Kanada

Watertown National Park

Bereits um 6:00 Uhr sind wir ohne Wecker munter und draußen lacht die Sonne. Wenn das kein guter Start in den Tag ist. Wir packen schon mal alles zusammen und machen noch einen kleinen Spaziergang am Seeufer, wo wir mal wieder auf die hübschen roten Stühle treffen.

Ab 7:00 Uhr gibt es dann Frühstück im Lakeside Chophouse. Hier waren wir ja bereits gestern zum Abendessen recht zufrieden und die Öffnungszeiten passen gut zu unserem Tagesplan, also suchen wir gar nicht erst nach einer Alternative. Andreas bedient sich am Buffet, ich nehme Eier Benedict und beide sind wir sehr zufrieden.

Auf unserem Plan stehen heute vormittag eigentlich ein paar Stopps und kürzere Wanderungen entlang des Akamina Parkway. Leider müssen wir feststellen, dass die Einfahrt zu eben jener Parkstraße gesperrt ist — das haben wir bei unserer Ankunft gestern Abend irgendwie total übersehen. Wir sind etwas verunsichert und beschließen, im Visitor Center nachzufragen, welches um 8:00 Uhr öffnet.

Dort bekommen wir dann die glorreiche Information, dass der gesamte Akamina Parkway aktuell wegen Restaurierungsarbeiten für Privatfahrzeuge gesperrt sei. Alternativ gäbe es einen Park Shuttle — der erste fahre um 8:00 Uhr und wäre gerade weg, der nächste dann erst um 10:00 Uhr.

Na Klasse — das war dann wohl eher ein suboptimales Timing und Umdisponieren ist angesagt. Macht aber nix — wir sind ja flexibel und haben einen Plan B in petto. Dieser heißt Red Rock Parkway und führt uns jetzt erstmal zu den Blakiston Falls.


Die Fahrt auf der Parkstraße ist total schön und wir genießen die Landschaft, die hier im Waterton Park ein interessanter Mix aus Prärie und Bergen ist. Dabei sind wunderbar wenige Autos unterwegs. Wir können fast Schrittgeschwindigkeit fahren und nach Tieren Ausschau halten, ohne dass von hinten jemand drängt.

Auch die Parkplätze und Viewpoints sind nahezu leer und so fahren wir mit vielen Stopps unterwegs ganz entspannt bis zum Ende der Straße, wo der Trail zu den Blakiston Falls beginnt.


Kaum haben wir aber hier unsere Wanderschuhe angezogen und sind auf dem Weg zu den Falls, ist es mit der himmlischen Ruhe leider vorbei. Lautes Maschinendröhnen und Absperrbänder deuten daraufhin, dass hier Restaurierungsarbeiten im Gange sind.

Und als wir schließlich an den Wasserfällen ankommen, ist der Viewpoint, von dem aus man auf die Blakiston Falls sehen kann, total gesperrt. Sehr ärgerlich! Klar müssen Restaurierungsarbeiten hin und wieder sein, aber doch nicht gerade dann, wenn wir hier wandern wollen wink.


Als Alternative gehen wir auf dem Rückweg noch den kleinen Red Rock Canyon Loop, der wirklich richtig hübsch ist und zeigt, dass es rote Steine nicht nur in Utah gibt.

Allerdings stehen wir auch hier an der zweiten Brücke wieder vor einem Closed Schild und müssen umkehren. Und so langsam fragen wir uns, ob wir den Waterton Park wirklich mögen sollen. Der komplette Akamina Parkway gesperrt, die Blakiston Falls gesperrt, die Hälfte des Red Rock Canyon Trails gesperrt — und das alles mitten in der Peak Season… Kann man das nicht auch anders organisieren dontknow


Gegen 10:00 Uhr sind wir wieder am Parkplatz zurück und beschließen nun, unser Glück im Nordosten des Parks zu versuchen. Irgendwo muss es doch mal ein Stück ohne Absperrbänder geben… Entlang der Parkstraße genießen wir wieder die tollen Aussichten und halten immer wieder für ein paar Fotos an.

Wir fahren bis zum Bison Paddock, wo wir eine Runde drehen und dabei auch ein paar Bisons und Präriehunde entdecken.

Dann stellen wir unser Auto am Parkplatz für den Horseshoe Basin Trail ab und marschieren auf diesem ein Stück los. Der gesamte Trail ist jetzt natürlich zu lang, aber wir wollen wenigstens noch zwei Stunden bissle was tun, bevor wir den Park wieder verlassen. Und immerhin ist das heute ja auch eine unserer letzten Chancen auf Wildlife — hier im Horseshoe Basin sollen Bären, Hirsche und Bighornschafe zu Hause sein.

Der Weg führt permanent bergauf durch mannshohes Präriegras und im Blick zurück haben wir eine fantastische Aussicht — dieser Mix aus Prärie und Bergen ist wirklich einzigartig.

