dieser Perfektion und mit dieser Wahnsinnsgeschwindigkeit.

Dabei ist Jan Rouven ein sehr sympathisch gebliebener Magier, der sich auch nach der Show noch Zeit mit seinen Zuschauern für Fotos und Autogramme nimmt.


Im Anschluss an die Show bummeln wir noch eine Runde über den Strip und gehen im Outback Steakhouse etwas essen. Wir teilen uns eine Blooming Onion als Vorspeise und dann gibt es ein Sirloin Steak für mich und Lammkoteletts für Andreas. Beides in gewohnter Outback-Qualität.

Auf dem Rückweg zu unserem Hotel kommen wir am Bellagio vorbei, wo gerade die Wasserfontänen im Gange sind. Wir schauen eine Weile zu, streifen noch durch die Forum Shops und verschwinden dann in unserem Zimmer. Zum Fotografieren war es irgendwie schon zu dunkel und es sind nur zwei kümmerliche Bilder entstanden:

Andreas geht noch mal auf ein Bier nach unten und schaut den Spielern im Casino zu, aber ich habe keinen Nerv mehr auf die Stadt — Las Vegas ist einfach nicht mein Ding: zu hektisch, zu crazy, zu abgefahren.

Ich tippe noch etwas am Reisebericht bis Andreas wieder kommt und dann wird in Sin City das Licht ausgeknipst.