Kanada

Calgary

Der letzte volle Urlaubstag beginnt total entspannt und relaxt und die guten Vorsätze bzgl. eines Morgenlaufes sind doch glatt vergessen, wenn es im Bett noch so gemütlich ist wink.

Um 8:00 Uhr bekommen wir Frühstück, was wie in den meisten B&B’s bisher sehr reichhaltig und richtig gut ist.

Wir haben das erste Mal in diesem Urlaub keinen richtigen Tagesplan, sondern nur ein paar Ideen im Kopf und wollen uns beim Sightseeing in Calgary einfach treiben lassen.

Das Einzige, was sich etwas fester in unseren Köpfen manifestiert hat und was wir heute am letzten Tag wirklich gerne noch machen möchten, ist ein Besuch von Shakespeare by the Bow, was in den Sommermonaten täglich im Prince’s Island Park stattfindet.

Das Auto lassen wir an der Unterkunft stehen und marschieren stattdessen gegen 9:15 Uhr los in Richtung Bushaltestelle. Diese ist nur einen halben Block entfernt und für 7 CAD können wir von hier zu zweit bis nach Downtown fahren.

Das Geld hätten wir sonst wahrscheinlich locker für’s Parken ausgegeben — mal ganz abgesehen von der Suche nach einem freien Parkplatz…

Wir steigen im Zentrum aus und wollen über die Stephens Avenue erstmal zum Calgary Tower.

Allerdings kommen wir nicht sehr weit, denn nach ein paar hundert Metern bemerke ich, dass sich eine Sohle von meinen Walking-Schuhen ablöst und anfängt am Fuß herumzuschlappern eek

Dafür hat sie sich aber einen geschickten Platz ausgesucht, denn wir laufen gerade an einem Sportgeschäft vorbei. Also steht jetzt ganz spontan erstmal Schuhkauf auf dem Programm, denn mit dieser Sohle kann ich unmöglich den ganzen Tag in der Stadt herumlaufen.

Zum Glück ist das bei mir recht unkompliziert und 20 Minuten später geht es schon weiter zum Calgary Tower.


Für 18 CAD pro Person werden wir hier ohne Wartezeit mit dem Fahrstuhl nach oben katapultiert. Ganz schön happig, der Preis — aber es lohnt sich definitiv. Denn obwohl der Calgary Tower längst nicht mehr das höchste Gebäude in der Stadt ist wie zu Zeiten seiner Entstehung, ist der Rundum-Blick von der Aussichtsplattform genial.

Bei guter Sicht kann man von hier bis zu den 80 Kilometer entfernten Rocky Mountains sehen — heute liegen die Spitzen allerdings in den Wolken.

Als besonderes Highlight wurde 2005 bei der letzten Renovierung des Turmes auf der Aussichtsplattform ein Glasboden eingebaut. Etwas Überwindung gehört schon dazu, darauf zu treten und 170 Meter nach unten zu schauen…

Sehr interessant und lehrreich — auf jeden Fall zu empfehlen — ist der Audioguide, den man sich kostenlos ausleihen kann. Er berichtet u.A. von den warmen Chinook-Winden, die Calgary mit durchschnittlich 333 Tagen Sonne pro Jahr zur „Sunniest City“ in Kanada machen, und die die Temperaturen innerhalb weniger Stunden um bis zu 30 Grad erhöhen können. So verursachte der Chinook bei den Olympischen Winterspielen 1988 in Calgary über Nacht einen Temperaturanstieg von -30°C auf +12°C und Windgeschwindigkeiten von bis zu 120 kmh, so dass zahlreiche Veranstaltungen abgesagt werden mussten.


Zu einem gechillten letzten Tag gehört jetzt erstmal ein kleines Päus’chen und so suchen wir uns ein nettes Straßencafé. Bei Milestones bekommt Andreas ein Bier und ich einen Cappuccino mit White Chocolate Cheesecake yummy.

Dabei beobachten wir eine Weile das bunte Treiben um uns herum und schmunzeln über „Hare Krishna“ dröhnende Demonstranten und Fensterputzer in Kilts mit der klaren Aussage No Peeking.


Wir bummeln weiter und kommen am Olympic Plaza vorbei. Hier stellen wir fest, dass in Kanada mittlerweile auch Frauen als Personen gelten, was offenbar nicht immer so war:

Die streitbaren fünf Ladies, an die hier mit Bronzedenkmälern erinnert wird, erstritten vor knapp 90 Jahren das Recht, dass auch Frauen in den kanadischen Senat berufen werden können. Der Prozess dazu ging als „Persons Case“ in die Justizgeschichte ein — die Richter befanden damals nämlich, dass auch Frauen „qualifizierte Personen“ seien, die als Senatorinnen tätig sein könnten.

