Kurzurlaub Madeira

Von Rabaçal zu den 25 Quellen

Andreas hält es schon am zweiten Urlaubstag nicht mehr sehr lange im Bett aus und geht morgens eine Runde joggen während ich mich nochmal in den Kissen umdrehe.

Um kurz nach 8:00 Uhr sitzen wir dann beim Frühstück, das wie schon gestern sehr üppig und vielseitig ist und wir genießen es auf der Terrasse am Pool mit Blick auf den Atlantik. Einzig etwas störend sind die Tauben, die überall herumspazieren und wenn man nicht aufpasst, ihre Häufchen hinterlassen — und es gibt doch tatsächlich Gäste, die sie noch mit Brotkrumen vom Frühstück anlocken…

Pünktlich um 9:00 klingelt unser Telefon im Zimmer und die Dame von der Rezeption vermeldet, dass unser Mietwagen gerade gekommen sei.

Wir erledigen die Formalitäten und bekommen einen kleinen schwarzen Franzosen, der schon ziemlich viele Macken, Kratzer und Dellen hat. Dafür ist aber der Tank fast leer wink Na egal — Hauptsache er fährt…

Und wir können ihn im Parkhaus des Hotels kostenlos abstellen — auch nicht unbedingt eine Selbstverständlichkeit…

Das hier ist er, unser kleiner Begleiter für die nächste Woche:


Nach einem kurzen Wetter-Check entscheiden wir uns heute für den Westteil der Insel. Man sagt ja, ohne eine Levada-Wanderung habe man Madeira nicht wirklich erlebt und so beschließen wir, heute die Wanderung zu den 25 Quellen in Angriff zu nehmen.

Levadas — das sind die typischen Bewässerungskanäle auf Madeira, die das Wasser aus den niederschlagsreicheren Gebieten im Norden zu den landwirtschaftlichen Anbaugebieten im Süden leiten. Etwa 800 km Hauptwassergräben verlaufen — teilweise an steilen Felswänden entlang oder durch Tunnel geleitet — von Nord nach Süd. Zur Wartung sind oft schmale Wege an den Gräben entlang angelegt, die sich ideal für Wanderungen eignen.

Gegen 9:30 Uhr starten wir also unseren heutigen Ausflug nach Rabaçal. Da wir kein Navi haben, müssen wir uns den Weg durch die vielen kleinen Ortschaften auf der Karte erarbeiten. Entlang der Küstenstraße ist das noch unproblematisch, aber später wird es zur echten Herausforderung. Und auch das Tanken ist nicht ganz einfach: an der ersten Tankstelle, die wir ansteuern, sagt man uns, für heute sei der Sprit alle — wir sollen morgen wiederkommen eek Okay… Wir sind hier offenbar nicht nur geografisch näher an Afrika als an Europa…

Aber wir finden immerhin einen Supermarkt, um uns ein paar Getränke für die nächsten Tage und eine Flasche Madeira-Wein für heute Abend zu besorgen und schließlich finden wir auch den Weg nach Rabaçal.

Die Anfahrt gestaltet sich recht abenteuerlich: die Straßen sind sehr schmal und steil und wir müssen mit unserem PS-schwachen Auto größtenteils im ersten Gang nach oben zuckeln.

Als wir schließlich den Parkplatz erreichen, stehen nur etwa 10 Autos da und wir rechnen eigentlich nicht damit, dass wir allzu viele Leute unterwegs treffen werden.

Wir schnüren also die Wanderschuhe und los geht’s…

Der idyllische, schattige Weg entlang der Levada do Risco ist anfangs recht breit und bequem und führt durch eine bemerkenswerte immergrüne Landschaft. Das Wasser ist dabei ein ständiger Begleiter: überall gurgelt es, Tausende kleine Rinnsale fließen über das glitschige Gestein und dicke Moospolster bedecken den Waldboden. Man kann das viele Wasser förmlich riechen.

Einmal müssen wir unterwegs auch einen recht langen Tunnel von fast 800 Metern Länge durchqueren. Darin ist es stockdunkel und wir müssen uns mangels Taschenlampe mit unserer Handy-Beleuchtung orientieren. Zur Not reicht es, aber wir können nicht verhindern, immer wieder in tiefe mit Wasser gefüllte Löcher zu treten und recht nasse Füße zu bekommen. Ein Lampe empfiehlt sich bei dieser Wanderung also unbedingt.

Natürlich gibt es auch vielerlei Blümchen und und andere interessante Flora am Wegesrand:

Nach etwa 90 Minuten haben wir den Felskessel der 25 Quellen erreicht. Das aus allen Ecken, über Moose, Farne und Felsen hervorquellende Wasser hat hier einen kleinen See gebildet und wir halten mit unseren mitgebrachten Broten ein kleines Picknick ab.

Auf dem Rückweg zeigt sich dann leider, dass diese Wanderung mit zu den beliebtesten auf der Insel zählt: es herrscht ein Verkehr wie auf der Autobahn und uns kommen immer größere Wandergruppen entgegen.

An vielen engen Stellen, wo man nicht nebeneinander laufen kann, muss man minutenlang stehenbleiben und die entgegenkommenden Gruppen im Gänsemarsch vorbei laufen lassen.

Gegen 13:30 Uhr sind wir dann wieder zurück am Parkplatz und sind nicht erstaunt, diesen jetzt rappelvoll vorzufinden. Die ganze Anfahrtsstraße ist zugeparkt und mindestens sechs große Reisebusse haben hier ihre Gäste „entladen“.


Auf der Rückfahrt nach Calheta kommen wir am Convento das Vinhas vorbei — ein nettes kleines Lokal mit schönem Ausblick auf das Meer.

Die Wanderung hat uns Appetit gemacht und wir probieren eine der lokalen Spezialitäten: Degenfisch mit karamellisierten Bananen und Maracuja-Soße.

Das Essen ist sehr lecker und uns gefällt es hier so gut, so dass wir deutlich länger hocken bleiben als ursprünglich geplant.


Auch für den Rückweg zum Hotel entscheiden wir uns später gegen die Schnellstraße, da diese fast permanent durch Tunnels führt und man dabei so gut wie nichts von der Landschaft sieht. Da zuckeln wir lieber über die alten Serpentinen, die uns durch kleine Dörfer und vorbei an abgelegenen Plantagen führen und genießen die Ausblicke, die sich uns bieten.

Wir finden dabei unterwegs sogar eine Tankstelle, die noch Benzin hat wink


Bei Cabo Girão machen wir noch einen kurzen Abstecher zur Steilküste. Hier hat man aus aufregenden 580 Metern Höhe einen atemberaubenden Blick nach unten auf Terrassenfelder und die Küste. Die senkrecht abfallenden Felsen gehören zu den höchsten Klippen Europas.

Einer Legende zufolge soll hier die Mannschaft des Madeira-Entdeckers Zarco ihre erste Erkundung der Südküste abgebrochen haben — so entstand auch der Name, denn Cabo bedeutet Endpunkt…


Gegen 17:30 Uhr sind wir wieder zurück im Hotel. Wir sitzen noch auf der Terrasse und genießen die Abendsonne und den Blick auf das Meer. Zum Essen gehen haben wir irgendwie wieder keine Lust und so lassen wir den Abend noch gemütlich mit einem Glas Madeira-Wein und Fußball WM ausklingen.

Und hier kommen noch die Blümchen des Tages — schließlich sind wir auf der „Blumeninsel“ wink — und unsere heutige Wanderung.