Kanada

Pacific Rim National Park

Um kurz nach sechs weckt mich mein immer noch recht böse kratzender Hals und treibt mich aus dem Bett. Dafür sieht aber der Himmel heute morgen schon wieder viel freundlicher aus als gestern, ansatzweise sind sogar ein paar blauen Fetzen erkennbar wink.

Blick vom Balkon unseres Häuschens:

Um 7:30 Uhr klopft Gabrielle an die Tür und bringt uns ein Tablett mit unserem Frühstück auf’s Zimmer. Das ist hier im B&B offenbar so üblich und manche Gäste mögen das als besonderen Service empfinden.

Uns dagegen gefällt es nicht wirklich, allein in unserem Zimmer an einem kleinen Klapptischchen zu essen und dabei keinen Kontakt zu den anderen Gästen bzw. Gastgebern zu haben. Denn das ist eigentlich das, was wir sonst an B&B’s so mögen: die netten Gespräche in gemütlicher Runde.

Kaffee gibt es leider auch keinen — den müssen wir uns mit den im Zimmer bereitliegenden Utensilien selber aufbrühen. Das gelingt nur mäßig erfolgreich und als wir das ungenießbare Resultat unserer Bemühungen schließlich weggekippt haben, sind die Eier leider kalt.

Nun ja, was soll’s… das restliche Frühstück ist halbwegs ok, verleitet allerdings auch nicht gerade zu Begeisterungsstürmen. Es ist jedenfalls nicht annähernd mit unseren anderen B&B Erfahrungen vergleichbar.


Um 8:15 Uhr sitzen wir im Auto und nehmen Kurs auf Ucluelet, denn wir wollen heute etwas den Pacific Rim Nationalpark erkunden und das von Süd nach Nord.

Eine Dreiviertelstunde später starten wir an einem der Einstiegspunkte des Wild Pacific Trail und laufen in Richtung Westen an der Küste entlang — auf der einen Seite die bemoosten Baumriesen und knorrigen Kiefern des Regenwaldes und auf der anderen Seite die schäumenden Wellen des wilden Pazifik, die mit ohrenbetäubendem Krach ans felsige Ufer schlagen.

Immer wieder gibt es hübsche kleine Aussichtspunkte, die zum Verweilen einladen und wir nehmen jede noch so kleine Schleife der Artist Loops mit, weil es einfach so wunderschön hier ist.

Für den Rückweg nehmen wir dann den Forest Trail, der nicht ganz so spektakulär ist, und sind nach zwei Stunden wieder an unserem Ausgangspunkt am Brown’s Beach zurück.

Den kompletten Wild Pacific Trail haben wir aber damit noch nicht erledigt, denn nicht alle seine Teile sind durchgängig miteinander verbunden. So müssen wir nun erstmal den Parkplatz wechseln, um noch den ebenfalls zum Trail gehörigen Lighthouse Loop in Angriff zu nehmen.

Hier herrscht deutlich mehr Betrieb — trotzdem gefällt uns auch dieser Weg sehr gut. Der Lighthouse Loop ist mit 2.5 Kilometern zwar deutlich kürzer als die erste Etappe, aber nicht minder idyllisch.

Kurz vor dem Leuchtturm steht dann auf einmal ein Reh mitten auf dem Weg.

Wir bleiben stehen, weil wir es nicht erschrecken wollen, da springt plötzlich ein kleines Kitz hinter der Mutter hervor und vollführt die tollsten Sprünge.

Die Mutter schaut die ganze Zeit misstrauisch zu uns herüber, aber irgendwann ist sie scheinbar beruhigt und grast friedlich weiter.


Gegen 13:00 Uhr sind wir wieder am Parkplatz zurück. Jetzt haben wir uns erstmal einen Kaffee verdient, und zwar einen, den wir uns nicht selber kochen müssen wink.

Im Barkley Café werden wir fündig. Bei einem Stück Lemon Pie und einem Cappuccino werden wir Zeuge des 1:0 der Deutschen gegen die Italiener — zum Glück haben wir uns kein italienisches Café herausgesucht wink.

Am Long Beach beobachten wir später die Surfer bei der „Arbeit“ — die Wellen sind heute offenbar ein Traum für sie, denn soweit man schauen kann, sind Surfer — ganz in ihrem Element.


Den nächsten Halt machen wir nur ein paar Kilometer weiter am Trailhead zur Schooner Cove. Ein gerade abfahrendes Paar überlässt uns den Parkschein, der noch bis morgen Nachmittag für den gesamten Nationalpark gilt. Wir nehmen das dankend an, da wir heute Morgen noch keinen Discovery Pass kaufen konnten — das Visitor Center hatte einfach noch zu.

Der Trail zur Schooner Cove gefällt uns ausnehmend gut — er verläuft über einen in die Natur eingebetteten Holzplankenweg durch den Regenwald und ist einfach wunderschön — für uns der schönste Weg im Pacific Rim Nationalpark. Es nieselt zwar unterwegs ein ganz klein wenig, aber das stört überhaupt nicht — im Gegenteil: es ist irgendwie passend.

Als wir am Beach ankommen, hat Andreas — schon ganz nervös — auf seinem iPhone auch endlich wieder Empfang und wir sehen, dass es Deutschland in’s Halbfinale der Fußball-EM geschafft hat. Der nervenaufreibende Elfmeter-Krimi ist uns dank des Funkloch erspart geblieben biggrin.

Unser Timing am Beach ist auch ganz gut: es herrscht gerade Ebbe und wir können über den Strand zu der kleinen Insel hinüber laufen. Dort kraxeln wir einmal rundherum, entdecken schöne Tide Pools und gehen dann wieder den schönen Weg durch den Feenwald zurück.


Gegen 16:30 Uhr sind wir wieder im B&B zurück. Wir sind etwas kaputt und chillen eine kurze Runde, bevor wir uns noch einmal zu Fuß zum Dinner aufmachen.

Wir wollen in’s Wolf in the Fog — davon hatte ich im Vorfeld jede Menge gute Kritiken im Internet gelesen. Da es ziemlich voll ist, müssen wir ein bisschen warten und gehen in der Zwischenzeit noch etwas im Regen durch den Ort spazieren, stöbern durch Souvenirläden und Kunstgalerien.

Bereits nach 15 Minuten bekommt Andreas einen Anruf vom Restaurant, dass jetzt ein Platz an der Bar für uns frei wäre und wir machen uns schnell auf den Rückweg. An der Bar sitzen wir dann richtig toll — wir können über die Ausgabe in die Küche hinein schauen und beobachten wie alles zubereitet wird. Außerdem können wir unsere Auswahl am fertigen Objekt treffen, anstatt nur von der Menükarte — Window shopping sozusagen wink.

Alle Teller sehen super lecker aus und ich entscheide mich für Thunfisch, Andreas für Octopus. Als er jedoch von meinem Thunfisch probiert hat, findet er ihn so gut, dass davon kurzerhand noch eine zweite Portion bestellt wird…

Satt und zufrieden treten wir den Heimweg an, während es immer noch leicht regnet.

Aber das stört uns jetzt auch nicht weiter — immerhin war es den ganzen Tag über trocken und wir konnten alles machen, was wir uns vorgenommen hatten.

Und morgen soll es laut Wetterbericht wieder schön werden.