An der City Hall frönt eine Gruppe tanzbegeisterter junger Leute ihrem Hobby:

Als nächstes wollen wir uns die Devonian Gardens anschauen. Leider müssen wir jedoch feststellen, dass diese gerade wegen Renovierungsarbeiten geschlossen sind. Pech gehabt sad

Wir wollen gerade weiter, da trifft auf meinem Handy eine Notification von KLM ein: Eine Information, dass unsere morgigen Flüge zum Online-Checkin bereit sind, verbunden mit einem Last Minute Angebot zum Upgrade auf Premium Economy-Plätze. Der angegebene Preis klingt echt verlockend und nach kurzer Diskussion entscheiden wir uns, das mal auszuprobieren.

Wir checken am Handy ein und buchen den Upgrade aber irgendwie klappt das dann nicht mit der Kreditkarten-Zahlung. Die Bordingpässe die wir per Email bekommen, zeigen unsere ursprünglich gebuchten Economy Plätze an und eine weitere Email von Air France informiert uns über die nicht erfolgte Zahlung. Das müssen wir dann wohl morgen nochmal am Flughafen klären…


Da wir keinen richtigen Plan haben, lassen wir uns nun einfach von Downtown bis Uptown und wieder zurück treiben und machen uns dann in Richtung Prince’s Island am Bow River auf.

Auf dem Bow River Pathway kommen wir entlang der schönen Waterfront schließlich dort an.

Leider nur, um zu erfahren, dass an diesem Wochenende ein großes Folk-Festival hier stattfindet und Zutritt zur Insel nur mit entsprechenden Eintrittskarten möglich ist. Für heute würden diese 80 CAD pro Person kosten, was uns natürlich viel zu teuer ist.

Einer der Kartenverkäufer erklärt uns, ein ganz kleiner Teil der Insel rund um das River Café sei auch ohne Karten zugänglich — alles andere sei abgesperrt. Und auf die Frage nach Shakespeare by the Bow erfahren wir, dass das heute nicht auf Prince’s Island stattfindet, sondern auf einer anderen Insel, und auch noch deutlich später als normal — nämlich erst um 22:00 Uhr.

Irgendwie ist das wohl nicht so richtig unser Tag heute…

Wir beschließen, erstmal einen kurzen Stopp im River Café einzulegen, zu dem wir über die nächste Brücke gelangen.

Das Café liegt ganz nett am Fluss und die Festival-Musik tönt im Hintergrund.

Wir suchen uns ein schönes Plätzchen, bestellen einen Drink und gönnen unseren Füßen eine Verschnaufpause. Und weil es hier so schön ist, und die Zeit am letzten Tag mit Siebenmeilenstiefeln zu rennen scheint, bleiben wir noch etwas länger sitzen und essen gleich noch eine Kleinigkeit.

Extrem lecker, auch wenn die Preise uns mächtig schlucken lassen…


Wir laufen noch etwas weiter entlang des Riverwalk in Richtung Patrick Island, beschließen aber dann, dass uns das mit dem Shakespeare heute doch zu spät wird, wenn es erst um 22:00 Uhr losgeht. Schade — das wäre sicherlich ganz nett gewesen…

Also schlagen wir uns langsam wieder in Richtung Downtown zurück. Dabei kommen wir durch Chinatown, was aus unserer Sicht eine weitere Enttäuschung ist. Außer zweisprachigen Straßenschildern — in Englisch und Mandarin — gibt es hier nicht wirklich viel Chinesisches.

Irgendwann sind wir dann wieder in der Stephens Avenue. Es ist Samstag Abend und das eine oder andere Fest mit lauter Musik ist auch hier im Gange.

Und da wir heute so richtig erfolgreich gefühlt nur beim Essen waren, lassen wir uns noch einmal in einem der vielen Straßencafés nieder wink.

Bei Thomsons teilen wir uns eine Wurst- und Käseplatte, sitzen noch eine ganze Weile gemütlich und laufen schließlich zum Bus zurück. Es steht auch gleich einer da, so dass wir direkt einsteigen und losfahren können.

Gegen 20:30 Uhr sind wir wieder im B&B zurück. Wir räumen das Auto komplett leer, damit wir morgen früh packen können und setzen uns dann noch bis zum Eintauchen der Sonne in den Bow River ein letztes Mal in die roten Sightseeing-Stühle auf die Terrasse…