Einzig störend sind die furchtbar lästigen und penetranten Fliegen, die zwar nicht stechen, aber hartnäckig versuchen, in jede Körperöffnung zu gelangen. Auf diese Art von Wildlife waren wir jetzt nicht unbedingt aus — leider bleibt es aber die einzige Art, die wir zu sehen bekommen.


Gegen 14:00 Uhr haben wir unsere kleine Runde beendet und verlassen den Waterton Park wieder. Jetzt geht es auf dem Cowboy Trail nach Norden — unserer vorletzten Station entgegen. Wir kommen vorbei an endlosem Farmland, saftigen Wiesen, glücklichen Kühen, aufgestapelten Heuballen und im Hintergrund sind dabei immer die Berge zu sehen. Das ist einfach so toll, dass wir ein Dauergrinsen im Gesicht nicht unterdrücken können und auch gar nicht wollen.

In Pincher Creek genehmigen wir uns ein Eis und kaufen Briefmarken, damit auch die letzten Postkarten endlich mal auf die Reise gehen können.

Der nächste Stopp steht dann in Lundbreck an — hier gibt es ein paar hübsche Wasserfälle direkt an der Straße, für die man durchaus anhalten kann, wenn man einmal da vorbei kommt. Eine kleine Badestelle zum Erfrischen ist auch vorhanden und es gibt auch Picknickplätze für eine längere Pause. Wir machen allerdings nur ein paar Fotos und fahren dann weiter in Richtung Coleman.


Als wir über den Crownsnest Pass kommen, fällt uns ein großes Feld aus riesigen Gesteinsbrocken auf der rechten Seite auf und wir halten neugierig an. Auf einer Infotafel lesen wir, dass wir hier die Überreste eines riesigen Bergrutsches — des sogenannten Frank Slide — vor uns haben und dass es nur wenige hundert Meter weiter eine Ausstellung dazu gibt.

Das interessiert uns sehr und so folgt noch ein ungeplanter Stopp am Frank Slide Interpretive Center — schließlich haben wir ja noch gut Zeit heute. Den Eintritt sparen wir uns, aber auch auf dem Interpretive Trail gibt es sehr viel Interessantes über Kanadas tödlichsten Bergsturz zu erfahren, bei dem im Jahre 1903 siebzig Menschen zu Tode kamen und die halbe Stadt Frank verschüttet wurde.


Um 16:30 Uhr kommen wir dann in Coleman an. Wir müssen zunächst ein bisschen suchen, bis wir unser vorgebuchtes York Creek B&B finden, denn das Straßensystem hier in Coleman ist etwas gewöhnungsbedürftig. Dann aber werden wir von Anne — unserer Gastgeberin — sehr freudig in Empfang genommen. Sie ist froh, dass wir relativ früh angekommen sind, da sie noch auf einen runden Geburtstag eingeladen ist und nur auf uns gewartet hat.

Trotzdem nimmt sie sich natürlich die Zeit, uns alles ausführlich zu zeigen und zu erklären. Wir sind von unserem Zimmer und dem B&B sehr angetan und machen uns schon mal mit den kleinen Extras vertraut — wie z.B. der Massage-Funktion des Bettes und dem Jacuzzi wink


Zum Essen gehen wir später in Chris’ Restaurant. Einfach, bodenständig, preiswert und gut — so kann man das wohl am besten beschreiben. Es erfreut sich im Ort offenbar großer Beliebtheit, denn kein Tisch steht lange leer. Als Geheimtipp gilt hier übrigens die Leber, was wahrscheinlich nicht jedermanns Sache ist, aber wir mögen das sehr!

Nach den riesigen Portionen ist ein Verdauungsspaziergang angesagt und wir bummeln noch etwas durch die ehemalige Bergarbeiterstadt Coleman. Entlang der Hauptstraße erinnert alles hier an die Vorstufe zu einer Ghosttown: die meisten Häuser stehen entweder leer oder sind „for sale“.

An einigen Gebäuden entlang des historischen Stadtrundganges sind erklärende Schilder angebracht, was sich früher darin befunden hat. Weiteren Infotafeln kann man entnehmen, dass im Jahre 1983 die Kohlenminen hier geschlossen wurden und die Stadt seitdem offenbar ziemlich im Verfall begriffen ist. Zu Spitzenzeiten haben in Coleman wohl über 5000 Menschen gewohnt — heute sind es gerade mal noch etwas über 1000.

Wir bummeln durch den Ort zurück zum B&B, wo sich eine richtig nette Gesprächsrunde entwickelt. Zuerst mit den anderen Gästen Bonnie und Robert aus Calgary, die uns noch viele Tipps für unsere letzten beiden Urlaubstage geben können und später gesellen sich auch Anne und Ken dazu, als diese von ihrer Geburtstagsparty zurück kommen.

Und schließlich kommen in diesem Urlaub sogar noch unsere Badesachen zum Einsatz, was wir gar nicht mehr geglaubt hatten: Wir springen für eine Runde in den Hot Tub und entspannen uns bei heißem sprudelndem Wasser.

Kurze Zeit später fallen wir bleischwer in’s Bett, wo wir uns von der Massagefunktion in den Schlaf schaukeln lassen.